Der DGT Centaur ist nicht nur der perfekte Schachpartner, sondern bietet Bastlern faszinierende Möglichkeiten, diesen mit Features zu erweitern. Beispielsweise kann man den vorhandenen Raspberry Pi Zero problemlos durch einen Raspberry Pi Zero W tauschen und damit den DGT Centaur mit WLAN und Bluetooth aufrüsten.
Wie beim Raspberry Pi üblich, befindet sich das Betriebssystem und die Software zum Ansteuern des Brettes und des E-Ink-Displays auf einer eingesteckten SD-Karte. Um Modifikationen vorzunehmen, benötigen wir allerdings Zugriff auf den root-Account des Betriebssystems. Da das Standard-Passwort des root-Accounts vom Hersteller geändert wurde, müssen wir einen kleinen Hack ausführen. Wir gehen hierzu folgendermaßen vor:
Wir fahren den Pi Zero herunter und entnehmen die SD-Karte mit dem Betriebssystem.
Anschließend stecken wir die Karte in ein Kartenlesegerät an einem Computer und öffnen den Ordner „Boot“.
Mit einem Editor öffnen wir die Datei „cmdline.txt“ und fügen am Ende der ersten Zeile den Zusatz „init=/bin/sh“ an.
Anschließend müssen wir die SD-Karte wieder in den Pi Zero stecken und diesen mit angeschlossenem Bildschirm und Tastatur starten.
Jetzt geben wir in der Konsole den Befehl „mount -o remount,rw /“ und dann „passwd root“ ein. Jetzt können wir ein neues Passwort für den Root-Benutzer festlegen.
Abschließend führen wir die Befehle „sync“ und „exec /sbin/init“ aus.
Wir schalten den Pi Zero aus und stecken die SD-Karte wieder in einen Computer und entfernen den Zusatz aus Punkt 3. wieder.
Beim erneuten Hochfahren können wir uns nun mit dem neuen Passwort anmelden.
Unserer Kreativität ist nun keine Grenze mehr gesetzt. Programmierer können nun nach Belieben so ziemlich alles an der Software modifizieren. Als erstes richtet man das WLAN ein und startet den SSH-Dienst. Nun kann man sich direkt über diese SSH-Schnittstelle mit dem DGT Centaur verbinden. Mit etwas Aufwand und Zeit könnte man auf diese Weise eine Software fürs Onlinespielen programmieren. Oder einfach den automatischen Versand von gespielten Partien per Mail. Auch eine Smartphone-App könnte man entwickeln, welche mit dem DGT Centaur verbunden werden kann. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. 🙂
Allen Kunden, welche technisch nicht so bewandt sind oder sich die Zeit und Arbeit sparen möchten, werden wir die entsprechenden Modifikationen als Service anbieten. 🙂
Als Sparringspartner ist mir neben dem Fidelity V11 der TASC 30 Schachcomputer eines der liebsten Geräte. Nicht nur, weil der Analysemodus das freie Herumziehen auf dem Brett ermöglicht, sondern auch weil der Spielstil des King-Programms für unterhaltsames und forderndes Spiel sorgt.
Tatsächlich hatte ich ursprünglich vor, gegen das Gideon Programm auf dem TASC 30 zu spielen, jedoch fiel mir erst nach dem EPROM-Wechsel auf, dass ich das falsche Brett mitgenommen hatte. Also Kommando zurück und die 2.5er Version des King Programms ins Modul gesteckt.
Mit 20 Minuten Zeitkontrolle auf der höchsten Spielstufe (Expert-Mode, Kein Easy, Hashs an, Turnierbuch) war meine erste Trainingspartie ein Schlag ins Wasser. Mit den weißen Steinen versuchte ich gegen das Sizilianisch des Blechboliden den Grand Prix Angriff und kam dabei ziemlich schnell unter die Räder. Mein Angriffsversuch am Königsflügel war einfach zu offensichtlich und Schwarz konnte sich dementsprechend mit seinen Entwicklungszügen anpassen. Jeder Zug des TASC 30 verteidigte und griff gleichzeitig an. Keine Chance.
Um gegen das King Programm zu gewinnen, muss man etwas anders vorgehen. Man muss dem Schachcomputer die Chance geben, in unscheinbaren Stellungen schlechte Züge zu machen. Dies bedeutet, dass man seinen Angriff erst langsam aufbaut. Mögliche Opfer, welche die Stellung des Königs aufbrechen, müssen hinter dem Horizont des Rechners liegen. Würzt man diese Idee noch mit für den Gegner verlockend einfach zu nehmendes Material am entgegengesetzten Flügel, erhält man eine genussvolle Partie. Kurzum: Die eigenen Figuren für einen Angriff langsam aufbauen. Gleichzeitig die gegnerischen Figuren vom eigenen König weglocken und anschließend den Todesstoß ausführen.
In der zweiten Trainingspartie ist mir das recht gut gelungen. Wieder war die Bedenkzeit 20 Minuten im stärksten Level und wieder wählte der TASC 30 die Sizilianische Verteidigung. Diesmal nahm ich allerdings Abstand zum Grand Prix Angriff und wählte stattdessen den geschlossenen Sizilianer. Als GPA-Spieler muss man den geschlossenen Sizilianer in- und auswendig beherrschen, da nach einem frühzeitigen a7-a6 der Läuferzug nach b5 für Weiß nicht mehr möglich ist. Die Varianten im GPA mit Lc4 halte ich für minderwertig, weshalb man hier zwangsläufig auf den geschlossenen Sizilianer zurückgreifen „muss“.
Hier die Partie:
Es ist kurios, wie einfach es manchmal ist, gegen den TASC 30 zu gewinnen. In den meisten Trainingspartien muss ich mich bis ins Endspiel quälen, um dann einen halben Punkt rauszuquetschen. Einige Züge und Entscheidungen des TASC 30 in der vorliegenden Partie zeigen ziemlich gut, dass die eigentliche Stärke des King-Programms sehr schnell zur Schwäche werden kann. Beispielsweise ist der Zug 6…Le6 eher fragwürdiger Natur. Mit dem Zug 12…h5 will der TASC aggressiv die Klärung herbeiführen. Genau das macht seinen Stil aus. Er will nach Vorne! Defensive Verteidigung ist nicht sein Fall. Auf ähnliche Weise habe ich vor ein paar Tagen die MM V Emulation auf dem Revelation II zerlegt.
Schachcomputern mit einer Spielstärke über 2100 DWZ muss man mit Material verführen und mit Opfern verwirren. Ein gemütliches Herunterspielen irgendwelcher Varianten die zu ausgeglichenen Stellungen führen reicht nicht. Ist ein Schachcomputer dieser Spielstärke mal im Angriff, lässt sich dieser nur schwer aufhalten.
Ende der 70er des letzten Jahrhunderts brachte die Firma Sandy Electronic mit dem Chafitz Modular Game System ein echtes Highlight an Schachcomputer Technologie auf den Markt. Selbst nach Jahrzehnten läuft dieser Schachcomputer noch wie am ersten Tag und überrascht noch immer mit einer für die damalige Zeit bahnbrechenden Spielstärke.
Die meisten Schachcomputer der damaligen Zeit schafften es nur selten, stärker als etwa 1100 DWZ zu spielen. Spätestens im Endspiel offenbarte sich das Grauen und einfachste Mattführungen verstanden die Geräte nicht. Das Chafitz Modular Game System brachte die Wende. Separate Module für Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel sorgten dafür, dass selbst durchschnittliche Vereinsspieler gefordert wurden.
Das Grünfeld Modul sorgte für abwechslungsreiches Eröffnungsspiel. Sargon 2.5 und das Morphy Modul waren zuständig fürs Mittelspiel und das Capablanca Modul überraschte mit pointiertem Endspielwissen. Weiterhin gab es mit dem Borchek-Modul ein äußerst guten Checkers (Dame) Programm und auch Reversi-Spieler kamen mit dem Odin Modul auf ihre Kosten. Für die Zocker und Glücksspieler stellte der Hersteller noch weitere Module bereit, welche Las Vegas Feeling ins Wohnzimmer bringen sollten. Ich selbst kann mit Glücksspielen allerdings recht wenig anfangen, weshalb mein Augenmerk auf die Brettspiel-Module gerichtet ist.
Chafitz Modular Game System mit den Modulen Borchek, Capablanca, Sargon 2.5, Morphy, Odin und Grünfeld
Ich denke es gibt selbst heutzutage für Anfänger keine besseren Gegner, um beim Schach den Hang zum Material zu überwinden. Partien gewinnt man vornehmlich durch spektakuläre Opfer. Gerade das Sargon 2.5-Modul kann man durch aggressives Spiel sehr gut bezwingen. In meiner Testpartie kam es zu folgender Stellung:
Diese Variante im Spanier spiele ich besonders gerne. Die Angriffsmotive sind sehr einfach zu erlernen, aber erfordern Einiges an strategischem Wissen.
Einige Züge später erkennt man, wie sich die Schlinge um den Hals von Schwarz langsam zuzieht. Ziel ist es, den Schwarzen zu Zügen wie c7-c6 oder c7-c5 zu nötigen. Weiß ist bereit, zur Öffnung des königlichen Palastes, Material zu opfern.
Und so kam es, wie es kommen musste. Weiß steckt mit Txc5 die fette Tonne ins Geschäft, aber vorher wird dem schwarzen König mit Dxa6 ein Gruß aus der Hexenküche serviert.
Wenige Züge und ein Läuferopfer später kam es dann zu folgender Stellung. Die materielle Übermacht von Schwarz kann den Ausgang der Partie nicht verhindern.
An dieser Stelle begann das Sargon 2.5 Programm mit Zügen wie Th1+ das unabwendbare Matt hinauszuzögern. Die Niederlage war besiegelt. Gespielt wurde diese Partie auf Level 4, welches ich persönlich als das angenehmste Level empfinde. Der Computer zieht innerhalb von 2-3 Minuten einen Zug, was zu halbwegs hübschen Partien führt. Trotz der Niederlage zeigte das Sargon 2.5 während der Partie interessante Ideen. Erwähnenswert ist hierbei auch, dass das Programm die gegnerische Bedenkzeit nutzt und bei erwarteten Zügen des menschlichen Gegners direkt antwortet. Unterstrichen wird der Spielspaß mit stellungsbezogenen launigen Kommentaren, welche im Display angezeigt werden. Der Speicher für diese Kommentare wurde beim Morphy-Modul für verbessertes Mittelspielwissen genutzt. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob das Morphy-Modul tatsächlich stärker spielt, als das Sargon 2.5 Modul. In meinen Tests konnte ich nur einen Unterschied feststellen. Das Morphy-Programm hängt mehr an seinen Läufern, als das Sargon 2.5-Programm. Taktisch lässt sich das Morphy Modul nach meiner Ansicht einfacher überspielen.
In meiner nächsten Partie wollte ich das Capablanca-Endspiel-Modul testen. Dies stellt sich schwieriger dar, als zunächst gedacht. Als besserer Vereinsspieler gewinnt man seine Partien im Normalfall bereits im Mittelspiel. Ich zog es daher vor, ziemlich viele Figuren zu tauschen und ein Endspiel mit Türmen anzustreben. Es kam zu folgender Stellung:
Das Capablanca Programm kann sogar die Stellungsbewertung anzeigen.
Weiß am Zug steht vor einigen Problemen und die Hoffnung liegt alleine in den beiden verbundenen Freibauern. Das Capablanca-Modul hat in den letzten Zügen die Stellung ziemlich gut zusammen gehalten und zu meinem Erstaunen tatsächlich den b-Bauern in Bewegung gesetzt (b6-b5). Schwarz opferte dann auch diesen Bauern mittels b5-b4 und konnte sich damit den vollen Punkt sichern. Was für erfahrene Schachspieler offensichtlich ist (Bildung eines Freibauern), war vor gut 40 Jahren für Schachcomputer noch Wissen hinter dem Horizont. Die Suchtiefen waren im unteren einstelligen Bereich und wenn ein Opfer nicht nach 2 Halbzügen erfolgsversprechend aussah, wurde es verworfen. Nicht so beim Capaplanca-Modul. Das von diesem Museums-Stück gespielte Opfer auf b4 und die anschließende Endspielführung waren beeindruckend. Diesen Punkte hat sich die alte Kiste redlich verdient.
Zum Schluss habe ich dann noch ein paar Checkers-Partien gegen das Borchek-Programm gespielt:
Hierbei wurde ich nach Strich und Faden ordentlich verdroschen 🙂 Die Kommentare im Display ließen keinen Zweifel aufkommen, dass es dem Programm äußerst viel Spaß machte, meiner Patzerei den Garaus zu machen. Unter anderem musste ich im Display lesen, dass ich doch besser zum Schachprogramm greifen solle. 😉
Ich kann als Fazit sagen, dass es auch heute noch richtig viel Spaß macht, gegen die Pioniere vergangener Zeiten Schach zu spielen. Eine solch liebevolle und robuste Verarbeitung findet man heutzutage nur noch im oberen Preissegment. Ich bin mir sicher, dass auch noch in 100 Jahren jemand diesen Schatz ausgraben wird und mit Freude die Figuren zum Gewinn zieht. Technik die begeistert 😉
Mit dem DGT Centaur hat der niederländische Hersteller einen Nerv bei Schachspielern getroffen. Täglich erhalten wir per Telefon und per Mail Anfragen zu den Funktionen und der Bedienung dieses Spitzen-Schachcomputers. Für unsere Leser und Kunden veröffentlichen wir daher schon vorab exklusiv die englische Anleitung, in welcher der Funktionsumfang und die Bedienung beschrieben wird.