Shogi Revolution Super Finger 15 im Test

Etwa vier Jahre mussten Shogi-Spieler auf eine neue Version von Shogi Revolution Super Finger (将棋レボリューション 激指) warten. Mit Version 15 wurde das wohl umfangreichste Shogi Spiel- und Analyseprogramm veröffentlicht, an welcher kein Shogi-Spieler vorbeikommt.

Shogi Revolution Super Finger 15

Shogi Revolution Super Finger 15 (将棋レボリューション 激指15) kann man sehr gut mit der Datenbanksoftware Chessbase inklusive Fritz Spielfunktionen vergleichen. Es ist das Tool, mit welchem man sich auf Gegner vorbereiten kann, gleichzeitig eine Vielzahl von Trainingsoptionen anbietet und das Analysieren von Partien zu einem Kinderspiel macht. Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass es diese Software nur in japanischer Sprache gibt und man bei der Installation einige Dinge beachten muss.

Die Vorgehensweise, wie ich sie bereits beim Test von Shogi mit Manao Kagawa – Shogi-Software mit Shogi Lehrgang beschrieben habe (https://schach.computer/shogi-mit-manao-kagawa-shogi-software-mit-shogi-lehrgang/), funktioniert bei Shogi Revolution Super Finger 15 nicht. Zwar lässt sich die Software auf jedem westlichen Windows 7 und Windows 10 System installieren, jedoch wird man bei der Ausführung der Software feststellen, dass die innerhalb des Programms enthaltenen japanischen Schriftzeichen durch Sonderzeichen ersetzt wird, was die ganze Software praktisch unbrauchbar macht.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob man um eine Installation einer japanischen Windows-Version nicht herum kommt, aber es gibt eine sehr einfache Lösung, mit welcher man japanische Software auf jedem westlichen Windows-System mit den japanischen Schriftzeichen zum Laufen bekommt.

Zunächst installieren wir in unserem westlichen Windows unter den Spracheinstellungen das japanische Sprachpaket. Dies ist kostenlos und geht recht schnell.

Windows Japanisches Sprachpaket

Beachten müssen wir hierbei, dass wir die Windows-Anzeigesprache weiterhin auf Deutsch (Deutschland) stehen lassen. Ein komplettes Umschalten auf Japanisch würde zur Folge haben, dass unser komplettes Windows in japanischer Sprache läuft, was ohne tiefgehende Japanisch-Kenntnisse für Einiges an Kopfzerbrechen sorgt. Wir alle kennen den Schabernack, Smartphones von Freunden aus Spaß auf die japanische Sprache umzuschalten. Ohne Kenntnisse der japanischen Sprache ist ein Zurückschalten auf Deutsch ein Glücksspiel.

In den Windows-Spracheinstellungen gehen wir nun in den Punkt Region und wählen Japan als Region aus und als Regionales Format Japanisch. Der zweite Punkt ist notwendig, da japanische Software beim Anzeigen eines Datums das entsprechende Format benötigt. In unserer Software Shogi Revolution Super Finger ist dies beispielsweise bei der Partien-Datenbank der Fall.

Windows Japan Region

Das wars auch schon. Shogi Revolution Super Finger 15 kann nun problemlos auf eurem westlichen Windows gestartet und verwendet werden. Nach dem Programmstart erscheint eine sehr aufgeräumte Oberfläche, welche allerdings eine etwas antiquiertes Menü-Design besitzt. Störend ist es jedoch nicht.

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Alle Funktionen des Programms zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen, weshalb ich mich auf die wichtigsten Funktionen beschränken werde. Schauen wir uns zunächst die Spielmöglichkeiten Menüpunkt (P) an.

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Hier werden uns eine Vielzahl von Spiel- und Trainingsmöglichkeiten angeboten. Über den ersten Menüpunkt (N) können wir eine Partie gegen die Engine starten und hierbei von der Bedenkzeit über die Eröffnung bis hin zum Spielstil so ziemlich alles einstellen, was das Shogi-Spielerherz begehrt. Diese Spieloption ist allerdings eher etwas für Shogi-Spieler, welche schon ziemlich viel Erfahrung im Shogi haben und spezielle Setups gegen die Engine testen möchten.

Anfängern empfehle ich, zunächst auf die zweite Option (R) zurückzugreifen, mit welcher man Ratingspiele startet. Dies hat folgenden Hintergrund. Wir möchten zunächst wissen, wie gut wir überhaupt Shogi spielen und wo unsere Stärken und schwächen liegen. Nach etwa 30-40 Ratingspielen erhalten wir darüber eine gute Übersicht. Klicken wir also auf den zweiten Menüpunkt (R), erscheint folgendes Fenster:

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Oben links stehen uns verschiedene Zeitkontrollen für unsere Ratingspiele zur Verfügung. Für jede Zeitkontrolle gibt es eine separate Auswertung. Grundsätzlich fängt man bei den Ratingspielen mit einem Rating von 14. Kyu an. Das ist das niedrigste Rating, welches in diesem Programm zur Verfügung steht. Je niedriger die Zahl, desto stärker der Computer/Spieler. Während in Japan das Rating von Anfängern bei 10. Kyu beginnt, geht die Spanne bei westlichen Spielern bis 20. Kyu.

Es hat schon was Amüsantes, dass japanische Anfänger grundsätzlich nicht schwächer spielen, als 10. Kyu. 😉

Wir starten also mit 14. Kyu und können uns mit jeder gespielten Ratingpartie nach oben arbeiten. Je nachdem wie erfolgreich wir spielen, steigt und fällt unser Rating. Die gegnerische Engine stellt sich darauf entsprechend ein und bietet uns praktisch immer einen passenden Gegner. Mit jeder Partie die wir spielen, analysiert das Programm auch unsere Stärken und schwächen und gibt diese in einem Netzdiagramm aus:

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Anhand dieses Diagramms können wir erkennen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Die Anzeige ist hierbei unterteilt in:

„Joseki Skill“

„Eröffnungs-Skill“

„Mittelspiel Skill“

„Endspiel-Skill“

„Tsume Matt setzen“

Entsprechend dieses Diagramms können wir unser zukünftiges Training ausrichten. Wenn wir also sehen, dass wir die Eröffnung gut spielen, im Mittelspiel keine Probleme haben, aber am Ende nicht matt setzen können, sollten wir bei unserem Training einen Schwerpunkt auf das Tsume-Shogi (Mattmotive lernen) legen. Shogi Revolution Super Finger bietet hierzu eine Reihe von Tools an. Um einen einfachen Einstieg zu erhalten, wählen wir im Menü (P) das Trainings-Tool (I):

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und können mit dem Lösen von Mattaufgaben Bilder von bekannten Shogi-Spielern freischalten:

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Die ersten Aufgaben sind relativ einfach und die Schwierigkeit nimmt in einem eher gemächlichen Tempo zu. Für das Lernen von Mattmotiven ist dieses Tool auf jeden Fall ziemlich gut. Hat man sich mit den Mattmotiven vertraut gemacht und sein Repertoire ausgebaut, sollte man seine neu erworbenen Kenntnisse direkt an praktischen Stellungen testen. Hierzu wählen wir im Menü (P) die Tsume Rating Challange (H). Es öffnet sich folgendes Fenster:

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Im rechten Optionsfeld können wir den Schwierigkeitsgrad von Anfänger, Fortgeschrittener Spieler und Experte wählen. Bestätigen wir unsere Auswahl, erhalten wir eine typische Endspielstellung, welche wir zum Sieg führen müssen.

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Im Gegensatz zu den Tsume-Aufgaben des vorherigen Tools, gibt es bei diesen Aufgaben keinen vorgegebenen Gewinnweg. Mit den von uns erlernten Matt-Motiven steht es uns frei, wie wir die Stellung zum Sieg führen.

Kommen wir nun zu den Analyse-Funktionen. Nachdem wir eine Partie gespielt haben, können wir diese automatisiert von dem Programm analysieren lassen. Hierzu wählen wir im Menü den Punkt (A) und dort nochmals den Punkt (A):

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Wie bei der automatischen Analysefunktion beim Fritz-Programm, geht das Shogi-Programm nun Zug für Zug durch die Partie und gibt in einem Diagramm Informationen über den Spielverlauf. Gleichzeitig werden alternative Varianten angezeigt und eine Bewertung der einzelnen Züge:

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Die automatische Analyse ist ein sehr gutes Werkzeug, um die Schlüsselmomente in einer Partie zu erkennen und diese in sein Schachtraining einfließen zu lassen.

Kommen wir nun zu einer weiteren Trainingsmöglichkeit, bei welcher man allerdings schon ein paar Kenntnisse von der japanischen Sprache benötigt. Es handelt sich hierbei um sogenannte Trainingspartien, bei welchen eine Schachtrainerin im Verlauf der Partie per Sprachausgabe jeden Zug kommentiert und Tipps gibt. Wir wählen hierzu im Menüpunkt (P) das Trainingstool (G) aus und erhalten folgendes Optionsfenster:

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Neben dem Schwierigkeitsgrad können wir hier auch auswählen, ob unser Gegner mit Handicap spielen soll und ob eine vorhandene Stellung ausgespielt wird oder eine neue Partie. Die verbalen Kommentare sind nicht allzu kompliziert und wer Grundkenntnisse der japanischen Sprache hat, wird mit diesem Tool viel Spaß haben uns Einiges lernen.

Bei den von mir hier vorgestellten Features handelt es sich nur um einen Bruchteil der Funktionen, welche Shogi Revolution Super Finger 15 bietet. Es sind aber genau die Funktionen, welche für Anfänger wohl am besten geeignet sind, um im Shogi besser zu werden. Wer im Shogi zu den besseren Spielern gehört, wird sich über die Möglichkeit freuen, Eröffnungsbücher anzulegen und zu editieren, Stellungen von Weltklasse-Spielern gegen eine 7.Dan CPU fortzusetzen und das automatische Generieren von Mittelspielstellungen nach bestimmten Motiven.

Shogi Revolution Super Finger 15 ist voller Überraschungen und interessanten Tools, welche ich auch in Schachprogrammen wie Fritz gerne sehen würde.

Stellt sich nur noch die Frage, wie man an diese Shogi-Software kommen kann. Es gibt diverse Angebote in englischsprachigen Shops, aber hier zahlt man dann auch bis zu 140 Euro zzgl. Versand. Eine günstigere Möglichkeit ist der Bezug über den japanischen Amazon Store unter folgendem Link: https://www.amazon.co.jp/gp/product/B07SPRBZ8M

Die günstigste und schnellste Möglichkeit ist die Download-Version, aber die gibt es nur direkt über die Herstellerseite: https://book.mynavi.jp/shogi/products/detail/id=104376

Dieser liefert jedoch nur an Kunden, welche einen Wohnsitz in Japan haben. Es sollte aber kein Problem sein, in der japanischen Shogi-Community jemanden zu finden, der einem hierbei hilft.

Soweit mein kleiner Testbericht zu Shogi Revolution Super Finger 15. Bei den nächsten Beiträgen wird dann wieder unser westliches Schach im Vordergrund stehen. 😉

Bis bald

Euer Benny

 

 

 

Ein Gedanke zu „Shogi Revolution Super Finger 15 im Test

  1. Zur Info: das Verfahren funktioniert so bei Win 7 aber nicht gleich bei Win 10 und 11. Um die Schrift richtig anzuzeigen, muss man bei Win 11 das Gebietsschema auf japanisch umstellen. Damit werden Programme, die nicht unicode benutzten beinflusst.
    Noch eine Kleinigkeit: Die Tsume Probleme sind under Menupunkt (P) und dann (T) zu finden 🙂
    Viele Grüße

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