Einmal mehr hat sich Ruud Martin ins Zeug gelegt und arbeitet seit geraumer Zeit an weiteren Retro-Emulationen für den Revelation II AE. Seit meinem letzten Update (Novag Robot Adversary) hat sich Einiges getan. Folgende Emulationen befinden sich zwar aktuell noch im experimentellen Stadium, jedoch verliefen meine bisherigen Tests mit den neuen Emulationen fehlerfrei. Folgende Schachcomputer sind neu hinzugekommen:
- Fidelity V2
- Saitek Corona (Versionen C und D+ mit Endspiel-ROM)
- Mephisto Milano (ROM-Versionen 101 und 102)
- Mephisto Nigel Short
- Sphinx 40
Besonderes Augenmerk habe ich auf den Fidelity V2 geworfen. Die Hardware des Revelation II AE gibt dem Programm ordentlichen Schub und in einem meiner Tests wollte ich wissen, wie mein Fidelity V11 (72Mhz) gegen die V2-Emulation abschneidet. Ich muss dazu sagen, dass ich bei meinem V11 in stundenlanger Arbeit das Eröffnungsbuch komplett überarbeitet und optimiert habe. Eröffnungstheoretisch ist der V11 praktisch up to date und es werden ausschließlich Varianten gewählt, welche zu Mittelspielen führen, die dem Programm liegen.
Gespielt wurden 5 Partien mit einer Zeitkontrolle von 30-Minuten und der V11 zeigte eine überragende Leistung. Nur einmal ließ er sich die Butter vom Brot nehmen, womit es am Ende 4 zu 1 für den V11 stand. Interessant ist hierbei, dass in allen 4 Gewinnpartien das modifizierte Eröffnungsbuch maßgeblich zu den Siegen beigetragen hat.
Bei der Wahl der Eröffnung spielt die Rechengeschwindigkeit des Schachcomputers eine große Rolle. Eine grundsätzliche Schwäche aller damaligen Schachcomputer ist die Behandlung von geschlossenen Strukturen. Königsindisch ist beispielsweise eine der Eröffnungen, in welcher die alten Programme für beide Seiten nur schwerlich den richtigen Weg finden. Führt man aber seinen Rechenknecht mittels Eröffnungsbuch durch das undurchsichtige Gestrüpp, hat dies in den meisten Fällen den vollen Punkt zur Folge. Vorausgesetzt natürlich, dass die entsprechenden Varianten beim Gegner kurz geschnitten sind und dieser nach nur wenigen Eröffnungszügen den Weg selbst finden muss. Mir ist jedoch kein Schachcomputer aus den 80ern bis Mitte 90er bekannt, welcher auch nur ansatzweise ein facettenreiches Königsindisch im Repertoire hat.
Ein ebenfalls interessanter Gegner ist der Saitek Corona. Gegen diesen Schachcomputer habe ich in der Vergangenheit sehr oft und gerne gespielt und ihn auch als Sparringspartner verwendet. Es ist auch der Schachcomputer, mit welchem ich intensiv die Abwicklung in gewonnene Endspiele trainiert habe. Die größte Schwäche des Corona ist der Umgang mit Bauernstrukturen. Einen rückständigen Bauern erkennt das Programm beispielsweise erst dann als Schwäche, wenn es bereits zu spät ist. Hängende und isolierte Bauern empfindet der Corona nicht als Defizit. Und genau darauf sollte man sein Spiel gegen den Corona bereits in der Eröffnungsphase ausrichten.
Um das Ausnutzen dieser strukturellen Schwächen zu trainieren, ist der Corona der perfekte Sparringspartner. Zwar besitzt der Corona (auch in der Emulation) ein Endspiel-ROM, aber dieses beinhaltet lediglich Endspiele, in welchen neben den blanken Königen nur noch maximal zwei Bauern vorhanden sind.
Soweit mein kleiner Teaser zu den neuen Emulationen. In Kürze folgt ein umfassender Bericht über alle neuen Programme, in welchem auch die Partien zwischen dem V2 und dem V11 untersucht werden. Wie gesagt, handelt es sich bei den neuen Emulationen noch um experimentelle Versionen, welche noch nicht verfügbar sind. Auch ist es so, dass man sich diese neuen Emulationen auf Grund von Urheberrechten nur dann auf seinen Revelation II AE aufspielen darf, wenn man Eigentümer der entsprechenden Geräte im Original ist.
Bis bald
Euer Benny