Es ist mal wieder soweit. Die kleine Softwareschmiede aus Hamburg geht mit der neusten Chessbase Version in die sechzehnte Runde. Vor dem Release wurden vom CB-Programmierer Matthias Wüllenweber einige Videos veröffentlicht, in welchen er auf die Neuerungen von Chessbase 16 gegenüber Chessbase 15 eingeht. Mit dabei ist auch Arne Kaehler (Kreativer Kopf bei CB), welcher die sachlichen Vorträge von Wüllenweber durgehend mit „Super“, „Wahnsinn“, „Das gibt’s ja nicht“, „Ist ja Hammer“, etc. untermalt. Wer die Marktschreier aus dem Teleshopping kennt, weiß was ich meine ;-).
Die Videos sind relativ kurz und lassen insgesamt mehr Fragen offen, als man zu Anfang der Videos hatte. Grund hierfür ist, dass Wüllenweber größtenteils vorgefertigte Ergebnisse liefert, aber oftmals nicht den Weg, wie man zu den Ergebnissen kommt. Bei den Neuerungen handelt es sich zum Einen um leichteres Arbeiten mit bisherigen Funktionen und zum anderen um ein kosmetisches Refresh des mittlerweile nicht mehr stark frequentierten PlayChess-Servers.
Fangen wir mit der wohl wichtigsten Neuerung an. Dem Übersichten-Tab:
Der Anwender erhält mit dieser neuen Funktion die Möglichkeit, sich neue Ideen zu seinen Lieblings-Eröffnungen/Varianten automatisiert erstellen zu lassen. Bis Chessbase 15 musste man dies noch manuell machen, indem man sich Zug für Zug durch die gewünschte Eröffnung mittels der immer aktuelle Online-Live-Partiendatenbank von Chessbase klickte, oder die lokale Referenzdatenbank auf seinem Rechner hierfür nutzte. In Chessbase 16 wurde dieser arbeitsintensive Schritt automatisiert, jedoch mit einem dicken Haken.
Die Online-Live-Partiendatenbank steht bei dieser neuen Funktion nicht zur Verfügung. Grundlage für die Ergebnisse ist ausschließlich eine eigene lokale Partien-Datenbank, welche viele Millionen Partien enthalten muss, um Ergebnisse zu liefern. Diese lokale Partien-Datenbank muss man auch immer schön aktuell halten. Es wäre wirklich komfortabel gewesen, wenn Chessbase dieser Funktion den Zugriff auf die Online-Live-Partiendatenbank gegeben hätte. Der Grund für diese Einschränkung ist ziemlich offensichtlich. Anwender von Chessbase 16 sollen sich neben den von Chessbase angebotenen kostenpflichtigen Partien-Datenbanken Big Database 2021 und Mega-Database 2021 am besten auch noch das kostenpflichtige Partien-Update-Abo kaufen. In den Mega- und Premium-Paketen von Chessbase 16 sind Schnupper-Abos und entweder die Big oder Mega 2021 enthalten. Käufer der sog. Chessbase 16 Einzel-Version ohne Datenbanken schauen hierbei erstmal in die Röhre.
Nun könnte man natürlich argumentieren, dass praktisch jeder Vereins- und Turnierspieler bereits Chessbase 15 und eine Referenzdatenbank mit Millionen Partien besitzt und dies kein Problem darstellt. Das stimmt natürlich, jedoch werden diese Anwender wohl eher auf die günstigere Upgrade-Version von Chessbase 16 zurückgreifen. Neue Schachspieler, welche sich zum ersten Mal Chessbase zulegen und die günstigste Version (Chessbase 16 – Einzelversion) kaufen, benötigen auf jeden Fall eine Referenzdatenbank mit mehreren Millionen Partien.
Ich denke, dass sich Chessbase keinen Zacken aus der Krone gebrochen hätte, wenn sie zumindest ab dem StarterPaket den Zugriff auf die Online-Live-Partiendatenbank bei dieser neuen Funktion freigegeben hätten.
Aber gut, schauen wir uns die Funktion namens „Übersichten“ mal an. Als alter Theoriefuchs habe ich direkt eine Variante des Budapester-Gambits eingegeben, an welcher ich in meiner Freizeit ziemlich zeitintensiv herumforsche:
Bisher habe ich für die Erforschung von Eröffnungen die Software Aquarium von ChessOK verwendet. Diese bietet für diesen Bereich der Schachanalyse enorm viele Möglichkeiten, jedoch sind diese ausschließlich engine-basiert. Nun gut,- mit einer Referenzdatenbank (14 Millionen Partien) im Gepäck, wähle ich die Optionen „Modevarianten“ und „Meister“ für „Schwarz“ und klicke auf „Übersicht neu erzeugen“.
Es passiert…….nichts. Gerade mal 4 Partien will Chessbase 16 in meiner 14 Millionen Partien-Datenbank gefunden haben, was für die Erstellung eines Ergebnisses wohl nicht ausreicht. Bei einem Fund von 4 Partien kann man auch nicht von einer Modevariante sprechen. Ich wiederhole den Vorgang und wähle diesmal „Traditionell„.
Hier das Ergebnis:
Nun, ja, was soll ich sagen? Arne Kaehler (Kreativer Kopf bei CB) würde an dieser Stelle wohl „Super!“ oder „Wahnsinn!“ rufen. Mich hat das nicht vom Hocker gehauen. Aber gut. Schauen wir mal weiter. Diesmal nehme ich eine bekannte Variante im Spanier (Marshall-Angriff):
Die Hauptvariante wäre 11…c6, aber ich finde 11…Sf6 gegen Vereinsspieler ohne Theoriewissen ziemlich in Ordnung 😉
Hier das Ergebnis:
Also irgendwie sah das in den Videos von Wüllenweber etwas interessanter aus. Um es kurz zu fassen: Je tiefer eine eingegebene Eröffnungs-Variante ist, desto weniger Partien stehen diesem automatischen Prozess zur Verfügung. Entsprechend dürftig ist dann auch das Ergebnis. Wohlgemerkt arbeite ich mit einer Datenbank, in welcher 14 Millionen Partien enthalten sind. In der von Chessbase angebotenen Datenbank sind um die 8 Millionen Partien enthalten. Es ist klar, dass schon nach wenigen Zügen ziemlich viele Partien in der Datenbank für die Analyse nicht mehr in Betracht kommen. Nach den Zügen 1.e4 e5 fallen logischerweise alle in der Datenbank enthaltenen Partien mit beispielsweise 1.d4 d5 komplett weg. Eine Datenbank mit 14 Millionen Partien wirkt nur auf den ersten Blick als eine mächtige Datengrundlage. Bei diesem neuen Feature offenbar nicht ausreichend.
In praktisch allen von mir getesteten Varianten mit mehr als 10 Zügen, waren die Ergebnisse ernüchternd. Aber wie sieht es aus, wenn man ganz spartanisch nur 3 Halbzüge vorgibt? Ich habe mich für das Königsgambit entschieden und möchte eine Variantenauswahl im Gambit-Stil für Weiß. Gesagt getan:
Das sieht auf jeden Fall schon besser aus. Ich erhalte eine schöne Übersicht an Eröffnungsvarianten im Königsgambit, welche dem Gambit-Stil treu bleiben. Aber Moment! Gibt es hierzu nicht bereits seit der ersten Chessbase-Version die Filter-Funktion? Ja! – Nimmt man seine Referenzdatenbank und stellt den Filter auf 1.e4 e5 2.f4 und setzt den Filter auf Gambit/Opfer und die Voraussetzung, dass Weiß gewinnt, bekommt man nahezu identische Ergebnisse. Anschließend verschmelzt man die gefundenen Partien in eine Partienotation und man hat fast den gleichen Variantenbaum. In Chessbase 16 ist dieser durch die Möglichkeit des Auf- und Zuklappens von Varianten natürlich hübscher.
Als Matthias Wüllenweber die Funktion im Video vorgestellt hat, fand ich es ziemlich spannend. Jetzt, nachdem ich mich mit der Funktion ziemlich lange auseinandergesetzt habe, bin ich ziemlich ernüchtert. In Chessbase gibt es neben der Filter-Funktion auch seit vielen Jahren den sog. Eröffnungsreport, mit welchem man sich alles Wissenswerte über eine Eröffnung und deren Varianten anzeigen lassen kann.
Bei zu langen Varianten ist diese neue Funktion nahezu nutzlos und bei kurzen Varianten einfach zu global. Die Verwendung der Filterfunktion mit anschließendem Verschmelzen der Partien sind zwei Arbeitsschritte. Mit der neuen Funktion wird ein Arbeitsschritt gespart. Matthias Wüllenweber spricht im Video davon, dass man sich bisher mühselig durch die Referenzdatenbank klicken musste, um interessante Züge und Varianten zu finden. Ja, das habe ich vor vielen Jahren auch noch so gemacht, bis ich mich intensiver mit der mächtigen Filter-Funktion von Chessbase auseinandergesetzt habe, welche seit Jahrzehnten in Chessbase enthalten ist.
Was denn nun so neu sein soll an dieser Funktion, kann ich aktuell nicht sagen. An dieser Stelle noch ein Wort zu den auswählbaren Optionen „Einstieg„, „Klub„, „Turnier„, „Meister„, etc. – Wenn man diese Funktion nutzt, sollte man immer mindestens „Meister“ wählen. Das kann man auch machen, wenn man kein Meister ist. Mit dieser Auswahl wird lediglich die Variantenlänge beschnitten und meiner Meinung nach hat man hier genau falsch herum gedacht. Wählt man beispielsweise „Einstieg“, bekommt man nur dürftige Informationen und Varianten sind hier und da nur 2-3 Halbzüge lang. Einem Großmeister erschließt sich nach einer handvoll Zügen der Sinn einer Variante, aber als Anfänger benötigt man längere Varianten, um zu verstehen, wohin die Reise führt.
Mein Fazit zu dieser neuen Funktion lautet. „Alter Suchfilter im neuen Design“.
Kommen wir zur nächsten Neuerung „Der Suche nach der Neuerung“:
Im Tab LiveBuch gibt es nun den Button „Neuerungen schürfen„. Die Vorgehensweise ist recht einfach. Man klickt sich im LiveBuch durch eine beliebige Eröffnung und sobald man eine Stelle gefunden hat, in welcher es interessant wäre, eine Neuerung zu finden, klickt man den Button und lässt seinen Rechner nach einer Neuerung suchen. Auch hierbei kann man Vorgaben machen:
Aber Hey! Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Ja! Vor einigen Jahren integrierte Chessbase die „Let’s Check„-Funktion in seinen Programmen. Auch hiermit war/ist es möglich, eine Engine nach Neuerungen zu suchen zu lassen.
Auch bei Let’s Check konnte man diverse Einstellungen vornehmen, um die Suche einzugrenzen. Im Erfolgsfall gibt es auch die Meldung vom Server „Neuerung gefunden“. Der einzige Unterschied zu dem neuen Feature in Chessbase 16 ist, dass eine Neuerung bei Let’s Check etwas schwieriger zu finden ist, da hier nicht ausschlaggebend ist, ob jemand die Neuerung bereits gespielt hat. Hat jemand in seiner Let’s Check-Analyse eine Neuerung gefunden, ist dies auf dem CB-Server vermerkt und niemand kann diese Neuerung erneut als „Seine Neuerung“ deklarieren.
Bei der neuen Funktion in Chessbase 16 kann man dies nun etwas erweitert filtern.
Nach längerem Nutzen von Chessbase 16 bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass in dieser neuen Programmversion nur auf den ersten Blick Neues enthalten ist. Was als Neuheiten beworben wird, sind meiner Meinung nach lediglich Verbesserungen/Abwandlungen von bereits vorhandenen Features.
Es ist natürlich auch schwer, das Chessbase-Datenbankprogramm alle zwei Jahre neu zu erfinden. Irgendwann hat dieses Programm alles was das Schachspieler-Herz begehrt und das war um Version 12 bereits der Fall. Aber anstatt ständig an irgendwelchen „neuen“ Features zu schrauben, sollte Chessbase das Programm an sich verbessern. Hier ein Beispiel:
Egal, ob Sie Chessbase 12, 13, 14, 15 oder 16 verwenden, der Kopiervorgang von Partien aus einer PGN-Datei in eine CBH-Datei dauert in allen Versionen gleich lange. Es ist hierbei auch egal, ob Sie einen High-End oder Low-Cost PC verwenden. Bei meinem Test habe ich 240.000 Partien einer PGN-Datenbank in meine Referenzdatenbank (CBH-Format) hinzufügen wollen. Dieser Kopiervorgang hat gute 8 Stunden gedauert. Genauso lange, wie bei CB 12, 13, 14 und 15. Schaut man bei diesem Vorgang in den Taskmanager, sieht man, dass die SSD und die CPU nahezu im Leerlauf arbeiten. Hier ist eindeutig das Programm Chessbase der Flaschenhals.
Gleiches auch bei der Referenzdatenbank. Klickt man sich dort durch die Varianten, ist das bei einer Datenbank mit vielen millionen Partien ein Geruckel und Gezuckel. Genau hier hätte Chessbase ansetzen müssen. Aber nein, es müssen irgendwelche Spielereien als „neue“ Features präsentiert werden. 🙁
Damit schließe ich meinen kurzen Testbericht ab. Auf die diversen kosmetischen Verbesserungen im Playchess-Chat und den neuen 3D-Figurensätzen möchte ich nicht eingehen, da diese höchstens für maximal 0,0001% der Vereinsspieler wichtig sind. Unter uns gesprochen,- ich kenne keinen Schachspieler, der jemals die 3D-Figurensätze in Chessbase-Produkten installiert und verwendet hat.
Chessbase 16 ist kein schlechtes Programm, aber das waren die Versionen 12, 13, 14, und 15 auch nicht. Wie in den Jahren zuvor, bleibe ich auch bei Chessbase 16 bei meinem Rat an alle Neueinsteiger im Schach: „Ein gebrauchtes Chessbase ab Version 12 reicht vollkommen aus und kann günstig bei Ebay, etc. erworben werden.“. Wer bereits Chessbase 15 besitzt zieht vielleicht ein Upgrade auf die 16 in Betracht. Aber auch hier kann ich noch keine Empfehlung geben. Wie bei praktisch jeder neu veröffentlichten Chessbase-Version, tummeln sich auch in Chessbase 16 wieder viele Bugs. Während Chessbase 15 mittlerweile halbwegs rund läuft, muss bei Chessbase 16 wieder nachgearbeitet werden. Angefangen vom unsichtbaren Brettfenster, dass manuell maximiert werden muss, bis hin zu diversen Anzeigefehlern in der Notation. Bei meinem CB16-Test kam die ganze Bandbreite vor.
Chessbase wird diese Bugs aber nach und nach beheben und es wird nicht lange dauern, bis die ersten Update-Hinweise aufpoppen.
Wer sich trotzdem in das Abenteuer stürzen möchte, kann die einzelnen Pakete unter folgenden Links bestellen:
Chessbase 16 – Upgrade von 15: https://www.topschach.de/chessbase-upgrade-p-4217.html
Chessbase 16 – Einzelversion: https://www.topschach.de/chessbase-einzelversion-p-4218.html
ChessBase 16 – Megapaket Edition 2021: https://www.topschach.de/chessbase-megapaket-edition-2021-p-4220.html
ChessBase 16 – Premiumpaket Edition 2021: https://www.topschach.de/chessbase-premiumpaket-edition-2021-p-4221.html
Für alle Sparfüchse noch ein Hinweis. Zu dem kostenpflichtigen Partie-Update von Chessbase, gibt es unter folgendem Link eine kostenlose Alternative:
https://theweekinchess.com/twic
Hier kann man sich jede Woche kostenlos die neusten Partien der laufenden Events- und Turniere im PGN- und CBH-Format herunterladen und damit seine Referenzdatenbank immer auf dem neusten Stand halten.
Bis bald
Euer Benny
Hallo Benny!
Habe mir deinen Bericht sorgfältig durchgelesen und muss feststellen, dass du in jedem Punkt recht hast!! Allfällige Bugs im CheBase 16 könnten wirklich ausgebessert werden. Z.B. bei der „Taktischen Analyse“ hängt sich mein neuer 6.000,- Euro Computer (und der ist mit neuer Hardware vollgespickt) immer kurzfristig auf und läuft nach wenigen Sekunden wieder weiter. Und das schon seit CB 15. Also ChessBase wäre gut beraten, wie du schon in deinem Bericht schreibst, eher auf die Stabilität des Programmes zu schauen und nicht alte Schnörksel verschnörkseln!
Liebe Grüße aus Wien
Ferdinand
Hallo Ferdinand,
mit „aufhängen“ meinst Du sicher die GUI. Ja, das Phänomen mit dem kurzen Einfrieren der GUI kommt unabhängig von der Hardware praktisch auf allen Rechnern auf denen CB 16 läuft vor. Als Programmierer kenne ich mögliche Gründe solcher kurzzeitigen Aussetzer. Es handelt sich hierbei um einen „Programmierfehler“. Bessere Hardware kann das Problem nicht lösen. Ich möchte das kurz erklären.
Als es noch keine Threadprogrammierung gab (ist Ewigkeiten her), liefen Programme folgendermaßen ab. Nehmen wir an, wir schreiben eine Software zur Berechnung einer Gleichung. Die Berechnung dauert 10 Sekunden. Wir erstellen eine GUI (Oberfläche) mit einen Button und wenn wir diesen Button drücken, beginnt das Programm den Rechenvorgang. Nun kommt der Knackpunkt. Wenn wir beim Programmieren den GUI-Prozess nicht vom Berechnungsprozess trennen, friert die GUI ein und erst wenn die Berechnung zu Ende ist, ist die GUI nicht mehr eingefroren.
Um ein solches Verhalten (Einfrieren der GUI) zu verhindern, unterteilt man die einzeln auszuführenden Programmteile in Threads (Es gibt auch andere Möglichkeiten). Man trennt die Funktion zur Berechnung der Gleichung durch einen eigenen Berechnungs-Thread von der GUI ab. Auf diese Weise friert die GUI nach dem Drücken des Berechnen-Buttons nun nicht mehr ein. Die Berechnung erfolgt „außerhalb“ der GUI und man hat auch während der Berechnung Zugriff auf die GUI.
Bei der in Chessbase 16 enthaltenen „taktischen Analyse“-Funktion sind offenbar noch Teile dieser Funktion mit der GUI verknüpft. Dies führt dazu, dass die GUI solange einfriert, bis der mit der GUI verknüpfte Prozess zu einem Ergebnis (beendet wird) kommt.
Nun ist es so, dass man als Programmierer in manchen Fällen einfach nicht will, dass während eines Prozesses der Anwender auf die GUI zugreifen kann. Man will damit beispielsweise verhindern, dass der Anwender irgendwelche Buttons drückt, während ein laufender Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Der Anwender könnte dadurch Fehler erzeugen. Die GUI einfrieren zu lassen ist allerdings eine ziemlich unelegante Lösung, da es bei zu langem Einfrieren der GUI zu der typischen System-Meldung kommen kann („Das Programm reagiert nicht mehr„).
Im Falle von Chessbase 16 denke ich aber, dass man dieses kurzzeitige Einfrieren bewusst in Kauf nimmt und man wegen dieser paar Sekunden Einfrieren keine aufwändige Umprogrammierung der Prozesse vornehmen möchte. Im Prinzip funktioniert es ja auch mit diesem kurzen Einfrieren. Aber sauber programmiert sieht halt anders aus.
Als erfahrener Programmierer weiß man aber auch, dass solche Nachlässigkeiten irgendwann dann doch problematisch werden. Spätestens wenn man die „Taktische Analyse“-Funktion mit weiteren Features ausstatten will, kann einem dieses kurze Einfrieren zum Problem werden.
Fairerweise muss man aber auch sagen, dass Chessbase 16 mittlerweile dermaßen mit Funktionen überfrachtet ist, dass man es als Programmierer nicht wirklich leicht hat. Wenn man nicht von Anfang an sauber programmiert, hat man später kaum noch Chancen, den Code zu bereinigen. Da will man als Entwickler einfach nur noch das alles irgendwie läuft. In Chessbase 16 sind Funktionen enthalten, an welche man bei der Erstellung von beispielsweise Chessbase 12 noch nicht gedacht hat. Hier muss man als Programmierer bei der Version 12 schon aufpassen, dass man sich im 12er-Code zukünftige Ideen nicht verbaut.
Aus diesem Grund wurde beispielsweise auch die ursprüngliche Fritz-Engine nicht mehr weiter programmiert. Es gab einen Punkt, da konnte man die neuen Techniken nicht in den alten Code implementieren. Man hätte alles von Grund auf neu programmieren müssen.
Auch wenn es keine Lösung des Einfrieren-Problems ist, hoffe ich, dass ich Dir zumindest eine mögliche Ursache dafür erklären konnte.
Viele Grüße
Benny
Lieber Benny!
Vielen Dank für die äußerst umfangreiche und kompetente Antwort! Noch nie hatte ich so eine Auskunft über ChessBase-Programme bekommen. Nichtsdestotrotz werde ich ChessBase die Treue halten, weil sie doch vieles anzubieten haben.
Abschließen möchte ich dir noch sagen, dass es für mich, ab sofort, meine Pflicht sein wird, deine Homepage öfters zu besuchen!
Liebe Grüße
Ferdinand
Hallo Ferdinand,
Danke für das Lob. Ich selbst verwende ja auch Chessbase und bin damit auch recht zufrieden. Irgendwann hat man den Dreh raus und kauft sich die neuen Versionen immer erst ein Jahr später, wenn der größte Teil der Bugs gefixt wurde.
Viele Grüße
Benny