Viele Funktionen von Chessbase 16 werden von den meisten Schachspielern nicht genutzt, da es sich meistens um irgendwelche Spielereien handelt, deren sinnvolle Nutzung wohl nur Chessbase kennt. Mit Version 16 des Schach-Datenbankprogramms wurde die Zentibauernanalyse als Funktion hinzugefügt. Chessbase will damit dem Nutzer und Ausrichter von Schachturnieren eine Möglichkeit geben, sich einen schnellen Cheater-Überblick zu verschaffen. Packt man alle gespielten Partien in eine Datenbank und öffnet diese, findet man im oberen Menü den Punkt „Zentibauernanalyse“ zur Auswahl.
Bevor man diesen Button drückt, wählt man die zu analysierenden Partien aus. Im anschließenden Dialogfenster kann man nun die Zeitspanne angeben, mit welcher die Engine jeden einzelnen Zug analysieren soll. Hier reicht es praktisch immer aus, den Wert 0 (Null) zu wählen. Die Engine bekommt hier in etwa 400ms Zeit, einen Zug zu analysieren. In der Praxis hat sich dieser Wert als vollkommen ausreichend bewährt. In meinen Tests waren die Ergebnisse bei 0-Sekunden-Analysen mit 3 Sekunden-Analysen nahezu identisch. Heutzutage haben die PCs genügend Power und können bereits in Millisekunden taktische Analysen einer Stellung durchführen.
Auf die Taktik kommt es an! Die Zentibauernanalyse funktioniert folgendermaßen. Die Engine analysiert jeden Zug einer Partie und ermittelt hierbei die Abweichung zwischen dem vom Mensch gespielten Zug und dem besten Enginezug. Als Ergebnis erhält man dann den Durchschnittswert aller in einer Partie gespielten Züge. Während Großmeister in langen Partien im Durchschnitt etwa 15-20 Zentibauern vom perfekten Spiel (perfektes Enginespiel = 0 Wert) entfernt sind, liegt dieser Wert bei Vereinsspielern zwischen 40 und 60 Zentibauern. Hier spielt natürlich auch die Bedenkzeit eine Rolle. In Bulletpartien werden naturgemäß mehr Fehler begangen, als in langen Partien. Hat ein Durchschnittsspieler in einer Partie einen Wert von 10, bedeutet das nicht automatisch, dass es sich um einen Cheater handelt. Hier muss man auf jeden Fall einen Blick in die Partie werfen. In langweiligen Abtausch-Franzosen und müdem Herumgeschiebe, welches im Remis mündet, kann auch ein Durchschnittsspieler einen 10er-Wert bekommen.
Grundsätzlich gilt, je mehr Partien eines Spielers zur Verfügung stehen, desto eindeutiger ist das Ergebnis. Die Zentibauernanalyse wird von Chessbase als Cheater-Analysetool beworben, jedoch eignet sich diese Funktion auch zum Analysieren der eigenen Partien. Man bekommt einen guten Überblick darüber, wie genau das eigene Spiel ist. Ich habe ungefähr 40.000 meiner Online-Bulletpartien damit analysiert und bin im Schnitt auf einen Wert von 70 gekommen. Für Bulletgehacke kein schlechter Wert. Wenn man das Ergebnis dann noch filtert und sich einen Überblick verschafft, in welchen Stellungstypen man eher schlecht abschneidet, hat man gutes Basismaterial für sein zukünftiges Training.
Gleichzeitig kann man damit auch sehr schön sehen, welche Stellungstypen bei den Gegnern für Kopfschmerzen sorgen.
Mir persönlich stellt sich nach meinen Tests die Frage, warum Chessbase diese Funktion nicht ausgiebig bewirbt. Hier und da findet man was im Netz, aber so richtig Eindruck hinterlassen diese Hinweise nicht. Eventuell sollte man hierbei den Schwerpunkt auf die Analyse der eigenen Partien legen und den Aspekt der zusätzlichen Trainingsmöglichkeit hervorheben. Etwas mehr weg vom Stempel des Cheater-Analysetools. 🙂
Bis bald
Euer Benny