Etwa vier Jahre mussten Shogi-Spieler auf eine neue Version von Shogi Revolution Super Finger (将棋レボリューション 激指) warten. Mit Version 15 wurde das wohl umfangreichste Shogi Spiel- und Analyseprogramm veröffentlicht, an welcher kein Shogi-Spieler vorbeikommt.
Shogi Revolution Super Finger 15 (将棋レボリューション 激指15) kann man sehr gut mit der Datenbanksoftware Chessbase inklusive Fritz Spielfunktionen vergleichen. Es ist das Tool, mit welchem man sich auf Gegner vorbereiten kann, gleichzeitig eine Vielzahl von Trainingsoptionen anbietet und das Analysieren von Partien zu einem Kinderspiel macht. Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass es diese Software nur in japanischer Sprache gibt und man bei der Installation einige Dinge beachten muss.
Die Vorgehensweise, wie ich sie bereits beim Test von Shogi mit Manao Kagawa – Shogi-Software mit Shogi Lehrgang beschrieben habe (https://schach.computer/shogi-mit-manao-kagawa-shogi-software-mit-shogi-lehrgang/), funktioniert bei Shogi Revolution Super Finger 15 nicht. Zwar lässt sich die Software auf jedem westlichen Windows 7 und Windows 10 System installieren, jedoch wird man bei der Ausführung der Software feststellen, dass die innerhalb des Programms enthaltenen japanischen Schriftzeichen durch Sonderzeichen ersetzt wird, was die ganze Software praktisch unbrauchbar macht.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob man um eine Installation einer japanischen Windows-Version nicht herum kommt, aber es gibt eine sehr einfache Lösung, mit welcher man japanische Software auf jedem westlichen Windows-System mit den japanischen Schriftzeichen zum Laufen bekommt.
Zunächst installieren wir in unserem westlichen Windows unter den Spracheinstellungen das japanische Sprachpaket. Dies ist kostenlos und geht recht schnell.
Beachten müssen wir hierbei, dass wir die Windows-Anzeigesprache weiterhin auf Deutsch (Deutschland) stehen lassen. Ein komplettes Umschalten auf Japanisch würde zur Folge haben, dass unser komplettes Windows in japanischer Sprache läuft, was ohne tiefgehende Japanisch-Kenntnisse für Einiges an Kopfzerbrechen sorgt. Wir alle kennen den Schabernack, Smartphones von Freunden aus Spaß auf die japanische Sprache umzuschalten. Ohne Kenntnisse der japanischen Sprache ist ein Zurückschalten auf Deutsch ein Glücksspiel.
In den Windows-Spracheinstellungen gehen wir nun in den Punkt Region und wählen Japan als Region aus und als Regionales Format Japanisch. Der zweite Punkt ist notwendig, da japanische Software beim Anzeigen eines Datums das entsprechende Format benötigt. In unserer Software Shogi Revolution Super Finger ist dies beispielsweise bei der Partien-Datenbank der Fall.
Das wars auch schon. Shogi Revolution Super Finger 15 kann nun problemlos auf eurem westlichen Windows gestartet und verwendet werden. Nach dem Programmstart erscheint eine sehr aufgeräumte Oberfläche, welche allerdings eine etwas antiquiertes Menü-Design besitzt. Störend ist es jedoch nicht.
Alle Funktionen des Programms zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen, weshalb ich mich auf die wichtigsten Funktionen beschränken werde. Schauen wir uns zunächst die Spielmöglichkeiten Menüpunkt (P) an.
Hier werden uns eine Vielzahl von Spiel- und Trainingsmöglichkeiten angeboten. Über den ersten Menüpunkt (N) können wir eine Partie gegen die Engine starten und hierbei von der Bedenkzeit über die Eröffnung bis hin zum Spielstil so ziemlich alles einstellen, was das Shogi-Spielerherz begehrt. Diese Spieloption ist allerdings eher etwas für Shogi-Spieler, welche schon ziemlich viel Erfahrung im Shogi haben und spezielle Setups gegen die Engine testen möchten.
Anfängern empfehle ich, zunächst auf die zweite Option (R) zurückzugreifen, mit welcher man Ratingspiele startet. Dies hat folgenden Hintergrund. Wir möchten zunächst wissen, wie gut wir überhaupt Shogi spielen und wo unsere Stärken und schwächen liegen. Nach etwa 30-40 Ratingspielen erhalten wir darüber eine gute Übersicht. Klicken wir also auf den zweiten Menüpunkt (R), erscheint folgendes Fenster:
Oben links stehen uns verschiedene Zeitkontrollen für unsere Ratingspiele zur Verfügung. Für jede Zeitkontrolle gibt es eine separate Auswertung. Grundsätzlich fängt man bei den Ratingspielen mit einem Rating von 14. Kyu an. Das ist das niedrigste Rating, welches in diesem Programm zur Verfügung steht. Je niedriger die Zahl, desto stärker der Computer/Spieler. Während in Japan das Rating von Anfängern bei 10. Kyu beginnt, geht die Spanne bei westlichen Spielern bis 20. Kyu.
Es hat schon was Amüsantes, dass japanische Anfänger grundsätzlich nicht schwächer spielen, als 10. Kyu. 😉
Wir starten also mit 14. Kyu und können uns mit jeder gespielten Ratingpartie nach oben arbeiten. Je nachdem wie erfolgreich wir spielen, steigt und fällt unser Rating. Die gegnerische Engine stellt sich darauf entsprechend ein und bietet uns praktisch immer einen passenden Gegner. Mit jeder Partie die wir spielen, analysiert das Programm auch unsere Stärken und schwächen und gibt diese in einem Netzdiagramm aus:
Anhand dieses Diagramms können wir erkennen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Die Anzeige ist hierbei unterteilt in:
„Joseki Skill“
„Eröffnungs-Skill“
„Mittelspiel Skill“
„Endspiel-Skill“
„Tsume Matt setzen“
Entsprechend dieses Diagramms können wir unser zukünftiges Training ausrichten. Wenn wir also sehen, dass wir die Eröffnung gut spielen, im Mittelspiel keine Probleme haben, aber am Ende nicht matt setzen können, sollten wir bei unserem Training einen Schwerpunkt auf das Tsume-Shogi (Mattmotive lernen) legen. Shogi Revolution Super Finger bietet hierzu eine Reihe von Tools an. Um einen einfachen Einstieg zu erhalten, wählen wir im Menü (P) das Trainings-Tool (I):
und können mit dem Lösen von Mattaufgaben Bilder von bekannten Shogi-Spielern freischalten:
Die ersten Aufgaben sind relativ einfach und die Schwierigkeit nimmt in einem eher gemächlichen Tempo zu. Für das Lernen von Mattmotiven ist dieses Tool auf jeden Fall ziemlich gut. Hat man sich mit den Mattmotiven vertraut gemacht und sein Repertoire ausgebaut, sollte man seine neu erworbenen Kenntnisse direkt an praktischen Stellungen testen. Hierzu wählen wir im Menü (P) die Tsume Rating Challange (H). Es öffnet sich folgendes Fenster:
Im rechten Optionsfeld können wir den Schwierigkeitsgrad von Anfänger, Fortgeschrittener Spieler und Experte wählen. Bestätigen wir unsere Auswahl, erhalten wir eine typische Endspielstellung, welche wir zum Sieg führen müssen.
Im Gegensatz zu den Tsume-Aufgaben des vorherigen Tools, gibt es bei diesen Aufgaben keinen vorgegebenen Gewinnweg. Mit den von uns erlernten Matt-Motiven steht es uns frei, wie wir die Stellung zum Sieg führen.
Kommen wir nun zu den Analyse-Funktionen. Nachdem wir eine Partie gespielt haben, können wir diese automatisiert von dem Programm analysieren lassen. Hierzu wählen wir im Menü den Punkt (A) und dort nochmals den Punkt (A):
Wie bei der automatischen Analysefunktion beim Fritz-Programm, geht das Shogi-Programm nun Zug für Zug durch die Partie und gibt in einem Diagramm Informationen über den Spielverlauf. Gleichzeitig werden alternative Varianten angezeigt und eine Bewertung der einzelnen Züge:
Die automatische Analyse ist ein sehr gutes Werkzeug, um die Schlüsselmomente in einer Partie zu erkennen und diese in sein Schachtraining einfließen zu lassen.
Kommen wir nun zu einer weiteren Trainingsmöglichkeit, bei welcher man allerdings schon ein paar Kenntnisse von der japanischen Sprache benötigt. Es handelt sich hierbei um sogenannte Trainingspartien, bei welchen eine Schachtrainerin im Verlauf der Partie per Sprachausgabe jeden Zug kommentiert und Tipps gibt. Wir wählen hierzu im Menüpunkt (P) das Trainingstool (G) aus und erhalten folgendes Optionsfenster:
Neben dem Schwierigkeitsgrad können wir hier auch auswählen, ob unser Gegner mit Handicap spielen soll und ob eine vorhandene Stellung ausgespielt wird oder eine neue Partie. Die verbalen Kommentare sind nicht allzu kompliziert und wer Grundkenntnisse der japanischen Sprache hat, wird mit diesem Tool viel Spaß haben uns Einiges lernen.
Bei den von mir hier vorgestellten Features handelt es sich nur um einen Bruchteil der Funktionen, welche Shogi Revolution Super Finger 15 bietet. Es sind aber genau die Funktionen, welche für Anfänger wohl am besten geeignet sind, um im Shogi besser zu werden. Wer im Shogi zu den besseren Spielern gehört, wird sich über die Möglichkeit freuen, Eröffnungsbücher anzulegen und zu editieren, Stellungen von Weltklasse-Spielern gegen eine 7.Dan CPU fortzusetzen und das automatische Generieren von Mittelspielstellungen nach bestimmten Motiven.
Shogi Revolution Super Finger 15 ist voller Überraschungen und interessanten Tools, welche ich auch in Schachprogrammen wie Fritz gerne sehen würde.
Stellt sich nur noch die Frage, wie man an diese Shogi-Software kommen kann. Es gibt diverse Angebote in englischsprachigen Shops, aber hier zahlt man dann auch bis zu 140 Euro zzgl. Versand. Eine günstigere Möglichkeit ist der Bezug über den japanischen Amazon Store unter folgendem Link: https://www.amazon.co.jp/gp/product/B07SPRBZ8M
Dieser liefert jedoch nur an Kunden, welche einen Wohnsitz in Japan haben. Es sollte aber kein Problem sein, in der japanischen Shogi-Community jemanden zu finden, der einem hierbei hilft.
Soweit mein kleiner Testbericht zu Shogi Revolution Super Finger 15. Bei den nächsten Beiträgen wird dann wieder unser westliches Schach im Vordergrund stehen. 😉
Mein Artikel über das Erkennen von Cheatern (Link zum Artikel) hat nicht zuletzt durch einen Tweet von GM Nigel Short für Aufsehen gesorgt, wodurch mich viele Anfragen zu der Software IRWIN und dem Erkennen von Cheatern erreichten.
"Stockfish is the Viagra for impotent chessplayers" – Words of wisdom from @TopschachBenny
Ein wesentlicher Punkt wurde jedoch eher unbeachtet gelassen. Ich möchte ich an dieser Stelle ein paar Worte über den Umgang mit Cheatern verlieren. Auch wenn es vielen Schachspielern und auch Turnierleitern in den Fingern juckt, sollte man Cheatern immer die Chance geben, sich ohne Schaden aus der Affäre ziehen zu können. Ich möchte dies exemplarisch anhand eines Turnieres darstellen, welches vor einigen Monaten von unserem Schachkreis organisiert wurde und an welchem ich teilgenommen habe.
Das Turnier erstreckte sich über 2 Tage und es wurden 8 Runden (4 pro Tag) mit einer Bedenkzeit von 20 Minuten + 5 Sekunden/Zug im Schweizer System gespielt. Vor der vierten Runde habe ich mir einen Überblick über die Partien der führenden Spieler gemacht und wurde bei den Partien des führenden Spielers stutzig. Die Move-Time war genauso verdächtig wie die Eröffnungswahl und auch der Spielstil passte überhaupt nicht zu dem Spieler hinter dem Account.
Eine weitere Auffälligkeit war, dass der besagte Spieler sich für dieses Turnier extra einen neuen Lichess-Account angelegt hat. Cheater wollen damit vermeiden, dass Lichess bei einer Prüfung Referenzpartien des Spielers zur Verfügung hat. Da ich wusste, wer hinter dem Account steckt, konnte ich die bisher drei gespielten Partien recht gut mit von dem Spieler OTB gespielten Partien vergleichen.
Noch vor der vierten Runde habe ich dem Turnierleiter meine Bedenken gegenüber dem Spieler geäußert und bekam als Antwort, dass da schon alles in Ordnung ist und ich der einzige sei, der Bedenken bei dem Spieler hat. Die vierte Runde wurde gestartet und wieder hatte der betreffende Spieler sehr ungewöhnlich gespielt. Da die nächsten 4 Runden einen Tag später gespielt wurden, nutzte ich die Zeit, um mir einen genauen Überblick zu verschaffen. Lichess stellt hierzu die Möglichkeit bereit, gespielte Schachpartien in Echtzeit wiederzugeben:
Es ist tatsächlich etwas anderes, wenn man nur einen Blick auf die Move-Time-Statistik wirft oder sich die Partie nochmal in Echtzeit ansieht. Man kann sich bei Letzterem viel besser in die Partie und die Spieler hineindenken und bekommt hierbei nicht nur ein Gefühl für auffällige Schlüsselstellungen, sondern auch für den Verlauf der Partie im Gesamten.
Ich war mir nun 100% sicher, dass der betreffende Spieler in seinen Partien zum Einen ein Eröffnungsbuch verwendet, als auch eine Engine zur Unterstützung hinzuzieht. Nochmals kontaktierte ich den Turnierleiter und teilte mit, dass das für den betreffenden Spieler definitiv nicht gut ausgehen wird. Lichess prüft auch ohne Meldung die Partien der ersten drei Sieger eines Turniers und spätestens dann wird der Spieler am Pranger stehen.
Um dies zu vermeiden schlug ich dem Turnierleiter vor, den betreffenden Spieler bezüglich seines verdächtigen Spiels anzuschreiben und ihn darüber aufzuklären, dass Lichess bei dermaßen auffälligem Spiel in jedem Fall reagieren wird. Weiterhin riet ich dem Turnierleiter, dem Spieler die Chance zu geben, das Turnier vorzeitig zu verlassen und damit sein Gesicht zu waren. Der Cheater hätte sich hierzu irgendeinen Grund einfallen lassen können, wie zum Beispiel „Familienausflug, etc.“.
Der Turnierleiter wollte davon nichts wissen und so spielte der Cheater auch die letzten 4 Runden bei dem Turnier mit und wurde anschließend Turniersieger. Wenige Tage später passierte nun genau das, was sowohl der Turnierleiter, als auch der Cheater hätten vermeiden können. Lichess prüfte die Partien des Siegers und es kam wie es kommen musste:
Auf dem Siegertreppchen der Turnierseite auf Lichess konnte nun jeder sehen, dass der Sieger gegen die Regeln verstoßen hat. Der Pokal wurde grau hinterlegt und sein Lichess-Name war durchgestrichen. Alle Gegner welche er in diesem Turnier hatte, bekamen zusätzlich die Meldung, dass der betreffende Spieler Computerunterstützung in seinen Partien verwendet hat. Der Spieler stand nun am Pranger.
Ein Komplettversagen des Turnierleiters! Nach der vierten Runde war die Chance noch vorhanden, dem Cheater ins Gewissen zu reden. Er hätte problemlos aus dem Turnier ohne Gesichtsverlust aussteigen können. Der Turnierleiter hat sich jedoch dazu entschlossen, den Kopf in den Sand zu stecken und ließ den Cheater mit Vollgas gegen die Wand fahren.
Nun war der Cheater einem enormen Shitstorm von vielen Mitgliedern aus dem Schachkreis ausgesetzt und nicht wenige vertraten die Ansicht, dass ihm das zurecht geschieht.
Interessant war die Reaktion des Turnierleiters und des Schachkreises. Diese haben den Cheater in Schutz genommen und es dem Schreiber dieser Zeilen zum Vorwurf gemacht, diesen Spieler überprüft und verdächtigt zu haben. Nur durch mein Prüfen sei es praktisch zu dieser Situation gekommen. Ziemlich perfide wurde hier die Rolle des Täters und die des Opfers getauscht.
Einige Spieler des Schachkreises haben den betreffenden Spieler dann auch direkt bei Cheating Officer Ralph Alt gemeldet. Daraufhin wurde vom Schachkreis eine Mail verfasst, in welcher mit Sodom und Gomorra gedroht wurde, wenn man den Fall öffentlich machen würde. Bis zum heutigen Tag gab es, außer von Lichess, keine Sanktionen gegen den Cheater.
Mein Rat an alle Turnierleiter ist daher: Lasst es nicht soweit kommen! Nehmt begründete Verdächtigungen ernst und lasst einen verdächtigen Spieler nicht ins offene Messer laufen. Am Ende ist es für den Cheater eine katastrophale Situation, für den Turnierleiter zumindest eine unangenehme Situation, wenn er den verdächtigen Spieler persönlich kennt und für alle Teilnehmer die ein komplettes Wochenende für ein Turnier geopfert haben absolut ärgerlich und frustrierend.
Man muss nicht jede Partie bis zum Matt spielen. Manchmal ist es einfach anständiger, vorher aufzugeben.
In den letzten Tagen und Wochen wurde viel darüber diskutiert, wie man Cheater beim Onlineschach erkennt und welche Möglichkeiten es zur Sanktionierung von Cheatern gibt. Zunächst einmal müssen wir festhalten, dass es sich beim Onlineschach grundsätzlich immer nur um Verdachtsfälle handelt. Die Überführung eines Cheaters ist nur anhand von Indizien möglich. Mit rauchendem Colt in der Hand wird man einen Cheater nicht erwischen können.
Immer wieder wird auch die Frage nach dem Warum gestellt und oft liest man Kommentare wie „Ich verstehe ich nicht, was es jemandem bringt, beim Schach zu cheaten„. Die Motive eines Cheaters zu ergründen ist reine Zeitverschwendung. Gelegenheit macht Diebe. Das Internet gibt Menschen die Möglichkeit anonym Straftaten zu begehen. Menschen, welche im Zeitalter vor dem Internet sich nie etwas zu Schulden haben kommen lassen, weil sie einfach keine Möglichkeit dazu hatten, bekommen mit dem Internet das passende Werkzeug.
Beim Cheaten im Onlineschach müssen wir uns einfach damit abfinden, dass es existiert und die Frage nach dem Warum ist irrelevant.
Zunächst sollten wir einen Blick darauf werfen, welche Möglichkeiten des Cheatens es beim Onlineschach gibt. Am Verbreitesten ist es, sich beim Onlineschach das Smartphone neben den PC zu legen, dort ein Schachprogramm in Daueranalyse laufen zu lassen und jeden Zug den der Gegner am Bildschirm ausführt auf das Smartphone zu übertragen und den Antwortzug der Engine auf dem Smartphone auf dem PC als eigenen Zug auszuführen. Dies ist die gängigste und simpelste Methode. Bevor es leistungsstarke Smartphones gab, haben Cheater neben ihrem Online-Schach-Fenster ein zweites Fenster mit einem Schachprogramm geöffnet. Cheater haben hierbei immer zwischen den beiden Fenstern hin- und hergewechselt. Diesen Wechsel im „Viewpoint“ können Online-Schach-Anbieter aber schon lange feststellen und wenn ein Onlinespieler in einer Partie mit 30 Zügen 30 mal den Viewpoint wechselt, muss der Cheater schon äußerst kreativ sein, um dies plausibel und vorwurfs-entkräftend zu erklären.
Bei Cheatern, welche praktisch vom ersten bis zum letzten Zug ihr Smartphone zum Cheaten verwenden, sieht ein Movetime-Protokoll überlicherweise folgendermaßen aus:
Während Weiß die Eröffnungszüge herunterspult, sieht man bei Schwarz von Beginn an ungewöhnliche Ausschläge und kein Zug wurde in weniger als 6 Sekunden ausgeführt. Ohne die Partie zu kennen, können wir hier von einem Anfangsverdacht sprechen. Die Frage ist nun, wie man als Schiedsrichter weiter verfahren sollte. Als Schiedsrichter muss man hier schrittweise vorgehen und innerhalb der Partie nach sogenannten Only-Moves suchen. Only-Moves sind beispielsweise Schachgebote, bei denen der Spieler nur einen Antwortzug hat und auch Schlagzüge, bei welchen es offensichtlich ist, dass es nur einen guten Zug (Zurückschlagen) gibt.
In der zum Movetime-Diagramm zugehörigen Partie finden wir folgende Stellung:
Weiß hat soeben mit dem Läufer den gegnerischen Läufer auf b7 geschlagen. Der einzige sinnvolle Zug von Schwarz ist nun, mit der Dame den Läufer auf b7 zu schlagen. Hier gibt es keine zweitbesten Züge oder komplizierte Varianten zu berechnen. Schwarz hat logischerweise auch mit der Dame auf b7 genommen:
Nun kommt aber der Knackpunkt. Schwarz hat für diesen Zug sage und schreibe 15,5 Sekunden seiner Bedenkzeit benötigt. Ein Cheater könnte hier noch mit der Ausrede kommen, dass er sich, nachdem Weiß den Läufer auf b7 geschlagen hat, erstmal ein Bier aufgemacht hat und deshalb mit dem Zurückschlagen so viel Zeit verbraucht hat. Aber spätestens dann, wenn in der besagten Partie der Schwarzspieler bei praktisch jedem Only-Move „Ewigkeiten“ zur Zugausführung benötigt, kommt der Cheater schnell in Erklärungsnot. Bevor man nun den Ablauf dieser Partie im Detail aufbröselt, wirft man einen Blick auf andere Partien in der Historie es Spielers. Als Schiedsrichter muss man sich zunächst einen Überblick von den einfach zu erkennenden Indizien schaffen. Die Zeit die zum Ausführen von Zügen benötigt wird, ist hierbei ein ziemlich einfaches, aber sehr starkes Indiz. Es reicht tatsächlich aus mehrere Partien des selben Spielern durchzuklicken und einzig auf die Only-Moves einen Blick zu werfen.
Hat man sich anhand von den gespielten Partien einen Überblick geschaffen, geht man mit dem nächsten Schritt ins Detail. Schauen wir uns hierzu folgende Stellung an:
Der Cheater hat mit Schwarz in dieser Partie ein äußerst kompliziertes Abspiel im Pirc gewählt, bei welchem selbst Großmeister Probleme haben, den Laden zusammenzuhalten. Schwarz folgte während der gesamten Partie immer den Vorschlägen von Stockfish. Bemerkenswert ist bei dieser Partie, dass der Cheater bereits mitbekommen hat, dass er auf Grund seiner vorangegangenen Partien im Turnier, unter Beobachtung steht. Man muss hierzu auch sagen, dass der Klarnamen des Spielers allen Teilnehmern und auch der Turnierleitung bekannt ist. Es handelte sich um ein offizielles Turnier eines Schachkreises. Die tatsächliche DWZ des Spielers bewegte sich stagnierend über Jahre zwischen 1500 und 1600.
Fernab von seinem Eröffnungsrepertoire, spielte der Cheater plötzlich Abspiele von Eröffnungen, welche er noch nie OTB auf dem Brett ausgepackt hat. Passend hierzu hat der Cheater erklärt, dass er die Corona-Freizeit genutzt hat, um sein Eröffnungswissen auszubauen. Aber zurück zur Stellung:
Schwarz hat in dieser Stellung Sxe4 ausgepackt. Die Berechnung der durch dieses Opfer eingeleiteten Varianten, bringt einen Schachspieler dieser Klasse schon ziemlich an die Grenzen. Was der Cheater bei der Ausführung seiner Züge aber nicht beachtet ist, dass die Engine sich bei derlei Kombinationsspiel schon etwas dabei „denkt“. Bei diesem besagten Opfer liegt die Pointe genau 7 Züge (14 Halbzüge!) später begraben. Es kam 7 Züge später zu folgender Stellung:
Die mit dem „Springeropfer“ Sxe4 eingeleitete Taktik funktioniert nur, weil Schwarz am Ende der Kombi den Zug Tf1+ spielen kann! Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Schwarz diese Pointe bereits 7 Züge vorher auf dem Schirm gehabt haben muss. Mal abgesehen, von all den anderen taktischen Verwicklungen die es zu berechnen gab. Werfen wir nun einen Blick auf die Zugzeit von Schwarz.
Sage und schreibe 40 Sekunden benötigte Schwarz, um die Pointe seiner Mega-Kombi am Brett auszuführen. Die Antwort des Cheaters auf meine Nachfrage war auch ziemlich entlarvend:
Die von ihm gespielte Kombination hatte Weltklasseformat und Tf1+ war ein Motiv, dass in jedem möglichen Abspiel seiner Kombination zwischen Sieg und Niederlage entschied. Und er schreibt, dass der Tf1+ nicht gleich gesehen hat. Wäre Tf1+ nicht möglich gewesen, hätte er niemals mit Sxe4 seine Kombi gespielt. Er hätte es also in jedem Fall 7 Züge vorher schon auf dem Schirm haben müssen.
Es sind genau diese Dinge, die man als Schiedsrichter im Auge haben muss. Gerade wenn es um taktische Schläge von Cheatern geht, kommen die Pointen sehr oft erst viele Züge später zum Vorschein. Wenn es sich dann zusätzlich noch um eine Kombination handelt, bei welcher der Gegner mehrere Wege einschlagen kann, muss man sich fragen, ob ein Spieler dieser Klasse fähig ist, all die Komplikationen zu berechnen. In dem oben gezeigten Fall ist der Schwarzspieler mit seiner Antwort „Weil ich den Zug nicht gleich gesehen habe.“ selbst in die Falle getappt.
Man kann sich übrigens sehr einfach ausmalen, warum der Cheater plötzlich 40 Sekunden für die recht einfache Pointe benötigt hat. Der Cheater wusste, dass er unter Beobachtung steht und nachdem er mit Sxe4 ohne nachzudenken den Empfehlungen der Engine folgte, wurde ihm 6 Züge später bewusst, was für eine gigantische Kombi er da gerade aufs Brett gezaubert hat. Als Cheater stellt man sich dann natürlich die Frage, wie man aus der Nummer noch rauskommen kann, damit es nicht ganz so übertrieben gut aussieht. Mit Sicherheit hat er, wie er im Chat schreibt darüber nachgedacht, dass die Abwicklung mit Mehrbauern auch gewonnen ist, aber mit wenig Zeit auf der Uhr wird das Cheaten schwierig und da nimmt ein Cheater doch lieber den schnellen Weg. Im Prinzip war es sowieso egal. 😉
Grundsätzlich empfehle ich Schiedsrichtern und Spielern, sich mit Teilnehmern die unter Verdacht stehen über die gespielten Partien zu unterhalten. Hierbei darf man dem Verdächtigen aber nicht den Eindruck vermitteln, dass man ihn verdächtigt. Am besten ein paar lobende Worte zur Partie sagen und dann ein paar inhaltliche Fragen zur Partie stellen. Sehr schnell merkt man an den Antworten, dass der Cheater mit dem Kopf nicht wirklich in der Partie war und nur der zügeausführende Knecht einer Engine ist.
In diesem Beispiel hat sich der Cheater nicht wirklich viel Mühe gegeben, um nicht in Verdacht zu geraten. Es dauerte auch nicht lange, bis der Cheater von Lichess den entsprechenden Stempel bekam. Bis heute streitet er natürlich alles ab. Diese billige Art des Cheatens wird übrigens von der Mehrheit der Cheater angewendet, weil es nicht wirklich Mühe macht. Auch unterschätzen diese Billig-Cheater, was man heutzutage alles prüfen kann.
Kommen wir nun zu dem ACPL Wert, der in jeder Partie für beide Spieler ermittelt wird. Erst kürzlich haben die Perlen vom Bodensee hierzu etwas veröffentlicht:
In dem Beitrag wird von einer ACPL-Rangliste geschrieben und von des Cheatens verdächtigen Hobbyspielern, welche weniger Fehler in einer Partie machen, als Weltklassespieler. Eine solche ACPL-Rangliste ist natürlich Augenwischerei. Ein ACPL-Wert hat alleine für sich genommen zunächst überhaupt keine Aussagekraft. Nur im Zusammenhang mit der entsprechenden Schachpartie, kann man den ACPL-Wert als Indiz hinzuziehen. Der ACPL-Wert gibt Auskunft darüber, wie hoch die Fehlerquote eines Spielers in einer Partie war. Diesen Wert kann man dann anschließend mit Statistiken vergleichen, in welchen aufgezeigt wird, wie oft beispielsweise ein DWZ 1500er durchschnittlich in einer Schachpartie fehlgreift.
Das problematische hierbei ist, dass dieser ACPL-Wert nichts darüber aussagt, wie schwer eine Schachpartie zu spielen war. Ich selbst habe reihenweise Partien gespielt, in welchen in einen niedrigen zweistelligen und oft auch einstelligen ACPL-Wert habe. Schaut man sich die Partien an, sieht man sehr gut, dass es keine komplizierten Varianten zu berechnen gab und der Anspruch an beide Spieler ziemlich gering war.
Es gibt Stellungstypen, die ein Großmeister nicht besser spielen kann als ein Hobbyspieler mit 2000 DWZ. Es macht einen Unterschied, ob man einen Abtausch-Spanier mit einfachen und klaren Fortsetzungsideen auf dem Brett hat oder ein hochkomplexes Mittelspiel aus der königsindischen Verteidigung, bei der jeder Zug ein Tanz auf der Klinge ist.
Wenn ein 1500er einen ACPL-Wert von 15 in einer Partie hat, waren die in der Partie entstehenden Stellungsbilder möglicherweise nicht anspruchsvoll genug, um den 1500er vor Probleme zu stellen. Ein geringer ACPL-Wert ist zunächst nichts weiter als ein Indiz, sich die entsprechende Partie genauer anzuschauen. Hier ist es wichtig, die Komplexität einer Partie zu bewerten. Wie oft hatte ein Spieler die Möglichkeit, innerhalb der Partie Fehler zu machen? Das es laut der im Beitrag genannten ACPL-Rangliste Hobbyspieler gibt, die weniger Fehler in ihren Partien machen als Weltklassespieler, ist damit ziemlich einfach zu erklären. In der von mir oben gezeigten Partie, hatte der Cheater einen ACPL-Wert von 25:
Die gespielte Partie war jedoch dermaßen Komplex und die Chancen von Schwarz von der Klippe zu fallen waren dermaßen hoch, dass dieser ACPL-Wert ein ziemlich erdrückendes Indiz darstellt.
Bei der von mir hier dargestellten Verfahrensweise ist viel Handarbeit nötig. Die von Lichess verwendete Software namens IRWIN nimmt einem sehr viel Arbeit ab. Jeder Turnierleiter kann sich diese Software kostenlos herunterladen und einsetzen:
Die Software muss man natürlich vorher trainieren und hierzu empfehle ich die mittlerweile über 2 Milliarden Online-Schachpartien, welche man sich auf Lichess herunterladen kann:
IRWIN nimmt einem hierbei viel Arbeit ab und ist ein guter Grundfilter. Diese Software sollte zur Grundausstattung eines jeden Turnierleiters gehören, der Onlineturniere durchführt. Dieses Programm darf man nicht nicht als automatische Cheater-Verurteilungssoftware sehen, sondern als arbeitserleichterndes Werkzeug.
Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Schiedsrichter und Turnierleiter überhaupt keine tiefgehende Ahnung haben, welche Möglichkeiten des Cheatens überhaupt existieren. Ich habe auch das Gefühl, dass bei vielen überhaupt nicht der Wille vorhanden ist, sich mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Dabei ist dieses Thema durchaus spannend.
In den Anfängen des Onlineschachs war das Time-Cheating sehr beliebt. Damals synchronisierten die Schachuhren beim Onlinespiel noch mit der Systemzeit des PCs des Spielers. Dies hatte zur Folge, dass kleine Tools im Umlauf waren, welche die Systemzeit des eigenen PCs langsamer laufen ließen. Spielte man gegen jemanden der so ein Tool benutzt, sah man beispielsweise wie 10 Sekunden von der Zeit des Gegners abgelaufen sind und nachdem er seinen Zug ausgeführt hat, waren es nicht mehr 10 Sekunden, sondern 8 Sekunden. Onlineschachanbieter schoben des auf den LAG, der beim Onlineschach (damals) nicht unüblich war. Auf diese Weise blieben solche Cheater lange Zeit unentdeckt. Aber das ist Schnee von gestern.
Neben der großen Masse an Cheatern, welche wie ich oben aufgezeigt habe ziemlich einfallslos agieren, gibt es aber auch Cheater die sich mehr Mühe geben. Der typische Cheater mit „Verstand“ geht folgendermaßen vor.
Er spielt generell die Eröffnung selbst und greift hierbei immer auf sein vorhandenes Repertoire zurück. In der Eröffnungsphase setzt er auch Premoves ein. Sobald die Eröffnung abgeschlossen ist, überträgt er die Stellung in sein Smartphone und lässt die Engine laufen. Nun schaut er sich auf dem Smartphone verschiedene interessante Fortsetzungen an. Wichtig ist, dass es zu Verwicklungen kommt. Besonders beliebt ist bei Cheatern hierbei ein sog. Scheinopfer. Es handelt sich hierbei um ein Figurenopfer, welches nicht korrekt ist, aber als kleine Kompensation die Sicherheit des gegnerischen Königs beeinträchtigt. Engines finden die Idee nicht toll, aber sei es drum. Ab diesem Moment spielt der Cheater nur noch 1st und 2nd Engine-Choice-Moves und es wird nicht lange dauern, bis der Cheater den zuvor künstlich erzeugten Nachteil egalisiert hat und sogar Vorteil besitzt. Anstatt aber von diesem Moment an nur noch Engine-Züge zu spielen, sucht der Cheater nach Abwicklungen in technisch gewonnene Endspiele. Engines wollen den schnellen Weg gehen, aber damit es menschlich wirkt, will der Cheater ins gewonnene Endspiel, auch wenn es dadurch länger dauert. Der Vorteil für den Cheater ist, dass er das gewonnene Endspiel ohne Enginehilfe zu Ende spielen kann.
Ebenfalls ein Klassiker: Der Cheater spielt wieder die Eröffnung selbst und nach Abschluss der Eröffnung gibt er wieder die Stellung ins Smartphone ein und führt so lange Enginezüge aus, bis er klaren Vorteil hat (Figurengewinn, etc.). Den Rest spielt der Cheater dann selbst zu Ende.
Ein Cheater mit „Verstand“ achtet auch auf Premoves. Wenn der Gegner beispielsweise mit seinem letzten Zug die Damen tauschen will und die Dame des Cheaters schlägt, wird dieser Schlagzug nicht erst ins Smartphone eingegeben und auf den Antwortzug der Engine gewartet, sondern direkt zurück geschlagen. Die Züge lassen sich nach solch einem Abtausch problemlos nachträglich ins Smartphone übertragen.
Der Cheater mit „Verstand“ achtet auch auf sein Zeitmanagement. Schlägt die Engine einen Zug vor, auf den er selbst nie gekommen wäre und sich als ziemlich tiefgründig herausstellt, lässt er mehr Zeit von der Uhr heruntertickern.
Diese Cheater mit „Verstand“ sind beim Onlineschach die echten Problemfälle. Das wichtigste Indiz ist hierbei ist, dass diese Cheater nach einer schnell gespielten Eröffnung plötzlich ziemlich viel Zeit mit dem nächsten Zug verbrauchen, weil sie die Stellung in das Smartphone übertragen müssen und anschließend verschiedene Fortsetzungen am Smartphone analysieren. Meistens handelt es sich um einen plötzlichen Zeitverbrauch von 30-60 Sekunden. Um einen solche Cheater auf die Schliche zu kommen, muss man die Unterschiede zwischen menschlichem Schach und Engine-Schach kennen. Menschen neigen dazu, einen zuvor gefassten Plan umzusetzen. Es ist beispielsweise so, dass Menschen einen Königsangriff starten und ihr Spiel auf den Königsflügel verlagern. Die Suche nach dem Mattangriff beginnt und der Mensch ist darauf fixiert. Nun kommt es nicht selten vor, dass der Gegner seine Truppen vom Damenflügel abzieht und seinem König zu Hilfe eilen lässt. Die dadurch am Damenflügel des Gegners entstehenden Schwächen sind für das menschliche Auge fast immer marginal. Der menschliche Spieler setzt seinen Angriff am Königsflügel fort. Engines agieren hier aber anders. Diese haben die Rechenkraft, selbst die marginalste Schwächung an einem bisher belanglosen Flügel als Spielentscheidend zu erkennen und schwenken direkt vom Königsflügel auf den Damenflügel.
Erwähnen sollte ich hier noch, dass wir bei diesen Cheatern mit „Verstand“ von einer tatsächlich vorhandenen Spielstärke zwischen 1700 und 2000 DWZ ausgehen. Starke Großmeister haben grundsätzlich das komplette Brett im Blick aber gerade Vereinsspieler der Mittelklasse neigen dazu, den Blick nur noch darauf zu richten, wo die aktuelle Action stattfindet.
Auch in solchen Fällen lohnt der Blick ins Zeitmanagement des Cheaters.
Ein weiterer Ansatz sind die „Spielmacken“, die jeder menschliche Spieler hat. Beispielsweise gibt es Spielertypen, welche ihr Läuferpaar bis aufs Blut verteidigen und lieber einen Stellungsnachteil in Kauf nehmen, als sich von ihrem Läuferpaar zu trennen. Schaut man sich die Partien-Historie von Schachspielern an, erkennt man schnell, welche „Macken“ jeder Schachspieler hat. Wenn ein solcher Liebhaber des Läuferpaares seinen Spielstil plötzlich ändert und sich nicht mehr mit allen Mitteln ans Läuferpaar klammert, sollte man den Spieler einfach mal fragen, was zu seinem Umdenken geführt hat.
In Schwierigen Fällen ist das Erkennen von Cheatern nur durch Kommunikation möglich. Man muss nur die richtigen Fragen zu bestimmten Stellungen in der Partie stellen und man bekommt anhand der Antworten einen guten Einblick in das tatsächlich vorhandene Schachwissen des verdächtigen Spielers.
Ich hatte vor langer Zeit mal einen Fall, in welchem ich mit einem cheatenden Prahlhans telefoniert habe und ihn Fragen zu einer seiner Partien gestellt habe. Mit den weißen Steinen hat er aus der Eröffnung sehr schön für schwache Felder in der gegnerischen Stellung gesorgt, ein anschließender Läufertausch führte dazu, dass der Gegner die Felder nicht mehr kontrollieren konnte. Bei diesem Telefonat stand der Cheater wie ein Bock vor der Berg. Er konnte mir nicht einmal erklären, was ein schwaches Feld ist und zum Läufertausch sagte er nur, dass ihn dieser Läufer gestört hat. Auf die Frage, was den Läufer störend macht, hatte er keine Antwort. Ich habe ihm dann seine Partie, die er angeblich selbst gespielt hat, erklärt. Mit diesen Erklärungen ist er anschließend inflationär hausieren gegangen und jedes mal wenn er anderen irgendwelche Partien erklärt, liegt sein Schwerpunkt bei schwachen Feldern. Diese Pappnase hat übrigens bis heute keine offizielle DWZ oder ELO und denkt, dass er so um 2000 ELO haben würde. An einem richtigen Schachbrett hat ihn auch noch nie jemand gesehen.
Das persönliche Gespräch mit verdächtigen Schachspielern bringt oft mehr Erkenntnisse, als stundenlange Partieanalysen.
Alle Typen von Cheatern hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Ich möchte aber noch kurz auf einen Cheater-Typ eingehen, der ebenfalls sehr häufig auftritt. Die Rede ist vom „Gerechtigkeits-Cheater“.
Dieser Cheater-Typ will eigentlich nicht cheaten. Beim Onlinespielen lässt er aber oft die Maus zu schnell los und führt Züge aus, die er eigentlich nicht ziehen wollte. Im schlimmsten Fall verliert er direkt in der Eröffnung die Dame. Hier fühlt dieser Cheater-Typ sich dazu berufen, die Partie mit Enginehilfe wieder in die richtige Bahn zu lenken. Das Bewertungsdiagramm solcher Partien sieht dann meistens so aus:
Der „Gerechtigkeits-Cheater“ erspielt sich aus der Eröffnung heraus mit Weiß eine Gewinnstellung, welche er durch einen „Mouse-Slip“ nicht nur verdirbt, sondern auch noch in eine Verluststellung umwandelt. Nun greift der Cheater zur Engine und will damit für Gerechtigkeit sorgen. Am Ende hat er die Anomalie in der Matrix korrigiert, die Partie gewonnen und seinen Lichess-Account verloren.
Ein weiterer Faktor ist die Ausdauer eines Spielers. Spielt man ein Rapid-Onlineturnier, kann das schon mal ein paar Stunden dauern. Für uns Hobbyspieler ist es schlicht unmöglich, über einen solch langen Zeitraum unsere Konzentration konstant oben zu halten. Gerade gegen Ende eines Turnieres nimmt die Fehlerquote in Partien zu. Wer nach 6 Stunden in der letzten Runde in einer komplizierten Partie mit einer niedrigen zweistelligen ACPL und fehlerlosem Spiel das Turnier beendet und anschließend noch den Schönheitspreis für die beste Partie kassiert, macht sich verdächtig.
Für das Erkennen von Cheatern braucht man als Schiedsrichter und Turnierleiter unglaublich viel Erfahrung im Onlineschach. Um Cheater zu erkennen reicht es nicht aus, sich nur mit Partien zu beschäftigen, in welchen jemand unter Verdacht steht, gecheatet zu haben. Viel wichtiger ist es, ein Gefühl für Partien zu bekommen, in welchen nicht gecheatet wurde. Ich selbst habe alleine auf dem Lichess-Server über 35000 Partien gespielt und wenn ich nach 50 Partien auf einen Gegner treffe, bei welchem der Spielfluss anders ist als bei menschlichen Gegnern, merke ich das.
Schiedsrichter und Turnierleiter müssen sich auch unbedingt von dem Gedanken lösen, dass Person X oder Person Y niemals cheaten würden. Alter und Geschlecht spielen keine Rolle. Ich kenne einen Vereinsspieler, welcher sich seit über 50 Jahren dem Schach verschrieben hat. Über 70 Jahre alt, ohne nennenswerte DWZ, aber am Schachbrett immer fair und angenehm. Mit den Corona-Einschränkungen kam er zum ersten Mal in Berührung mit dem Onlineschach. Keine zwei Wochen später hatte er sich eine schöne 2200 Ratingzahl auf Lichess erspielt und wurde von Lichess gesperrt. Darauf angesprochen sagte er mir, dass die Versuchung einfach zu groß war.
Vor wenigen Tagen wurde das mit Spannung erwartete Shogi-Programm Shogi mit Manao Kagawa (香川愛生とふたりで将棋) veröffentlicht. Das von Silver Star entwickelte Programm bietet neben den üblichen Features, wie das Spielen gegen verschiedene AI-Charaktere, einige neue innovative Ideen, auf welche ich in diesem noch Test eingehen werde. Werfen wir zunächst einen Blick auf den Hersteller Silver Star.
Als Produzent von Shogi-Programmen kann man diesen in Japan ansässigen Hersteller sehr gut mit Chessbase in Deutschland vergleichen. Genauso wie bei der Schach-GUI von Chessbase, gibt es bei Silver Star ein GUI-Grundgerüst, auf welches alle von Silver Star veröffentlichten Shogi-Programme basieren. Neue Programme werden anschließend mit innovativen Ideen erweitert und entsprechend angepasst. Der Vorteil hierbei ist zum Einen, dass Silver Star das Rad nicht mit jedem neuen Shogi-Programm neu erfinden muss und zum anderen der enorme Wiedererkennungswert. Wirft man einen Blick auf ein Shogi-Programm, sieht man am Design sofort, woher der Wind weht.
Die Hauptprotagonistin ist, wie der Titel der Software schon erahnen lässt, die in Japan ziemlich populäre Shogi-Spielerin Manao Kagawa. Und das ist schon eine kleine Besonderheit. Wie beim Schach, gilt auch Shogi als ein von Männern dominierender Sport. Manao Kagawa hat es mit harter Arbeit geschafft, diese Männerdomäne aufzubrechen und ist aus der Shogi-Szene nicht mehr wegzudenken. Am 21. Januar 2021 wurde ihr der 4. Dan (Damenranking) verliehen. Ziemlich erfolgreich betreibt Sie auch einen YouTube-Kanal (Manao Kagawa – YouTube), in welchem Sie regelmäßig sehr offen über sich selbst und über ihre Shogi-Karriere berichtet. Ihre witzigen und auch selbstkritischen Analysen und Erzählungen gehören für jeden Shogi-Fan zum Pflichtprogramm.
Die Zusammenarbeit mir Silver Star war ein kluger Schachzug und während ich zunächst dachte, dass es sich hierbei nur um einen weiteren Brand einer bereits unter anderem Namen veröffentlichten Silver Star Shogi Software handelt, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Aber der Reihe nach.
Bevor man sich überhaupt über inhaltliche Dinge der Software Gedanken machen kann, muss man dieses Programm zunächst erstmal kaufen. Dies stellt bereits die erste, aber nicht gerade große Hürde dar. Bei den uns in Deutschland bekannten Plattformen wie Ebay oder Amazon wird man nicht fündig. Klappert man die kleinen japanischen Online-Shops ab, findet man den Titel zwar recht schnell, aber eine Lieferung nach Deutschland wird nicht angeboten. Am Ende blieb dann der japanische Amazon-Store übrig. Hier muss man sich aber, unabhängig von einem bereits bestehenden deutschen Amazon-Account, ein japanisches Amazonkonto anlegen.
Schnell findet man heraus, dass es sowohl eine Nintendo Switch Konsolenversion, als auch eine Windows-PC Version von diesem Titel gibt. Ich selbst besitze nur eine Playstation 4 und es ist nicht das erste Mal, dass ich mich ärgere mich damals für eine PS4 entschieden zu haben und nicht für eine Nintendo Switch Konsole. Das Angebot an Shogi-Programmen ist bei der Nintendo Konsole einfach größer. Ich war auch schon kurz davor, mir wegen den Shogi-Titeln noch zusätzlich eine Switch zuzulegen. Da aber im Dezember 2021 eine verbesserte Switch auf den Markt kommt, wäre ein jetziger Kauf wohl die falsche Entscheidung.
Ich habe mich also für die Windows-Version entschieden und bei Amazon.co.jp bestellt. Die Versandkosten sind hier moderat und bewegen sich um die 10,-€. Erstaunlich ist hierbei, dass Amazon den immer den DHL Express Service zum internationalen Versand verwendet und die bestellten Produkte tatsächlich innerhalb von nur 2 Tagen von Japan nach Deutschland geliefert werden. Die Logistik dahinter ist schon beeindruckend.
Wer nun voller Erwartung die DVD zur Installation ins Laufwerk schiebt und den Installationsprozess startet, wird nun eine kleine Überraschung erleben. Das InstallShield meldet sich mit dem Fehler 1155 zurück und verweigert die Installation.
Googelt man nach dieser Fehlermeldung, erhält man mehr oder weniger halbgare Lösungsvorschläge. Ich möchte an dieser Stelle den Fehler kurz erklären. Wie man sich denken kann, liegt das Problem an den für westliche Windows-Versionen inkompatiblen japanischen Schrift. Nun gibt es die Möglichkeit, unter Windows die japanische Sprache als Sprachpaket nachträglich zu installieren. Diesen Lösungsvorschlag findet man im Internet mehrfach, aber ein nachträgliches Installieren des Sprachpaketes löst das Problem nicht. Ein westliches Windows läuft intern weiterhin mit lateinischem Schriftsatz und Windows versucht, die japanischen Schrift in den westlichen Standard zu übersetzen. Heraus kommt hierbei aber ein unleserlicher Mischmasch aus Zeichen, welche mit der japanischen Sprache nichts mehr zu tun haben.
Um es kurz und knapp zu sagen. Um ein japanisches Programm zu installieren, benötigt man fast immer eine japanische Windows-Version, da diese den japanischen Zeichensatz auch intern verwendet. Microsoft bietet diverse Testversionen von Windows 10 auch in japanischer Sprache an. Auf eine kostenpflichtige Vollversion kann man verzichten, da wir nur den Installationsprozess im japanischen Windows ausführen wollen.
Da wir unsere japanische Windows 10 Version nicht dauerhaft nutzen, installieren wir diese als virtuelle Maschine. Hier empfehle ich die kostenlose Software Oracle VM VirtualBox.
Bei der Installation sind Japanischkenntnisse von Vorteil. Aber da wir ja ein japanisches Shogi-Programm installieren wollen, gehe ich davon aus, dass der Anwender zumindest ein Grundverständnis der japanischen Sprache mitbringt. Hat man die Windows 10 Installation erfolgreich abgeschlossen, kann man nun problemlos das Setup der DVD starten. Die Installation des Programms erfolgt nun schnell und ohne Probleme.
Das Programm ist nun unter folgendem Verzeichnispfad installiert:
Das Gute ist, dass bei der Installation keine Einträge in der Windows-Registry vorgenommen werden und auch keine Daten außerhalb des Installationspfades gespeichert werden. Dies bedeutet, dass wir das Verzeichnis mit der Installation nun einfach in unser deutsches Windows 10 kopieren können. Unser deutsches Windows hat auch keine Probleme damit, den japanischen Verzeichnisnamen anzuzeigen. Im Explorer lässt sich alles problemlos aufrufen und anzeigen.
Auch lässt sich das Shogi-Programm problemlos starten, stürzt aber nach wenigen Klicks beim Spiel gegen eine Computer-AI ab. Dieses Abstürzen des Programms im deutschen Windows 10 zeigt noch einmal deutlich, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Zwar kann unser deutsches Windows die japanischen Verzeichnisnamen problemlos im Explorer anzeigen, aber intern versteht unser deutsches Windows die japanischen Verzeichnisnamen nicht, weshalb unser Shogi-Programm notwendige Dateien einfach nicht findet.
Die Lösung ist aber relativ einfach. Wir nennen das in japanischer Sprache erstellte Installationsverzeichnis einfach um. Aus „C:\シルバースタージャパン\香川愛生とふたりで将棋“ machen wir einfach „C:\kagawa_shogi“ und siehe da, unser Shogi-Programm läuft nun ohne Fehler auf unserem deutschen Windows.
Manch einer könnte sich nun fragen, ob man anstatt des Installationsprozesses des Programms nicht einfach die einzelnen Dateien von der DVD auf unser deutsches Windows kopieren könnte und sich damit den ganzen Aufwand mit einer japanischen Windows 10 Version spart. So einfach ist das aber nicht. Zwar ist auf der DVD eine komprimierte CAB-Datei enthalten, welche alle für die Installation notwendigen Dateien enthält, aber die Namenszuordnung der einzelnen Dateien ist nur über das InstallShield möglich und das müssen wir in einer japanischen Windows 10-Umgebung starten.
Kommen wir nun aber endlich zum eigentlichen Shogi-Programm. 🙂
Nach dem Start stehen uns eine Vielzahl von interessanten Spiel-, Analyse-, und Trainingsfunktionen zur Verfügung. Aus anderen Silver Star Shogi Programmen kennen wir bereits die Möglichkeit, gegen einzelne AI-Charaktere spielen. Auch in dieser neuesten Silver Star Shogi-Software gibt es diese Möglichkeit:
Im Vergleich zu anderen Silver Star Shogi Programmen ist mir hierbei aber aufgefallen, dass bereits der zweite Charakter schon richtig stark spielt und auch erfahrenen Shogi-Spielern Einiges abverlangt. Bevor man eine Partie startet, kann von der Zeitkontrolle bis hin zum Eröffnungsbuch alles Mögliche einstellen. Für Anfänger ist es auf jeden Fall sinnvoll, das Eröffnungsbuch einzuschalten. Es besteht aus Millionen von Theoriezügen und ist eine große Hilfe, um den Einstieg in eine Shogi-Partie zu finden. Die Theoriezüge werden hierbei mit weißen Pfeilen gekennzeichnet.
Kommen wir nun zu einer Spieloption, welche ich am Interessantesten bei diesem Shogi-Programm finde und welche auch beim westlichen Schach eine äußerst innovative Idee wäre. Die sogenannte 2 gegen 2 Spieloption. Hierbei tritt man zusammen mit dem Charakter Manao Kagawa gegen 2 AI-Charaktere an und wechselt sich mit dem Ziehen ab. Eine solche Partie läuft dann folgendermaßen ab:
Ich (Spieler 1) mache meinen ersten Zug und der Gegner (Spieler 3) zieht seinen Antwortzug. Nun übernimmt meine Spielpartnerin Manao Kagawa (Spieler 2) das Zepter und führt den nächsten Zug für meine Seite aus. Es antwortet der Partner (Spieler 4) des gegnerischen Spielers mit einem Zug und nun bin ich wieder an der Reihe. Dieses „4 Spieler spielen zusammen eine Partie“-Konzept ist nicht nur witzig, sondern auch sehr lehrreich. Ich habe auf diese Weiße Eröffnungsvarianten aufs Brett bekommen, welche ich im Einzelspiel nie aufs Brett bekommen hätte. Auch ist es eine tolle Sache, die Ideen die der eigene Spielpartner verfolgt zu erkennen und entsprechend umzusetzen.
Als eigener Spielpartner steht einem immer die in diesem Shogi-Programm spielstärkste AI Manao Kagawa als Partner zur Seite, was sich als ziemlich großer Vorteil gegenüber der gegnerischen AI-Auswahl herausgestellt. Unsere Spielpartnerin kommentiert zudem auch unsere Spielzüge und je nach Gesichtsausdruck erkennt man schnell, ob wir einen gute Zug ausgeführt haben oder eher einen schlechten Zug. Das gleiche gilt auch für unsere gegnerische AI, welche sich mit Emotionen während einer Partie nicht zurück hält. 🙂
Insgeheim wünsche ich mir eine solches 4er-Spiel auch beim Schach und stelle mir vor, wie ich beim Onlinespiel gegen einen Schachfreund spiele und jeder zweite Zug sowohl bei meinem Gegner, als auch bei mir, von einer Engine ausgeführt wird. Ein ziemlich interessanter Gedanke.
So simpel diese Idee auch ist, ist dieses 4er-Spielen instruktiv und lehrreich. Ich habe diese Option über viele Stunden getestet und kann sagen, dass sich mein Spielverständnis beim Shogi in kurzer Zeit um ein Vielfaches erweitert hat.
Womit wir zur nächsten Trainingsoption kommen. Dem Tsume-Shogi. 100 ausgewählte Mattaufgaben sind enthalten und das Lösen von Tsume-Aufgaben gehört für jeden Shogi-Spieler praktisch zum A und O.
Bereits bei den Dreizügern sind schon einige knackige Aufgaben dabei. Wenn man nicht auf die Lösung kommt, kann man mit einem Klick Manao Kagawa um einen Tipp bitten. Auch hier hat das Silver Star Team ganze Arbeit geleistet und die 100 Aufgaben sorgen langen Knobelspaß.
Eine weitere Neuerung in dieser Shogi-Software ist ein von Manao Kagawa enthaltener Videokurs, in welchem Manao Kagawa Shogi-Prinzipien erklärt und diese anschließend abfragt. Dieser Videokurs richtet sich allerdings an absolute Anfänger, welche noch keinerlei Erfahrung im Shogi haben. Damit bietet die Software selbst puren Anfängern einen sehr guten Einstieg in das Shogi-Spiel. Spätestens hier sollte man aber schon der japanischen Sprache mächtig sein. Das Japanisch von Manao Kagawa ist allerdings dialektfrei und sehr einfach zu verstehen.
Als Fazit kann ich sagen, dass dieses Silver Star Shogi Programm für mich das bisher beste und rundeste Shogi-Programm ist, das es jemals gab. Durch die vielen Spieloptionen und das „Freispielen“ neuer Gegner ist Langzeitmotivation garantiert. Anfänger finden einen leichten Einstieg und fortgeschrittene Spieler tolle Sparringspartner und innovative Spielmodi.
Für manchen der nun auf den Geschmack gekommen ist, mag die größte Hürde noch immer die japanische Sprache sein. Hierzu möchte ich ein paar Worte sagen. Ich selbst habe Japanisch nur wegen dem Shogi-Brettspiel angefangen zu lernen. Das das war vor etwa 2 Jahren. Ich habe mich in dieser Zeit fast täglich mit der Sprache, der Kultur und dem Land beschäftigt. Als Einstieg hat mir die Buchreihe „Japanese From Zero!“ geholfen und ich kann diese Buchreihe jedem empfehlen, der einen guten Einstieg braucht.
Japanisch ist einfacher zu erlenen als man denkt. Es geht hauptsächlich ums Verstehen und ums Verständigen. Solange man nicht Shakespeare ins Japanische übersetzen möchte, hat man nach wenigen Monaten bereits ein gutes Japanisch-Repertoire, um sich zu verständigen. Gleichzeitig lernt man auf diese Weise eine interessante Kultur und Menschen kennen, welche den eigenen Horizont erweitern.