Bereits mit Fat Fritz 1 sorgte die Firma Chessbase bei nicht wenigen Programmierern und Anwendern für Unmut, da hinter dem kommerziellen Produkt Fat Fritz nichts anderes steckte, als die Open Source Technik von Lc0 (Leela Zero). Eine Engine mit bahnbrechender Technik, welche jeder Schachfreund kostenlos herunterladen kann.
An 9. Februar 2021 veröffentliche Chessbase nun die zweite Version von Fat Fritz. Diesmal bediente sich das Unternehmen am Source von Stockfish 12 und dessen revolutionärer NNUE-Technik. Bei Stockfish handelt es sich um ein Open-Source Projekt, an welchem eine Vielzahl von Programmierern in ihrer Freizeit arbeiten und allen Schachfreunden kostenlos zum Download anbieten. Der Quellcode ist für jeden frei zugänglich.
Stockfish 12 Entwickler Tord Romstad reagierte mit einem Tweet auf die moralisch sehr bedenklichen Geschäftspraktiken der Firma Chessbase:
I'm so disappointed in @ChessBase for selling FF2. It might be legal, but it's morally questionable and shockingly unoriginal.
— Tord Romstad (@tordr) February 10, 2021
Immer öfter gerät Chessbase mit diesen Praktiken in die Kritik. Seit vielen Jahren investieren die Entwickler von Stockfish ihre Zeit und ihren Schweiß und schenken uns Schachspielern die stärkste Schachengine mit der innovativsten Technik. Chessbase greift sich die Leistung der Stockfish 12 Entwickler ab und verlangt für das auf dieser Technik basierende Fat Fritz 2.0 knapp 100,-€.
Fat Fritz 2 fühlt sich wie eine Mogelpackung an!
Und Chessbase setzt noch einen drauf. Bei der von Chessbase zu Fat Fritz 2 an Händler versendeten Produktbeschreibung wird der Name Stockfish verschleiert:
Schachspielern, welche sich in der Schachcomputer- und Schachengine-Szene nicht auskennen, wird damit die Chance genommen, selbst zu recherchieren, was tatsächlich hinter Fat Fritz 2 steckt. Ebenso werden mit diesem „Schreibfehler“ entsprechende Suchanfragen per Google umgangen. Wer nach „Stocksh“ sucht, wird kein Stockfish finden. Das es sich hierbei um einen unabsichtlichen Schreibfehler handelt, kann ausgeschlossen werden. Er kommt in der Produktbeschreibung einfach zu oft vor.
„Täter: Nein Herr Staatsanwalt, er ist mir ins Messer gelaufen! – Staatsanwalt: Aber doch nicht 23 mal!“
Aktuelle Anmerkung (16.02.2021):
Ein Leser machte heute auf Folgendes aufmerksam: „Das war ein DTP Fehler – „Fi“ ist ja beim Setzen eine Ligatur und daher häufig mal ein Sonderzeichen, wenn man es aus einem anständigen PDF etc kopiert – und dann fehlt das „fi“ einfach – das wirds wohl gewesen sein.“
Normalerweise würde ich an dieser Stelle einen Produktlink zu Fat Fritz 2 anbringen, aber aus gutem Grund verzichte ich darauf und verlinke zum Original:
Wer die beste Engine für seine Analysen kostenlos herunterladen möchte, kann dies unter folgendem Link:
https://stockfishchess.org/download/
Infos zur NNUE Technik gibt es hier:
Stockfish 12 stelle ich hier vor:
Bis bald
Euer Benny
Könnte ich so unterschreiben, wenn ich müsste …
ABER: Für die FatFritz2_v1.bin hat sich Albert Silver dann doch wenigstens zum Valentinstag ein paar Tulpen verdient: https://www.youtube.com/watch?v=zut9dbVcbpg
Übel grenzwertig, ich weiß … aber noch zu gut zum Wegwerfen 😉
Chessbase bietet schon lange keine eigenen Innovationen mehr. Stattdessen verkaufen sie zu absolut überzogenen Preisen Engines, obwohl es die besseren wie Stockfish für lau gibt. Ebenso mit dem chessbase Programm. Das braucht bei den ganzen Platformen, die es heute gibt kein Mensch mehr und die wissen das auch. Auch da wird viel Geld für marginale updates verlangt. Da kann man locker mal 3 ganze Versionssprünge auslassen, ohne was zu verpassen.
Irgendwie muss Chessbase ja die Zeit bis zur verdienten Rente überbrücken. 😉
Hallo,
auf der Webseite von Chessbase steht in der Beschreibung ganz klar „powered by a modified version of stockfish“. Kann doch jeder selbst entscheiden, ob er ein Free GUI mit dem Open Source Stockfish verwenden will oder sich einfach das Paket bei Chessbase kauft.
In der von CB an die Händler versendeten Beschreibung steht das eben nicht drin. Mittlerweile haben es einige Reseller, wie beispielsweise Amazon, entsprechend korrigiert. Es geht auch nicht darum, ob sich ein Interessent für Stockfish (kostenlos) oder Stockfish (kostenpflichtet) entscheidet, sondern um den zwischenmenschlichen Umgang.
Chessbase hat es nicht für nötig gehalten, die Programmierer von Stockfish zu kontaktieren. Noch nicht einmal ein „Danke“ gab es von Seiten Chessbase. Stattdessen wird ein Interview mit Albert Silver veröffentlicht, in welchem er von Chessbase als der Starprogrammierer gefeiert wird, der „from the scratch“ Fat Fritz 2 entwickelt haben will. Chessbase hat das Video bei YouTube nicht gelistet, wodurch es in der YouTube-Suche nicht erscheint. Ebenso wurde auch in allen Artikeln über Fat Fritz 2 auf der Chessbase-Webseite die Kommentar-Funktion von beginn an deaktiviert. Es war Chessbase durchaus bewusst, dass sie mit dieser Aktion in ein Wespennest stechen. Rechtlich gesehen ist CB wohl auf der sicheren Seite, aber nicht alles war erlaubt ist, ist automatisch moralisch in Ordnung.
Diesen ganzen Ärger hätte man sich sparen können, wenn CB zuvor das Stockfish-Team kontaktiert hätte. Einfach etwas Anerkennung für die geleistete Arbeit der ganzen Programmierer zeigen. CB macht hier aber genau das Gegenteil, indem sie Albert Silver in den Himmel loben und ihn eine Stunde lang ein Märchen aus 1000 und einer Nacht erzählen lassen.
Das ist einfach respektlos.
Das war ein DTP Fehler – „Fi“ ist ja beim Setzen eine Ligatur und daher häufig mal ein Sonderzeichen, wenn man es aus einem anständigen PDF etc kopiert – und dann fehlt das „fi“ einfach – das wirds wohl gewesen sein.
Gut erkannt! So könnte es gewesen auch gewesen sein.
Ganz aktuell hat das Stockfish Team ein Statement auf deren Webseite zu Fat Fritz 2 abgegeben:
https://blog.stockfishchess.org/post/643239805544792064/statement-on-fat-fritz-2
Ganz so einfach wie es sich Chessbase macht, ist es wohl doch nicht.
Benny
Wer eine GPL v3 Software in seiner Software einbindet muss diese auch im Quellcode veröffentlichen oder zumindest auf Anfrage herausgeben. Sollte also FF2 in einer Fritz GUI enthalten sein dann ist die GUI auch unter GPL v3 lizensiert und muss im Quellcode zugänglich gemacht werden. Nur FF2 Modifikationen zu veröffentlichen reicht da glaube ich nicht,
Ich habe hierzu bereits ein Update veröffentlicht: https://schach.computer/statement-vom-stockfish-team-zu-fat-fritz-2/
Gruß
Benny
Hallo, auf der Webseite von Chessbase wird doch ganz klar beschrieben, dass FF2 auf Stockfish basiert. Für die 100 Euro gibt es die Fritz GUI, 6 Monate Premium Zugang und Stockfish Plug&Play auf den Rechner. Ich finde da jetzt nichts verwerflich dran. Kann doch jeder selbst entscheiden ob er sich eine freie GUI und SF selbst besorgt oder halt bequem ist und sich das FF2 Paket kauft. DGT liefert ihren Schachcomputer auch mit Open Source aus und basiert auf picochess und freien Engines. Da ist auch nur ein Raspery PI drin verpackt.
Hallo Gerd,
das Stockfish-Team hat zu dem Sachverhalt bereits Stellung genommen:
https://schach.computer/statement-vom-stockfish-team-zu-fat-fritz-2/
Viele Grüße
Benny
Hallo, auf der Chessbase Wenbseite steht doch unter Beschreibung eindeutig, dass FF2 auf Stockfish basiert. Man bekommt ja für die 100 Euro auch die Fritz 17 GUI und 6 Monate Premium Account, ist ja nicht so, dass hier nur die Engine verkauft wird. Leider bleibt das in dem Artikel unberücksichtigt. Ich finde da jetzt nichts verwerfliches dran. Für nicht Technik affine bekommt man das ganze dann out-of-the Box fix fertig zum installieren inkl. Support.
Hallo Thomas,
mal abgesehen davon, dass man Stockfish 12 genauso „out-of-the-box“ in jede Schach-GUI einbinden kann, bekommt man die Fritz 17 GUI + 6 Monate Premium auch günstiger. Es ist auch nichts Verwerfliches daran, wenn man Stockfish 12 in einer GUI kommerziell anbietet. Verwerflich ist aber auf jeden Fall, wenn Chessbase behauptet, dass diese ganze NNUE-Technik von Albert Silver umgesetzt wurde. Die Arbeit die das Stockfish-Team in den letzten Jahrzehnten hatte, wird komplett unterschlagen. Das Stockfish-Team hat hierzu bereits Stellung genommen:
https://schach.computer/statement-vom-stockfish-team-zu-fat-fritz-2/
Viele Grüße
Benny
Wer aber nach
Stocksh Schach
oder
Stocksh chess
googelt, kommt aber schon ganz fix zum Stockfish.
Das ist kein Verstecken, das ist keine böse Absicht gewesen. Benny, man kann auch zuuu misstrauisch sein.
Hallo Benno,
google einfach mal nach „Stocksh“ ohne den Zusatz „Schach“. Ich schließe nicht aus, dass es sich um einen Formatierungsfehler handelt und habe dies auch in meinem Beitrag nachträglich als mögliche Erklärung eingefügt. So wie Chessbase und Albert Silver in ihren Interviews geflissentlich verschweigen, wäre ein absichtliches Verfremden des Namen Stockfish den beteiligten Personen nicht wesensfremd. Das Stockfish-Team hat ungeachtet dessen ein Statement zu Fat Fritz 2 veröffentlicht.
Viele Grüße
Benny
Das Überholen ohne einzuholen ist eben ’schwer‘!
Schlimm schlimm! Schlimm das alles! Sehr schlimm: Da haben die ungewaschenen und durch die Pandemie deutlich unterbeschäftigten Massen die Tür zur plüschgepolsterten Echokammer (in se subterrean hell/achter Kreis; wahrscheinlich Hansestadt Hamburg) aufgerissen… Wie bleibe ich jetzt im Bilde? Gar nicht!
Die Unbeholfenheit* im Umgang mit einer Quellcodelizenz, der u.a. im Gerichtssaal, welcher quasi vor der eigenen Haustür liegt, die Rechtsverbindlichkeit bestätigt wurde, verwundert mich.
(Sourcecode? … „Can be found on github.“ [ebd, irgendwo; somewhere over the rainbow. Tralala!])
Nachgereicht (ist das auf der DVD?) und unvollständig (meiner Meinung nach). Kthxbye!
Wie so etwas ‚in gut‘ (ordentlicher Pfad, sogar selbsgehostet und vor allem konkret) geht?
https://opensource.apple.com/source/Chess/Chess-408/
https://sources.debian.org/src/stockfish/12-2/src/
usw.
Nicht zu wissen, wie man was und in welcher Reihenfolge richtig zu tun hat, daß alle Parteien in ihren Ansprüchen und Rechten befriedigt und auch abgegolten werden, liegt vielleicht darin begründet, daß man einfach zu lange die ernsthafte Programme (Fritz/Chessbasebase-GUI) ausschließlich für Windows entwickelt und vertrieben hat und sich wechens eigenem intellektuellen Eigentum (?) um derartiges nicht zu kümmern hatte in der Vergangenheit, die sehr schön gülden war (Aber nun ist ja alles anders: Die einstigen Schwergewichte programmieren wohl kein konkurrenzfähiges Ranglistensiegerbesiegerprogrammaterial (Obacht! Alte Rechtsschreibung!) mehr.).
Auch Flash von Adobe war gülden. So gülden, daß Adobe im Sommer 2017** endlich EOL dieser Pest für 2020 ansagte. Chessbase 16 erscheint dann auch pünktlich 2020 mit Adobe-Flash in dem Systemvorraussetzungszettelinski (für Übertragungen…, gibt’s da bald ein Update – Microsoft will’s nämlich nun auch nicht mehr ***!).
1337 eh!
Nunja. Wenn man mehrere Plattformen (alle mobilen: Trillarden an Nutzern mit unbegrenztem Dogecoinvermögen) bespaßen will, sollte man dann nicht..? Fritz/Chessbase für iOS/Android? Taugt das (Frage in die Runde)?
Fast zwölf Jahre liegen zwischen dem Erscheinungsjahr von iOS und modernem Fritz-Trainer-Stuff, ffs!
Ach so: Obwohl ich die Hauptseite von Chessbase unübersichtlich und altbacken (Lichess/chess.com anyone?) finde, würde ich für einen modernen Fritz (auf Linux/Mac OS (ohne das Gewurschtel mit wine/virtuellen Maschinen)) sehr gern die 70-100 € latzen. Selbst mit Stockfish only (selfsame, pure). Das Programmkonzept an sich ist tatsächlich so toll (bis auf die ‚Ribbons‘ und wahrscheinlich shitty netcode, der wohl für Verbindungsabbrüche u.dgl. verantwortlich ist) und etwas vergleichbar schönes gibt’s einfach nicht sonst. Zumindest nicht im Paket.
*Houdini 6…L0L
**https://web.archive.org/web/20170907180618/https://blogs.adobe.com/conversations/2017/07/adobe-flash-update.html
***KB4577586 für Windows10-Masochisten
die 100 euro sind rausgeworfenes geld, basta
Ganz so hart würde ich es nicht formulieren. Man bekommt nebenbei die Fritz 17 Oberfläche und 6 Monate Premium Zugang zum Chessbase-Onlineangebot. Das man diese beiden Sachen auch günstiger bekommen kann, ist richtig.
Entschuldigung, aber die komplette Soft- und Hardwareindustrie lebt davon, laufend nutzlose Updates an eben jeder Soft- und Hardware zu verkaufen. Die Leute kaufen sich regelmäßig I-Phones, weil die alten irgendwann wegen mangelnder Kompatibilität zum eigenen Betriebssystem nicht mehr funktionieren.
Es gibt haufenweise neue Schachbücher, die Eröffnungsvarianten propagieren, die einer näheren Betrachtung nicht standhalten. Genauso wie die meisten Eröffnungskurse bei Chessable mit heißer Nadel gestrickt wurden. Bei Chess 24 ist es das gleiche.
Chessbase hat die Schachdatenbanken erfunden, bietet vielen Menschen Arbeitsplätze und zahlt in Deutschland steuern.
Richtig, mit Fat Fritz 2 hat man sich ins eigene Knie geschossen, und sich auf das Niveau vieler anderer herab begeben, aber „Open Source“ ernährt keine Familien, und in einer Zeit, in der ein norwegischer Millionär, den halben Schachmarkt aufkauft, und den Rest plattmacht, sollte man mal beginnen etwas über den Tellerrand zu schauen…
Also bitte, als Brancheninsider erwarte ich von Ihnen etwas mehr Ausgewogenheit.
Hallo Matthias,
was Du schreibst kann ich in fast allen Punkten unterschreiben. Die Sache mit Open Source sehe ich allerdings anders. Open Source bietet jedem Programmierer die Chance, sich mit innovativen Techniken auseinanderzusetzen und diese bei eigenen Projekten anzuwenden. Auf diese Weise profitieren auch Programmierer, welche sonst keine Möglichkeit haben, an dieses Wissen heranzukommen. Nicht jeder kommt an die Ressourcen eines Massachusetts Institute of Technology ran. Ich denke, dass gerade dieses kostenlose Verbreiten von Wissen dazu führt, dass Familien ernährt werden können.
Chessbase nutzt die Stockfish-Technik und hieran ist zunächst nichts Verwerfliches. Die Open-Source-Programmierer haben mit der Verwendung ihrer Arbeit von Dritten kein Problem und wünschen dies sogar. Ein Problem entsteht aber dann, wenn Dritte die Arbeit von Open Source Programmierern als eigene Arbeit darstellen. Chessbase behauptet, dass Albert Silver Fat Fritz 2 praktisch „from the scratch“ programmiert hat. Nur am Rande wird gesagt, dass Fat Fritz 2 auf Stockfish basiert. Diese Aussage ist schlicht falsch. Die Technik die Fat Fritz 2 verwendet basiert nicht auf Stockfish, sondern es ist Stockfish. Die Veränderungen die am Stockfish-Code für Fat Fritz 2 vorgenommen wurden, sind rein kosmetischer Natur.
Chessbase hat ein eigenes Netz für diese Stockfish-Engine (Chessbase nennt sie Fat Fritz 2) generiert und bei der Generierung wurden Stockfish-NNUE-Tools verwendet. Man muss kein Programmierer sein, um sich auf diese Weise ein eigenes Netz zu generieren. Genau hierin liegt die „Leistung“ von Chessbase und genau das hätte man von Anfang an genau so kommunizieren müssen. Stattdessen hat Chessbase Herrn Albert Silver als den Heilsbringer gefeiert, der „from the scratch“ alles selbst entwickelt haben soll. Eine solches Propagieren von Falschinformationen führt zwangsläufig zu Ärger.
Genau das ist der Vorwurf an Chessbase von den Open Source Programmierern und der Community. Nicht mehr und nicht weniger.
Was die Ausgewogenheit betrifft, gebe ich Dir in Teilen Recht. Da könnte ich nachbessern.
Viele Grüße
Benny
Hallo Benny,
da gebe ich Dir Recht. Mich störte mehr der Teil über die „Überbrückung der Zeit bis zur Rente“.
Diese Fat Fritz Geschichte ist für mich ein Indiz, das es Chessbase nicht gerade eben gut gehen kann, was ja nicht weiter verwundert. Vor ein paar Jahren noch Monopolist müssen sich die Umsätze pulverisiert haben.
Und hier komme ich wieder zur Kritik der „Umsonstkultur“ des Internet. Du hast mit allem Recht, dennoch schädigt es enorm viele, dass Google & Co, beinahe alles, bis auf ihre AdWords Anzeigen quasi für lau weggeben.
Junge Star Ups träumen heute häufig nicht mehr vom eigenen Erfolg, sondern nur noch davon, irgendwann mal von Google & Co. aufgekauft zu werden.
Nun gibt es beim Schach halt Stockfish, LiChess und andere die ihren Content quasi verschenken. Das ist zwar nett, kostet aber einfach Arbeitsplätze, worüber man auch mal nachdenken sollte.
Btw: Ich bin Buchhändler, und weiß wovon ich rede 😉
Hallo Matthias,
zwei Straßen vom Schachcenter weiter betreibt eine Dame einen Buchladen. Sie lebt praktisch von der Stammkundschaft, welche die Beratung schätzt. Es sind die zwischenmenschlichen Dinge, die immer mehr auf der Strecke bleiben. Geschäftsmodelle ändern sich und ohne Online geht heute praktisch nichts mehr. Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass Chessbase die Marke „Fritz“ viel besser hätte ausbauen sollen. „Fritz“ hätte ein Gesicht werden müssen, eine Fantasiefigur, ein Charakter. Mit der verbalen Kommentierung einer Partie (Matthias Deutschmann) hatte man den richtigen Weg eingeschlagen, aber schnell wieder verlassen und die Spielstärke als Kaufargument hervorgehoben. Mit Fritz 15 hat man es dann versucht, Fritz nicht als stärkste Engine zu verkaufen, sondern als Schachpartner und Freund. Da war es aber schon zu spät.
Chessbase hat viele falsche Entscheidungen getroffen. Sowohl geschäftlich, als auch menschlich.
Benny
Hallo Matthias,
die „Umsonstkultur“ des Internet für unterstellten wirtschaftlichen Mißerfolg zur Ursache zu machen, greift zu kurz:
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.chessking.android.learn&hl=gsw&gl=US
vs
https://play.google.com/store/apps/details?id=chessbase.android.chessdb&hl=de&gl=US
ausgereifte und wachsende Lernplattform vs fehlerbehaftete Crippleware
Installationen: 500000+ : 10000+ (wie verläßlich diese Zahlen sind, weiß ich natürlich nicht)
(Und die Leute zahlen! Bei Beträgen unterhalb der zehn Euro auch nicht weiter verwundlich…; fast schon Micropayment.)
Den hier möglicherweise angebrachten Vorhalt, es handelt sich bei diesen Produkten nicht nur von der Machart her um gänzlich unterschiedliche Programme, wodurch sich eine Vergleichsmöglichkeit verbietet, teile ich nicht.
Verschenkte Gelegenheiten/verspielter Name/Marke. Zwangslage durch fehlenden Weitblick, resp. Unbeweglichkeit (durch Mangel an Ressourcen?);…winapi32 wtf?
Grüße zum Wochende!
Was den mangelhaften Support anbelangt, geben ich Ihnen 100% Recht. Chessbase schmeißt mit schöner Regelmäßigkeit „Neuerungen“ auf den Markt, die nicht richtig funktionieren, ohne dies dann mit späteren Updates – der Herr alleine weiß, wofür die eigentlich gut sein sollen – zu verbessern.
– der Eröffnungsdrill funktioniert nicht korrekt (eigebenene Varianten verschwinden, und werden durch andere ungewollt ersetzt)
– Stockfish Engines buggen seit Jahren unverändert
– der Eröffnungsreport hängt sich seit Jahren auf, egal wie schnell der Rechner ist
– u.v.a. mehr
Die Umsonstkultur fügt unserer Wirtschaft – und Kultur – trotz alle dem ungeheuren Schaden zu, aber dies ist ein Thema für ein anderes Forum…
Viele Grüße!
Ich nutze Chessbase Produkte seit Fritz 1.0, und finde das alles sehr traurig.
Und dann direkt ein bisschen Werbung: Wer sich eingehender mit der NNUE – Technik beschäftigen möchte, findet hier https://github.com/asdfjkl/nnue eine Übersetzung des originalen japanischen Papers auf Deutsch.
Danke für den Link.
Ich glaube das sich Chessbase über die letzten Jahre von den Schachspielern ziemlich weit entfernt hat. Hätte Chessbase einen besseren Blick darauf, wie die Schachszene sich entwickelt hat, wäre man dort nie auf die Idee gekommen, sich mit der Stockfish-Community anzulegen. Chessbase saß in der Vergangenheit irgendwelche Beschwerden einfach aus. Ein Shitstorm verfliegt normal schnell und die Leute kümmern sich wieder um andere Sachen. Die Welle, welche Chessbase mit Fat Fritz 2 in Bewegung gesetzt hat, war diesmal aber einen Ticken zu groß.
Chessbase wäre sicher in der Lage gewesen, etwas Eigenes rund um die NNUE Technik zu entwickeln. Aber dafür benötigt das Unternehmen Zeit und Ressourcen, welche es nicht hat. Das Stockfish-Team ist einfach zu gut und zu schnell und jedes Ergebnis das Chessbase irgendwann mal präsentieren würde, wäre sehr sicher hinter Stockfish.
Chessbase muss sich neue Ziele setzen. Solange die stärkste Schachengine kostenlos ist, wird man als kommerzieller Anbieter kaum Chancen haben. Auch die Fritztrainer-DVDs stehen durch das Angebot von Chessable.com stark unter Druck und auch der Playchess-Server von Chessbase kann gegen Lichess (kostenlos) und Chess.com (kommerziell) nicht mithalten. Ich habe Chessbase bereits vor etlichen Jahren auf diese sich anbahnende „Machtverschiebung“ hingewiesen, bin aber auf taube Ohren gestoßen.
Ab Fritz 14 hat sich Chessbase Engines zur Vermarktung eingekauft und damit die Seele des Unternehmens verkauft. Die Marke „Fritz“ hätte man um jeden Preis ausbauen müssen. Fritz hätte eine pfiffige Figur werden können, welche für jeden Schachspieler ein Maskottchen hätte sein können. Bis heute hat Fritz kein Gesicht.
Klar geht es bei Chessbase ums Geldverdienen. Aber das funktioniert besser, wenn man seine Arbeit mit Spaß und Kreativität macht. Bei Chessbase habe ich das Gefühl, dass der Spaß an der Sache schon lange verlorengegangen ist und man nur noch „Geld verdienen um jeden Preis“ auf der Agenda hat.
Chessbase fehlt ein Steve Jobs, der ein kreatives Gefühl für den Markt, den Kunden und Produktentwicklungen hat.
Viele Grüße
Benny
Mir fällt gerade auf, dass mein Kommentar möglicherweise missverständlich ist. Was ich meinte ist, dass ich es traurig finde, was aus ChessBase geworden ist (nicht etwa, wie die OpenSource Gemeinde sich verhält, denn dort ist man zurecht verärgert).
Und ja ich stimme da voll zu – alle zwei Jahre im Wechsel eine neue Fritz und CB Version reicht halt nicht mehr. Der Nutzer stand finde ich nie so wirklich im Vordergrund. Ziemlich nervige Software-Aktivierungen (3x, dann darf man bei CB betteln gehen, ein Parallelport Dongle von früher liegt hier auch noch irgendwo rum). Web 2.0 und Freemium Modelle hat CB ziemlich verschlafen (jahrelang bekam man ohne zu zahlen bei PlayChess nicht mal ein Rating, sondern durfte nur als Gast ohne Rating spielen). Jahrelang war das Web-Interface unterirdisch (man sollte ja Fritz zum Spielen kaufen). Und genauso wie ICC überholt sich das alles.
Insgesamt schade, denn ich fand es immer toll, dass hier eine deutsche Firma Weltspitze war. Aber Fritz als GUI gebe ich nicht mehr so lange mit den ganzen Webseiten; und auch ChessBase braucht man mit < 2000 Elo sicher nicht unbedingt. Die Luft wird dünner…
Hallo Unbekannter,
es wäre nicht schlecht, wenn Du bei Deinen Beiträgen auch Deinen Namen nennst. Soviel Zeit muss sein 😉
Rechtlich vielleicht in Ordnung, menschlich sehr zweifelhaft in meinen Augen ein OpenSource Projekt minimal zu verändern und dann als angebliche Innovation und auch obendrein recht teuer zu vermarkten. Da helfen dann auch die peinlichen „Wow!!“, „Wahnsinn!!“, usw vom „kreativsten Kopf“ des CB Teams auch nicht mehr, es bleibt peinlich und ärgerlich. Ein schönes Eigentor mit Ansage.
Hallo Martin,
Chessbase sitzt derlei Sachen ziemlich gut aus. Ich schätze, dass gerade mal 5% der potenziellen Käufer über den Sachverhalt bescheid wissen. Der größte Teil der schachspielenden Menschheit sucht einfach nur nach einem Schachprogramm, findet Chessbase und Fat Fritz 2 und kauft es einfach. Da interessiert sich niemand für das was in Fat Fritz 2 steckt. Schachfreaks wie wir, welche sich täglich mit der Schachszene und der Schachcomputerszene beschäftigen, haben hier einen ganz anderen Einblick.
Gruß
Benny
Da stimme ich dir vorbehaltslos zu. Nun wird mir auch klar, weshalb Chessbase keine Rezension zu Fatfritz von mir wollte sondern auf etwas anderes ausgewichen ist (CBM 200). Ich finde es wirklich schade weshalb man den Gedanken des OS so aushöhlen muss nur damit die Kasse stimmt. Ja es ist legitim wie es „die Firma“ macht und ja ich verstehe auch die Käufer die sich nicht mit irgendwelchen Downloads und NNUE´s und wasweißich rumplagen wollen und eine Komplettlösung bevorzugen, vergessen aber dabei völlig, dass es halt dann eventuell bisher kostenlose Angebote (Stockfish, Datenbanken, usw.) nicht mehr geben wird. Das ist so wie mit den Häuschen die einige Bauernhöfe betreiben und in denen man frische Milch, Eier, Kartoffeln und andere Produkte des heimischen Bauernhofes kaufen kann. Man nimmt seine Sachen und legt das abgezählte Geld in einen Kasten. Da gibts keine Verkäuferin oder eine Aufsicht, das funktioniert nur durch gegenseitiges Vertrauen. Wenn es dann natürlich jemanden gibt, der sich da bedient ohne zu zahlen, dann werden solche tollen Sachen halt eingestellt. Verwerflich und höchst unmoralisch finde ich daran, dass so getan wird, als hätte man das Rad neu erfunden obwohl nachweislich nur klitzekleine Dinge geändert wurden und auch da muss ich sagen: Das schlägt dem Fass den Boden aus! Ich würde verbieten, dass Stockfish kommerziell vermarktet werden darf. Für mich hat sich Chessbase damit sehr geschadet und ihr Glück ist, dass es immer noch kein massentaugliches Konkurenzprodukt gibt.
Beim ersten Fat Fritz konnte ich es auf Grund der guten Usability noch nachvollziehen. Hier wurde die Lc0-Engine verwendet und nicht jeder Schachspieler war in der Lage, die Engine auf die vorhandene Grafikkarte (GPU) abzustimmen. Stockfish 12 und 13 lassen sich jedoch wie normale UCI-Engines in die GUI integrieren. Hier muss man sich noch nicht einmal ein NNUE-Netz herunterladen. In der Engine ist bereits ein NNUE-Netz integriert. Fat Fritz 2 bietet hier keinerlei Vorteil.
Interessant ist dabei, dass Chessbase bei der Auslieferung von Fat Fritz 2 (Download und DVD) zunächst ebenfalls ein NNUE-Netz (Das Ding von Albert Silver) in die Engine integriert hatte. Das Netz war damit Bestandteil der Engine (spätere Stockfish 12 Version) und der Source hätte laut GPLv3-Lizenz veröffentlicht werden müssen. Nach einem Hinweis der Stockfish-Programmierer nach Hamburg, hat Chessbase direkt ein Update nachgeschoben und das Albert-Silver-Netz aus der UCI genommen. Es wird nun separat installiert. Bei der Download-Version ist das kein Problem, aber es wurden ja schon Fat-Fritz-2-DVD gepresst, auf welchen die nicht den GPLv3-Lizenz entsprechende UCI vorhanden (mit integriertem Netz) ist. Chessbase musste die DVDs daraufhin sehr wahrscheinlich neu produzieren. Das würde die kurzfristige Verschiebung der Auslieferung der DVDs erklären.
Würde mich nicht wundern, wenn Chessbase diese mögliche erste DVD-Version wieder in den Verkauf einschleust, sobald sich der Staub gelegt hat.
Deine Meinung, dass es kein massentaugliches Konkurrenzprodukt gibt, kann ich nicht ganz teilen. Zwar bieten die Datenbank-Software und auch die Fritz GUI sehr viele Funktionen und Features, aber diese werden von so gut wie keinem Schachspieler tatsächlich im kompletten Umfang genutzt. Der typische Schachspieler nutzt die Vollanalyse für seine Partien, klickt sich mit laufender Daueranalyse durch die Züge und prüft seine Eröffnungen mit dem Live-Buch. Die Kernfunktionen die jeder verwendet, bekommt man auf Lichess kostenlos zur Verfügung. Das Verwalten seiner Schachpartien und auch die Vorbereitung auf Gegner ist ebenfalls mit Lichess möglich. Lichess ist hierbei auch noch wesentlich flotter.
Ich selbst verwende Chessbase ab und zu noch aus Gewohnheit. Aber ich bin mit diesen Programmen groß geworden. Die jungen Schachspieler von heute haben dagegen keinerlei Berührungspunkte mit Chessbase und es ist schwer, bei dieser Software irgendwelche tatsächlichen Mehrwerte zu finden. Ich fand es damals cool, mit Fritz 6 ein sprechendes Schachprogramm zu haben und gegen verschiedene Charaktere spielen zu können. Mittlerweile gibt es genügend kostenlose Sparringspartner online, sowohl menschliche, als auch CPU-Gegner.
Mein CBM-Abo habe ich vor langer Zeit gekündigt, da auch hier der Mehrwert mit der Zeit immer geringer wurde. Die neusten Partien bekommt man jede Woche per TWIC und wenn es um aktuelle Partieanalysen geht, findet man mehr als genug davon in hoher Qualität im Internet.
Neben dem verpassten Ausbau der Marke Fritz (hat bis heute kein Gesicht), hat sich Chessbase über Jahrzehnte hinweg geweigert, eine Community aufzubauen und zu pflegen. Ein Forum zur Kommunikation von Chessbase-Usern wird bis heute nicht angeboten. Chessbase hält bis heute viel zu viel Distanz zu seinen Nutzern. Mich wundert es, dass sowas bei den Team-Meetings in Hamburg nicht mal auf die Agenda kommt. Hat man sich dort nie gefragt, warum das Online-Angebot von Chessbase (im Browser spielen) nur eine unerheblich geringe Anzahl von Schachspielern genutzt wird? Die „neue Generation“ von Schachspielern will kommunizieren. Sich austauschen und Freundschaften schließen. Das soziale Leben findet mittlerweile hauptsächlich online statt und jede Plattform die eine offene Kommunikation bietet, ist der Fa. Chessbase um Längen voraus.
Soviel zu meinem Senf 🙂
Bis bald
Benny
Hallo,
im TalkChess-Forum fand sich ein interessanter Hinweis, der sich auf Fritz 17 bezieht:
„If u have the chessbase update 23, Unzip it with 7-Zip. U will have fatFritz2 and its NN also.“
Kann ich bestätigen.
Gruß
Lars
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