Das DGT Pegasus Online-Schachset ist das neuste Produkt aus Hause DGT, welchem die Schachcommunity schon seit geraumer Zeit entgegenfiebert. Anfang letzten Jahres wurden mir die ersten Konzepte vorgelegt. Einfache Bedienbarkeit, transportabel und technisch up to date stand im Pflichtenheft. Gleichzeitig spielte auch die Brettgröße eine wichtige Rolle. Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Ist ein Display notwendig? Ja! Und da heutzutage praktisch jeder ein hochauflösendes Display in Form eines Smartphones besitzt, liegt es nahe, dass man dieses nutzt. Über ein Jahr hat die Firma DGT nun fleißig entwickelt und als ich vor etwas mehr als einem Monat beim Entwicklermeeting von DGT in den Niederlanden vor Ort war, wurde mir der erste Prototyp vorgestellt. Mit kindlicher Freude machte ich mich auch sofort ans Testen.
Wie beim DGT Centaur, befindet sich auch im DGT Pegasus ein austauschbarer Akku, welcher für tagelangen Spielspaß sorgt. Über das mitgelieferte USB-C Netzteil wird dieser auch ziemlich flott aufgeladen. Um den DGT Pegasus Leben einzuhauchen, stellt man per Bluetooth eine Verbindung zum Smartphone her und startet die von DGT entwickelte Schach-App. Sowohl für iOS, als auch für Android steht das Programm zur Verfügung.
Das Koppeln des DGT Pegasus mit einem Smartphone ist ein Kinderspiel und nur wenige Sekunden später steht mir die Auswahl zur Verfügung, mich entweder auf Lichess oder auf Chess.com online ins Gefecht zu stürzen. Kurz anmelden und es kann losgehen. Ein Konfigurieren des Lichess-Accounts ist nicht notwendig. Die Erstellung eines Lichess-Token und alle weiteren Einstellungen konfiguriert die App automatisch.
Als ich meine erste Partie startete, war ich überrascht, wie gut der Prototyp bereits funktionierte. Sowohl die gegnerischen Züge, als auch meine eigenen Züge wurde praktisch in Echtzeit übertragen. Durch die in den Feldern eingebauten LEDs war es ein Leichtes, den gegnerischen Zug auf dem Brett auszuführen. Ein Drücken auf die Felder ist nicht notwendig, da jedes Feld mit einem Sensor ausgestattet ist, welches automatisch auf die Figuren reagiert. Um Zeit zu sparen, testete ich, ob auch Premoves möglich sind. Dies bedeutet, dass mir der gegnerische Zug auf dem Brett per LED angezeigt wird und ich, bevor ich den gegnerischen Zug auf dem Brett ausführe, bereits meinen Antwortzug spiele und erst danach den gegnerischen Zug ausführe. Auch das hat prima geklappt!
Damit sind selbst Blitzpartien mit dem DGT Pegasus keine schweißtreibende Angelegenheit. Alles funktioniert schnell und zuverlässig. Auch beim Design gibt es nichts zu meckern, was aber auch nicht verwunderlich ist, da DGT alleine für das designen von Schachfiguren eine extra Arbeitsstelle geschaffen hat. Jede einzelne Figur liegt gut in der Hand und es fühlt sich einfach gut an, diese über das Brett zu ziehen. Hierbei spielt es auch keine Rolle, ob die Figuren gehoben oder über das Brett geschliffen werden. Der DGT Pegasus erkennt jede Eingabe zuverlässig und sicher. Gleiches gilt auch bei Schlagzügen. Besonders gut gelungen ist hierbei das Design des Springers. Er wirkt futuristisch modern und gleichzeitig zeitlos. Hier wurde ganze Arbeit geleistet.
Was das Onlinespielen betrifft, hat DGT einen absoluten Volltreffer gelandet! Als Hard- und Softwareentwickler schaue ich bei meinen Test aber auch auf andere Dinge. Eine API-Schnittstelle ist ein Muss! Von Anfang an habe ich mich dafür eingesetzt, dass der DGT Pegasus eine offene Schnittstelle besitzen muss, über welche jeder per Entwickler auf die Hardware zugreifen kann, um eigene Software für den DGT Pegasus zu entwickeln.
Der freie Zugang zur Hardware sorgte für viele gute Diskussionen. Für eine offene Schnittstelle spricht, dass der DGT Pegasus durch ein großes Softwareangebot noch mehr Interessenten erreicht. Gegen eine offene Schnittstelle spricht, dass ein Hobbyentwickler mit seiner eigens entwickelten Software die Hardware beschädigen könnte und es zu Garantiefällen kommt. DGT hat hier einen sehr schönen Mittelweg gefunden, um auf der einen Seite Hardware-Probleme durch unsachgemäße Programmierung von Dritten auszuschließen und trotzdem Programmierern indirekt kompletten Zugang zur Hardware zu geben. Die Lösung ist eine API-Schnittstelle welche über einen DGT-Cloud-Service läuft. Über diese Cloud-Schnittstelle können Entwickler problemlos eigene Apps für den DGT Pegasus programmieren. Gleichzeitig verhindert die Cloud-Schnittstelle, dass schädlicher Code die Hardware vom DGT Pegasus erreicht. Eine gute Lösung, welche ich allerdings noch praktisch testen muss.
Aber auch DGT ist klar, dass sich früher oder später ehrgeizige Entwickler finden werden, welche die Cloud-Schnittstelle umgehen und die Hardware direkt ansprechen werden. Aber das ist das nicht mehr das Problem von DGT. 😉
Wie bereits geschrieben, wird werden die Onlineschach-Plattformen Lichess und Chess.com von Beginn an unterstützt. Weitere Anbieter sind bereits in der Pipeline und werden nach und nach über Updates der App bereitgestellt. Selbstverständlich stehen die Apps kostenlos zum Download bereit. Viele Schachspieler fragten mich in den letzten Wochen, ob man mit dem DGT Pegasus auch offline Schach spielen kann. Also einfach Stockfish 14 in die DGT-App integrieren und los geht’s. Hier kann ich mit einem sicheren Ja antworten, allerdings liegt der Schwerpunkt des DGT Pegasus beim Onlinespielen und ich bin mir sicher, dass das Offline-Spielen erst im nächsten Jahr realisiert wird. Dadurch, dass die DGT-App der Dreh- und Angelpunkt des DGT Pegasus ist, lassen sich zukünftige Updates sehr einfach bereitstellen. Ein Feature, welches von Anfang an dabei sein wird, ist das Erstellen von PGNs und das Analysieren von gespielten Partien. Hier kann man wahlweise seine Partie direkt auf dem Smartphone unter die Lupe nehmen, oder direkt am PC.
Kommen wir nun zum Preis des Komplettpaketes. Hier konnte DGT trotz massiver Preissteigerungen im Elektronik-Bauteile-Bereich eine Preisspanne von 250 bis 300 Euro nennen. Irgendwo zwischen diesen beiden Zahlen wird sich der Endkundenpreis befinden. Wenn ich mir den DGT Pegasus anschaue und sehe, was das Teil leistet, bin ich damit sehr zufrieden. Der DGT Pegasus wird voraussichtlich in 1-2 Monaten verfügbar sein. Für Vorbesteller steht sehr bald ein Link bereit. In den nächsten Wochen wird es weitere News und Bilder geben.
Update 17.09.2021:
Der DGT Pegasus kann ab sofort unter folgendem Link geordert werden:
https://www.topschach.de/pegasus-online-schachspielen-p-4236.html
Bis bald
Euer Benny