In meiner Brettspiel-Auflistung zur Playstation 4 habe ich tatsächlich eines meiner Lieblingsspiele vergessen. Real Time Battle Shogi!
Die Idee dahinter finde ich ziemlich interessant und ich glaube, dass man das auch fürs Schach umsetzen könnte. Das Spielprinzip ist Folgendes:
Beide Seiten sind immer am Zug und man darf beliebig viele Züge auf dem Brett ausführen. Hat man einen Stein gezogen, erscheint über diesem Stein ein Countdown, welcher anzeigt, wann man diesen gezogenen Stein wieder ziehen darf. Auf diese Weise werden Durchmärsche mit einzelnen Figuren verhindert und es entstehen interessante Partien. Schnelligkeit und ein guter Überblick sind erforderlich. Folgendes Video illustriert das Ganze ziemlich gut:
Während beim Schach ziemlich schnell (schon in den ersten Zügen) im Zentrum die Figuren und Bauern aufeinander treffen können, ist Shogi etwas gemächlicher und man hat etwas Zeit, seine Spielsteine in eine gute Angriffsformation aufzustellen.Ich glaube, dass dieses Spielprinzip eine gute Bereicherung für unser Schachspiel wäre. Wie würde ein Stockfish unter diesen Bedingungen spielen?
Ich kann mir auch einen Brettschachcomputer vorstellen, bei welchem nach einem Zug das entsprechende Feld rot wird und man mit der Figur/Bauern auf dem Feld erst wieder ziehen kann, wenn der Countdown abgelaufen ist und die rote Anzeige im Feld verschwindet.
Real Time Battle Shogi wurde bisher für die Playstation 4 und das Nintendo Switch veröffentlicht. Bei der Nintendo-Version gibt es seit dem letzten Update sogar einen Online-Spielserver. Playstation 4 Besitzer müssen hier noch etwas warten.
Abseits von den Brettschachcomputern und Schachengines am PC,existiert eine kleine Nische in der Nische. Ja!, es gibt sie! Die Brettspielkünstler auf der Playstation 4. Als ich mir vor einigen Jahren eine solche Daddelkiste zugelegt habe, hielt ich selbstverständlich als Erstes Ausschau nach Schachsoftware im Playstation-Store zuhalten. Mit Ultra Chess wurde ich fündig.
Mein Interesse galt hauptsächlich der dort eingesetzten Engine und wie stark diese auf der Hardware der PS4 ist. Ein Engine-Autor wird nicht genannt und so versuchte ich, anhand des Spielstils Ähnlichkeiten zu bekannten PC-Engines auszumachen. Nach einigen Partien kam ich zu dem Schluss, dass Ultra Chess ziemliche Ähnlichkeiten mit dem Spielstil von HIARCS aufweist. Mutiges Angriffsschach das für Überraschungen sorgt. Auf der höchsten Spielstufe kann die eingesetzte Engine allerdings nicht mit einem aktuellen Stockfish mithalten. Trotzdem würde ich die Spielstärke auf etwa 2600 ELO schätzen.
Optisch ist das Ganze natürlich ein Augenschmaus. In Verbindung mit der VR-Brille und den Move-Controllern kann man sich sogar komplett von der Außenwelt lösen und befindet sich in unterschiedlichen Umgebungen, die zum Zocken einladen. Mit den Move-Controllern fasst man die Figuren wie bei einem Real-Brett an und zieht diese von einem Feld zum anderen. Wirklich beeindruckend, wie das umgesetzt wurde.
Ein zusätzliches Schmankerl ist das Onlinespielen. Hier kann man sich mit einer mehr oder weniger großen Anzahl an PS4-Schachspielern messen, was jedoch zu mehr Frust als Lust am PS4-Schach führt. Ich kann sagen, dass man unter den PS4-Schachspielern praktisch keine Vereinsspieler findet. Entweder findet man Gegner, welche man nach nur wenigen Zügen zur Aufgabe zwingt, oder man trifft auf die in Masse vorhandenen Cheater, welche sich teilweise eine ELO von 6000-7000 ergaunert haben. Eine Cheating-Kontrolle existiert nicht und ich denke das Ultra Chess ein sehr schönes Beispiel dafür ist, was passiert, wenn man Menschen in einen Topf schmeißt und unkontrolliert gegeneinander spielen lässt.
Waren es zunächst nur 2-3 Spieler, welche mit tausenden von ELO-Punkten die Tabellen anführten, sind es nach nur einem Jahr einige Hundert. Zum Glück kann man auch Freunde zum Spielen einladen von denen man sicher weiß, dass diese selbst um die Punkte kämpfen.
Man kann Turniere Veranstalten und gegen andere Teams in die Schlacht ziehen. Technisch ist das alles schön umgesetzt und für viele PS4-Besitzer ein netter Zeitvertreib. Erwähnenswert ist noch, dass im „Abspann“ des Spiels auch ein gewisser GM Niclas Huschenbeth genannt wird. 🙂 Er war einer der Tester, bevor das Spiel auf den Markt kam.
Im Prinzip könnte mein kurzer Ausflug in das Brettspiel-Reich der Playstation 4 hier schon enden, aber werfen wir einfach mal einen Blick über den Teich. Genau genommen Japan. Für PS4-Besitzer ist es fast schon Pflicht, sich neben einem deutschen PS4-Account auch einen japanischen Account anzulegen. Hierbei gibt es einige Hürden zu bezwingen (Zweitwohnsitz in Japan, japanische Kreditkarte, etc.), aber es soll sich lohnen.
Sucht man im japanischen PS4-Store nach Brettspielen, wird man mit einer schönen Vielfalt überrascht. Gerade der Hersteller Silverstar versorgt nicht unerheblich den virtuellen Brettspielmarkt. Exklusiv für den japanischen Markt hat dieser Hersteller auch ein kleines Schachprogramm für die PS4 entwickelt, welches auf den nicht gerade kreativen Namen Silverstar Schach hört.
Um es kurz zu fassen > Eine lieblose zusammen geschusterte Schachsoftware für die PS4, welche zudem auch noch richtig mies spielt. Braucht man nicht wirklich. Aber Japan gilt auch nicht als Hochburg des westlichen Schachs. Viel mehr Liebe stecken die Hersteller schon eher in das japanische Schach namens Shogi. Viele von euch wissen, dass ich auch ein passionierter Shogi-Spieler bin. Ok,- 🙂 Ich spiele eigentlich so ziemlich jedes exotische Brettspiel, bei welchem nicht gewürfelt wird. 🙂
Der absolute HIT ist hier die PS4-Version von Asonde Shogi ga Tsuyokunaru ! Ginsei Shogi DX.
Für Shogi-Spieler ein absolutes Muss. Die Engine ist bei voller Spielstärke wuchtig stark, lässt sich aber bei Bedarf drosseln. Es gibt einen adaptiven Modus und eine angenehme Auswahl an Gegnern. Auch kann man seine Partien anschließend vom Computer analysieren lassen und erhält Hinweise auf schlechte Züge und lehrreiche Kommentare.
Allen Shogi-Spielern die eine Playstation 4 besitzen kann ich diese Software wärmstens empfehlen! Man sollte allerdings schon etwas Erfahrung im Shogi haben, um nicht schon in den ersten Leveln zu scheitern. Für pure Anfänger gibt es allerdings auch eine Software: Kanazawa Shogi 2 -Lv.300-
Wie der Name schon sagt, bietet dieses Software 300 Spielstufen, um sich im Shogi nach oben zu kämpfen. Die ersten Level eignen sich besonders für Anfänger und es ist ein schönes Gefühl, sich Schritt für Schritt nach oben zu kämpfen. Zwar bietet das Programm nicht die Features von Ginsei Shogi DX, aber zum Spielen und lernen ist es eine gute Wahl.
Auch hier gibt es von meiner Seite aus eine Empfehlung. Generell kann ich sagen, dass Schachspieler sich unbedingt mal das japanische Schach Shogi anschauen sollten. Der Einstieg fällt hierbei ziemlich leicht und es erweitert den schachlichen Horizont. Da beim Shogi geschlagene Steine wieder eingesetzt werden dürfen, gibt es praktisch keine echten Endspiele. Shogi ist wesentlich komplexer als Schach und wenn man nach einigen Partien wieder zum westlichen Schach zurück findet, wirkt unser Spiel mit den 32 Figuren für kurze Zeit wie leichte Kost. 😉
Zu guter Letzt möchte ich noch auf ein Brettspiel hinweisen, welches sowohl als Reversi, als auch als Othello bekannt ist. Mit Minna no Othello gibt es hier einen schönen Ableger für die PS4
Für Zwischendurch eine schöne Abwechslung und ziemlich gut, wenn man sich im Vorausberechnen von Zügen üben möchte. Auch hier gibt es eine große Auswahl von Spielstufen, sodass einem nie langweilig wird.
Wer eine Playstation 4 besitzt und ein Faible für Brettspiele hat, kommt auf jeden Fall auf seine Kosten.
Soweit mein kleiner Abstecher in die Brettspielwelt der Playstation 4.
Selbstziehende Schachcomputer haben etwas Mystisches. Bereits in den 80ern gab es Schachcomputer, welche die Figuren auf dem Brett wie von Geisterhand zogen und auf den Spielwarenmessen für ungläubige Blicke sorgten. In meiner Schachcomputer-Sammlung findet sich zum Beispiel der Mephisto Phantom. Ein Gerät, welches Anfang der 90er auf den Markt kam und als einziges Gerät dieser Bauart eine recht passable Spielstärke aufweist. Mit etwa 1500 DM wurde der Schachcomputer seinerzeit angeboten und war damit kein Spaß zum Schnäppchenpreis, weshalb die Verkaufszahlen eher dürftig waren. Für 1500,-€ gab es damals schon Schachcomputer, welche zwar nicht die Züge auf dem Brett ausführten, aber dafür viel mehr Spielstärke und Komfort boten.
Die selbstziehenden Schachcomputer verschwanden vom Markt, bis die Firma Excalibur Anfang 2008 das Thema „selbstziehender Schachcomputer“ aufgriff und den Phantom Force Schachcomputer auf den Markt brachte. Mit ursprünglich gut 200,-€ Verkaufspreis ein wahres Schnäppchen, gegenüber den Geräten aus den 80ern und 90ern, aber leider wurde auch bei diesem Gerät nur eine maximale Spielstärke von etwa 1600 ELO geboten.
Fast zeitgleich zog der damalige Hersteller NOVAG nach, und präsentierte den Schachcomputer Novag 2Robot. Mit einem Roboter-Greifarm ausgestattet, war auch dieses Gerät in der Lage, seine Züge am Brett selbst auszuführen. Auch dieses Gerät bestach durch einen sehr attraktiven Preis von knapp 200,-€.
Und genauso wie beim Phantom Force der Konkurrenz, war die Spielstärke eher dürftig. Beide Schachcomputer hatten jedoch eine weitere Gemeinsamkeit. Sie verschwanden nach etwa 2 Jahren von der Bildfläche. Hin und wieder tauchte mal ein neuer Schwung von den Geräten auf, aber hierbei handelte es sich ausschließlich um Rest-Exemplare aus Lagerverkäufen der Hersteller. Die Verkaufszahlen beider Geräte waren ziemlich gut und nicht der Grund für das vorzeitige Verschwinden.
Der Knackpunkt war, dass beide Geräte absolut fehleranfällig waren und so gut wie jedes Gerät beider Marken kaum die Garantiezeit von 2 Jahren überlebte. Das hatte zur Folge, dass der Gewinn den die Hersteller mit den guten Verkaufszahlen einfuhren, durch Garantie-Reparaturen und Gerätetausch sich schnell in Luft aufgelöst hat und am Ende in einem finanziellen Desaster gipfelte.
Schuld für das frühzeitige Ableben der Geräte war nicht die eingesetzte Technik, sondern deren Umsetzung. Um den Kampfpreis von knapp 200,-€ zu halten, musste an allen Ecken und Enden gespart werden. Einen Schachcomputer zu produzieren der über Jahrzehnte seinen Dienst verrichtet, ist nicht unmöglich, aber sobald Mechanik die sich bewegt ins Spiel kommt, sieht die Sache etwas anders aus.
Beim Phantom Force setzte man auf die Magnet-Schienen-Technik. Hierbei befindet sich unterhalb des Schachbretts ein Magnet, welcher über zwei Riemen auf zwei Schienen entlang gezogen wurde und dadurch die Figuren auf dem Brett ziehen konnte. Verschleiß war praktisch vorprogrammiert. Selbst Jahre später suchen mich Schachcomputer-Sammler für eine Reparatur dieser Geräte auf und ein Blick ins Innere offenbart sehr schnell, dass es dem Hersteller durchaus bewusst sein konnte, dass die Lebensdauer des Phantom Force ziemlich begrenzt ist.
Was sich im Inneren des Phantom Force befindet, sieht schon ziemlich abenteuerlich aus, aber es funktionierte. Aber werfen wir einfach mal einen Blick auf ein wesentliches Detail.
Wir sehen hier die sogenannte Spannfeder, welche dafür sorgt, dass die Schienen und der Magnet nicht durch wackelige Riemen aus dem Gleichgewicht geraten. Man findet diese Art von Federn auch in Kugelschreibern, aber anders als bei diesen Schreibutensilien, ist diese Feder beim Phantom Force ständig unter Spannung. Es ist klar, dass witterungsbedingt und auch durch die ständige Verwendung des Schachcomputers diese Feder nicht ewig halten wird. Zudem reagiert diese Feder auf Erschütterungen ziemlich sensibel und es reichte bei manchen Geräten ein kurzes Schütteln aus, um bei dem Schachcomputer einen dauerhaften Defekt zu erzeugen. Hier hatte der Hersteller aber mitgedacht und unterhalb des Gerätes einen Schalter platziert, mit welchem man die Schienen für den Transport fixieren konnte. Wollte man anschließend mit dem Gerät spielen, musste man die Fixierung lösen.
Vergaß man das Lösen der Fixierung vor dem Starten einer Schachpartie, gab es für den Anwender bereits beim ersten Zug ein böses Erwachen. Nicht bei allen, aber bei vielen Geräten führte alleine dieser Lapsus zum dauerhaften Defekt. Auch ist es so, dass die meisten dieser Schachcomputer in einem Kinderzimmer ein neues Zuhause fanden und das Kinder mit ihrem Spielzeug nicht immer ganz so sorgsam umgehen, ist bekannt. Ein kurzer Klappser nach einer verlorenen Partie auf eine der Kunststoff-Seiten des Phantom Force quittierten viele Geräte mit Dauerstreik.
Kommen wir zum Novag 2Robot. Auch hier war der „niedrige“ Preis nur möglich, indem man auf „günstige“ Verarbeitung setzte. Bei einem beweglichen Roboterarm, welcher punktgenau Figuren auf einem Schachbrett ziehen muss, eine ziemlich mutige Aufgabe.
Komplett aus Kunststoff gefertigt, ist dieser Roboterarm eine ziemlich wackelige Angelegenheit. Bevor der Novag 2Robot eine Partie startet, justiert er den Greifarm. Im Falle von Fehlern kann man den Schachcomputer auch mit einer Tastenkombination zur kompletten Neu-Justierung des Roboterarms animieren. In der Praxis hat dies jedoch so gut wie nie funktioniert. Viel zu einfach kann man den Roboterarm auch im ausgeschalteten Zustand bewegen, was zwangsläufig dazu führt, dass das Gerät diesen Arm nicht mehr justieren kann. Während der Roboterarm ziellos übers Schachbrett wandert, weigert er sich komplett, seine Greifhand auszufahren. Ein typischer Defekt.
Es hat schon seinen Grund, warum Industrie-Roboterarme ein kleines Vermögen kosten. Bei Industrierobotern ist es praktisch unmöglich, die mechanischen Bauteile im ausgeschalteten Zustand zu bewegen. Bei Novag 2 Robot wäre ein Industrie-Standard sehr schön gewesen, aber dann hätte der Schachcomputer viele tausend Euro im Verkauf gekostet.
Einige Jahre später fand die beim Phantom Force verwendete Technik dann erneut Einzug in den Schachmarkt. Mit Square Off wurde ein weiterer selbstziehender Schachcomputer entwickelt, welcher die Technik des Phantom Force verwendet. Preislich in der oberen Mittelklasse vertreten, besticht der Square Off Schachcomputer durch seine Anbindung an Onlinespielen und war am Anfang ein absoluter Renner. Nun sind seit der Veröffentlichung einige Jahre ins Land gegangen und mittlerweile gibt es auch bei diesem Gerät recht viele Reklamationen auf Grund von Defekten in der Zugausführung. Hier muss man dem Team hinter Square Off allerdings Lob aussprechen, denn es wird weiter an Verbesserungen gearbeitet. So ganz in den Griff wird man das Problem mit dem Verschleiß der Mechanik aber nicht bekommen. Solange sich etwas mechanisch bewegt, wird es immer Verschleiß geben.
Vor ein paar Monaten sollte dann der Durchbruch erfolgen. Ein selbstziehendes Schachbrett, welches ohne Mechanik auskommt und die Züge alleine durch das Vorhandensein von Elektromagneten auf dem Schachbrett ausführt. Klingt zu schön um wahr zu sein und so war es dann auch 🙂
Für die Firma DGT habe ich versucht, die Technik nachzubauen und einen Prototypen zu erstellen, der mittels Elektromagneten Züge auf einem Schachbrett ausführen kann. Ja, es ist möglich, aber niemand will an einem Schachbrett spielen, welches knapp 20 Zentimeter hoch ist. Man könnte hier mit Sicherheit weiter forschen und die Ergebnisse verbessern, aber hierbei stellt sich am Ende die Frage, was ein Schachspieler bereit ist, für ein solches selbstziehendes Schachbrett auszugeben. Aus Herstellersicht macht es keinen Sinn, wenn sich die Entwicklungskosten eines solchen Gerätes erst nach 20 Jahren einspielen.
Trotzdem wird natürlich von vielen Herstellern weiter geforscht und eventuell geht dieser Traum dann doch noch irgendwann in Erfüllung.
Solange selbstziehende Schachcomputer mechanische Bewegungen auf Basis von Magnet-Schienen und Roboterarmen aus Kunststoff ausführen, bleiben diese mehr Fluch, als Segen.