Am 25.05.2019 fand ein Wettkampf „Mensch gegen Computer“ im Rahmen des Deutschen Schachmeisterschafts-Gipfels in Magdeburg statt. Mit GM Klaus Bischoff fand der Hersteller Millennium einen Großmeister, welcher nach Einladung bereit war, gegen ein Schachprogramm anzutreten. Gespielt wurden zwei Partien zu je 15 Minuten pro Seite mit wechselnden Farben.
Klaus Bischoff gehört zu den stärkeren Großmeistern in Deutschland und kein Gegner hat es wirklich leicht mit ihm. Noch vor dem Match teilte ich dem Geschäftsführer von Millennium Thomas Karkosch mit, dass ich als Ergebnis zwei blutleere Remisen erwarte. Klaus Bischoff ist ein Meister des Verflachens, wenn er auf Gegner trifft, welche er als stärker einschätzt. Im Falle des King Programms von Johan de Koning wurde er offenbar in kalte Wasser geworfen. Unvorbereitet startete er in die erste Partie und schob die weißen Steine ambitionslos übers Brett.
Großmeisterliches Schach sieht etwas anders aus. Schachcomputer sind geduldig und selbst in Zeitnot führen diese noch recht passable Züge aus. Bei Menschen steigt der Druck mit zunehmender Zeitnot und auch die Fehlerquote. Seine Figuren einfach nur irgendwo hinzuziehen und zu versuchen, immer in der Remisbreite zu bleiben, wird spätestens in der Zeitnot bestraft. Bei nur zwei gespielten Partien bleibt keine Zeit zum Anschnuppern. Hier muss man gleich in die Vollen gehen.
Wenig aufregend war auch die zweite Partie, in welcher Klaus Bischoff nochmal hätte in die Vollen gehen können. Aber auch in dieser Partie vermied Bischoff jede Art von Dynamik. Tatsächlich schaffte er es lange Zeit, die Remisbreite nicht zu verlassen und die Punkteteilung war in greifbarer Nähe. Allerdings packte Bischoff dann doch noch der Ehrgeiz und Übermut, um den vollen Punkt zu kämpfen. Das ging allerdings ziemlich in die Hose.
Klaus Bischoff spielte mit angezogener Handbremse und wenn man sich die Partien anschaut merkt man, dass er mehr oder weniger ratlos gegen das Schachprogramm agierte. Richtig Lust den Wettkampf zu spielen/gewinnen hatte der Gewinner einiger Blitz-Meisterschaften er offenbar nicht. In keiner Partie kam das „The King“-Programm in Verlustgefahr. Der Wettkampf hätte durchaus interessant werden können, aber nicht mit Klaus Bischoff als Gegner. Das Schachprogramm „The King“ ist ein durchaus schlagbarer Gegner, auf welchen man sich vorbereiten kann. Schwächen im Eröffnungsspiel und das Unterschätzen von gegnerischen Angriffen gehören zu den wunden Punkten des Programms. Verteidigen ist nicht die Stärke vom „The King“, aber das Programm von Johan de Koning kommt nicht oft in die Gelegenheit, sich verteidigen zu müssen.
IM Roman Vidonyak hat mit der selben Zeitkontrolle (15 Minuten) bei uns im Schachcenter gegen „The King“ gespielt und konnte in 4 Partien satte 3 Punkte holen (2 Siege und 2 Remis). Der Spielansatz von Roman Vidonyak war allerdings auch ein ganz anderer. Er wollte in jeder Partie den vollen Punkt holen und ließ sich gerne auf Verwicklungen ein. Souverän behielt er immer die Übersicht und kommentierte das interessante Spiel vom „The King“.
Ich selbst konnte gegen „The King“ ebenfalls schon ordentlich Punkten. Hierbei sei aber angemerkt, dass dies hauptsächlich am Eröffnungsbuch des „The King“ lag. Nicht selten weisen einige Varianten Lücken auf, welche man als ambitionierter Eröffnungsspezialist ziemlich gut ausnutzen kann. Als Mensch sollte man gegen „The King“ auf jeden Fall taktisch spielen, auch wenn man das gegen neue Schachprogramme ja eigentlich nicht machen sollte. Aber „The King“ unterschätzt beispielsweise sehr gerne bei kurz rochiertem König taktische Einschläge/Opfer auf h7.
Wie dem auch sei. Klaus Bischoff lief in beiden Partien im Leerlauf. Das er beim Schachspielen auch glänzen kann, zeigen die vielen Erfolge seiner Schachkarriere.
Anschließend gab es noch eine Podiumsdiskussion mit Marius Lauer und Ossi Weiner. Damit wurde der Abend dann doch nochmal interessant.
Sollte es ein weiteres Mensch-Maschine-Match geben, wäre es nicht schlecht, wenn Millennium einen Schachspieler als Gegner wählen würde, welcher keine Angst vor Gespenstern hat. 😉
„The King“ gewinnt 2:0 gegen Klaus Bischoff.
Bis bald
Euer Benny