Millennium 2000 schickt Schachcomputer-Sammler ins Wartezimmer

Nachdem wir bereits über den Etikettenschwindel beim King „Performance berichtet haben, kündigt der Discount-Produzent Millennium 2000 pünktlich zum Weihnachtsgeschäft nun eine weitere Sonderedition des Ladenhüters Chess Genius Exclusive King an. Wie bei der Lasker-Edition, soll die sogenannte The King Exclusive Chess960 Edition mit dem King-Element ausgeliefert werden. Stolze 695,-€ soll der Kunde hierfür berappen.

King 960 Sonderedition

Interessant ist hierbei, dass die Chess960-Funktionalität für alle bestehenden Besitzer des King-Elements als kostenloses Update zur Verfügung gestellt werden soll. Ursprünglich geplant war dieses Update noch in diesem Jahr. Genaugenommen mit der Veröffentlichung des King Performance Schachcomputer. Millennium 2000 Geschäftsführer Thomas Karkosch erklärt die Verzögerung mit den üblichen Ausreden. Der Service muss geschult werden, Anleitungen gedruckt, etc. –

Kamen die bisherigen Updates ohne diese ToDo-Wolke aus, geht es bei dem Chess960-Update plötzlich nicht mehr ohne irgendwelchen Firlefanz.

Bis April sollen die Besitzer des King-Elements nun auf das kostenlose Update warten. Zufälligerweise hat Millennium 2000 mit der The King Exclusive Chess960 Edition aber eine Lösung für alle ungeduldigen Sammler parat. Wieder eine Sonderedition 😉

Das Geschäftsmodell von Millennium 2000 ist ziemlich einfach zu durchschauen. Auf dem breiten Schachmarkt spielen die hochpreisigen Schachprodukte aus dem Hause Millennium 2000 eine ziemlich untergeordnete Rolle. Es gibt aber eine kleine Riege an Schachcomputer-Sammlern, denen Millennium 2000 sehr kreativ das Geld aus der Tasche zieht. Nicht wenige dieser Sammler sind bereits im Besitz des Chess Genius Exclusive und der Lasker Edition. Hinzu kommt dann noch das King Element. Mit der The King Exclusive Chess960 Edition muss ein Sammler ein weiteres Exclusive-Set kaufen, wenn er seine Sammlung vollständig haben möchte. Drei nahezu identische Geräte. Limitiert soll diese weitere Sonderedition auf 250 Exemplare sein.

Ich erinnere mich noch gut an die limitierte Lasker Edition, welche zunächst exklusiv über den Deutschen Schachbund erhältlich war. Nachdem sich die Begeisterung und die Absatzzahlen in Grenzen hielten, konnte man ein paar Monate später auch im Einzelhandel die Lasker Edition käuflich erwerben. Es dauerte dann auch über ein Jahr, bis endlich alle 150 Lasker Editionen an den Mann gebracht wurden. Der Support von Millennium 2000 hatte trotzdem viel zu tun, denn gefühlt jeder zweite Kunde war mit der Verarbeitung der Lasker Edition nicht zufrieden. Mal passte das Holz der Bedieneinheit nicht zum Holz des Schach-Sets, mal waren Kratzer auf der Brett-Oberfläche und auch technische Mängel verärgerten die Besitzer.

Limitierte Sondereditionen sprechen fast ausschließlich Sammler an und hier darf selbst die Verpackung keinerlei Schäden aufweisen.

Mit der The King Exclusive Chess960 Edition soll die Sammler-„Kuh“ also ein weiteres Mal gemolken werden. Aber dafür bekommt man laut Beschreibung auch so tolle Dinge wie:

  • Eine gelaserte Seriennummer auf der Recheneinheit
  • Editions Plakette auf der Recheneinheit
  • Sonderverpackung mit gold- und silberfarbener Folienprägung

Vergessen dürfen wir aber auch nicht die exklusive Chess960-Funktion, auf welche Besitzer der Lasker Edition und des King Element aus fadenscheinigen Gründen wohl bis Ostern nächstes Jahr warten dürfen.

Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Geschäftspraktiken der Firma Millennium 2000 aber durchaus nachvollziehbar. Würde man das kostenlose Chess960-Update zeitgleich mit dem King Performance auf den Markt bringen, würde der Chess Genius Exclusive mit King Element zum Weihnachtsgeschäft in direkter Konkurrenz zum King Performance und dem The King Exclusive Chess960 Edition stehen.

Das gefühlt inflationäre Veröffentlichen von Sondereditionen ohne greifbaren Mehrwert hat einen ziemlich faden Beigeschmack. Ich würde mich nicht wundern, wenn bei zukünftigen Sondereditionen ein Dankschreiben beigefügt wird, in welchem sich Millennium 2000 beim Sammler dafür bedankt, das er nun zum fünften Mal das gleiche Produkt gekauft hat. 😉

Bis bald

Euer Benny 🙂

4 Gedanken zu „Millennium 2000 schickt Schachcomputer-Sammler ins Wartezimmer

  1. Laut der Ankündigung eines „werbefreien“ und „unabhängigen“ Schachcomputer Forums, gibt es für deren Mitglieder bereits in kürze das Update für die bestehenden King Module. Aber vielleicht soll das ja auch ein großer Beta2 Test werden.

    Sehr gespannt bin ich auf das Drucksensorbrett des Performance. Für mich persönlich sind Drucksensoren ein absolutes No-Go. Figurenerkennung muss auch nicht sein, aber die Lösung vom DGT-Centaur ist aus meiner Sicht die perfekte Lösung auch in Bezug auf Komfort/Preis.

    • Hallo Ralf,

      die Firma Millennium 2000 sagt ja nicht zum ersten Mal Hü und macht Hott. Die Ankündigung, dass das Update nun doch für einige Quälgeister früher verfügbar sein wird, zeigt sehr schön, dass es offenbar doch kein Problem ist, dieses Update vor Ostern 2020 zur Verfügung zu stellen.

      Die Firma Millennium 2000 bestärkt mit solchen unsteten Aktionen den Eindruck, dass es sich hier um ein äußerst unseriöses Unternehmen handelt.

      Auch bestätigt sich nochmals, dass das besagte Forum eben nicht werbefrei und unabhängig ist. Die Regeln die ein gewisser Sascha W. jedem Mitglied dieses Forums aufzwingt, gelten für ihn selbst nicht. Werbefrei? Unabhängig? 😀 Selten so gelacht! 😀

      Das Gute an der Sache ist, dass jeder normale Leser sehr schnell erkennt, was hinter der überschwänglichen Lobhudelei steckt.

      Man muss nur lesen, was dieser Sascha W. zum ChessVolt schreibt. Da liest man kein kritisches Wort. Er verschweigt, dass man für gerade mal knapp 20,-€ eine bessere und günstigere Alternative zum ChessVolt kaufen kann.

      Recht witzig finde ich auch, wie offen er Karkosch und Co. als inkompetent darstellt, indem er durch lange Telefonate den Geschäftsführer von Millennium 2000 davon überzeugt, dass es so gemacht werden soll, wie er (Sascha W.) es möchte und nicht wie es der Geschäftsführer geplant hat. 😀

      Grandios auch folgende Aussage von Sascha W.:

      „Beide haben sich wirklich sehr viel Zeit genommen und meine Einwände und Argumente ernst genommen. Auch das ist in der heutigen Zeit gewiss nicht selbstverständlich und schon gar nicht der Normalfall!“

      Ja,- da hat der Sascha recht. Es ist wirklich nicht selbstverständlich, dass jemand die Argumente und Einwände von Sascha W. ernst nimmt. 🙂

      Es ist aber schon etwas Besonderes, wie sich die Führung der Firma Millennium 2000 um den Finger wickeln lässt und dabei gleichzeitig das Forum um den Finger wickelt. 😀

      Unabhängig und werbefrei? Ich muss immer noch lachen 😀

      Gruß

      Benny

  2. Der Kommentar von Benny bzgl. einer schon wieder neuen Sonderedition von Millennium trifft vieles auf den Punkt. Mein erster war der Exclusive, dann die Lasker Edition, die Bretter sind beide vom Furnier nicht besonders hochwertig. Baue mir eben mein eigenes Brett habs auch schon getestet. Ich hatte mich schon über die Lasker Edition gewundert, nur wegen dem Sonderheft, das King Element gibts ja schon für 170€. Es darf halt vermutlich nicht sein, dass man für 170€ auch das Feature hat, dass die Eröffnung angezeigt wird und in dieser bereits Zugvorschläge gemacht werden. Aber auch beim Centaur wird das abspeichern von Partien und die Anzeige der Eröffnung (hätte ich mir gewünscht) auch wieder ein neues Gerät erforderlich machen. Schön wäre ein nach oben offenes System, für Updates könnten ja die Hersteller ein bisschen was verlangen, aber doch nicht ständig neue Computer. Will sagen, DGT macht es auch nicht so viel besser, wünsche mir das drahtlose DGT Brett mit LED Signalisierung, aber lieber die alten Bretter verkaufen, oder den unhandlichen Revelation 2

    • Hallo Robert,

      das Beiheft „KARL – Lasker“ wurde vom DSB kostenlos verteilt. Ich habe bestimmt noch 100 Stück davon in einem Karton. Wirklich aufgewertet wurde die Lasker Edition damit wahrlich nicht.

      DGT ist im Bereich der „Out-of-the-Box“-Schachcomputer erst am Anfang. Der DGT Centaur ist der erste Schachcomputer, welchen DGT komplett alleine entwickelt hat. Beim DGT Pi und beim Revelation II waren noch Drittanbieter mit im Boot.

      Die Technik der DGT-Bretter ist absolut ausgereift und die Nachfrage wird jedes Jahr größer. Die Einsatzmöglichkeiten von DGT-Brettern ist enorm.

      Ich bin mir sehr sicher, dass der auf jeden Fall kommende zweite Schachcomputer aus dem Hause DGT die Funktionen WLAN und Bluetooth besitzen wird und viele weitere Features. Das DGT mit dem DGT Centaur den Schachcomputer-Markt zunächst „antestet“, ist ein üblicher Prozess.

      Der DGT Centaur gehört mittlerweile zu den erfolgreichsten Produkten aus dem Hause DGT und es ist klar, dass DGT auf diesem Erfolg aufbauen wird.

      Ein DGT Brett mit LEDs, Bluetooth, WLAN und Software-Updates wünsche ich mir auch. Ich bin mir sehr sehr sicher, dass wir eine solche Hardware auch bekommen werden.

      Benny

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