Der Mephisto Modena gehört zu den Snacks, welche ich mir zwischendurch gönne. Mit knapp 2000 ELO ist er ein angenehmer Gegner, dessen Spielweise schon recht listig ist. An einem Abend im Schachcenter war es dann wieder soweit. Ich schaute mir die Schuhmann-Doku Schumanns Bargespräche an und spielte nebenbei eine 15 Min Schnellschachpartie gegen den Mephisto Modena.
Mit den weißen Steinen spielte ich gegen das Französisch des Schachcomputers und wählte einmal mehr meine Nimzowitsch-Bauernopfervariante. Da muss ich wenigstens keine Zeit in die Planfindung investieren. Einfach runterspielen und gut ist. Hier habe ich allerdings nicht mit der Hartnäckigkeit des Modena gerechnet. Immer wieder setze er mich unter Druck. Meine Gewinnabsichten konterte der Modena immer wieder geschickt aus und mit 2 Bauern weniger wickelte ich in folgendes Endspiel mit ungleichen Läufern ab:
ich denke es ist relativ einfach zu sehen, dass ich mit Weiß nun einfach meinen Läufer auf der h3-f8-Diagonale hin und her bewegen muss und das Remis sicher habe. Einfach ausschalten kommt für einen ambitionierten Schachspieler natürlich nicht in Frage. Ich möchte im Display das Remis sehen. Entweder durch dreifache Stellungswiederholung, oder durch die 50 Züge Remis-Regel. Mit gerade mal 2 Minuten auf der Uhr hatte der Modena mit stolzen 6 Minuten einen deutlichen Zeitvorteil. Da ich aber über meine nächsten Züge keine Gedanken verlieren musste, antwortete ich immer a tempo.
Der Modena will kein Remis! Während ich meinen Läufer immer auf den Feldern c5 und b4 hin und her bewegte, versuchte der Modena jeder Stellungswiederholung aus dem Weg zu gehen. Er zog seinen Läufer auf alle möglichen Felder und immer dann, wenn die dreifache Stellungswiederholung so gut wie unausweichlich wurde, schob er seinen König auf ein anderes Feld. Genau einen Zug vor der 50 Züge-Regel schob der Silizium-Knecht dann tatsächlich seine Bauern am Königsflügel nach vorne. „AUA“! Der 50-Züge Zähler stand also wieder bei Null. Die Kiste wollte mich tatsächlich über die Zeit heben!
Es kam schließlich zu folgender Stellung:
Jetzt sollte selbst der Modena ein Einsehen haben und der 50 Züge-Regel nicht mehr ausweichen können. Mittlerweile hatten sowohl der Modena, als auch ich, nur noch knapp eine Minute auf der Uhr. Wild wurden die Läufer von beiden Seiten auf dem Brett herumgezogen. „Du ziehst mich nicht über die Zeit!“ dachte ich mir. Plötzlich geschah dann etwas komplett Unerwartetes. Wir waren bereits bei Zug Nummer 240 in der Partie angekommen und der Modena war am Zug. Es passierte aber nichts. Die Kiste ließ einfach die Zeit herunterlaufen.
Offenbar war der Zugspeicher vom Modena voll 😀
Eins zu Null für mich 😛
Diese Partie ist ein gutes Beispiel dafür, dass jeder Brettschachcomputer seinen eigenen „Charakter“ hat. Der Modena weicht mit allen Mitteln einer Zugwiederholung aus und selbst auf ein Remis gemäß der 50 Züge-Regel hat die Kiste keinen Bock.
Solche Zeit-Rennen kennt man normal nur von menschlichen Spielern, welche einen über die Zeit heben wollen. Gegen die alten Brettschachcomputer macht das Spielen einfach Spaß. Genau diesen Spaß können mir Stockfish & Co nicht bieten und genau das ist das Geheimnis, warum Brettschachcomputer auch heute noch so beliebt sind. 🙂
Bis bald
Euer Benny
Hallo Benny,
bin gerade dabei den Modena 8 MHz auf der Aktivstufe (30-Min-Partien) gegen andere Schachcomputer (Nigel Short, Milano, Dallas …) zu testen.
In bislang 44 Partien lautete in nur sechs Partien das Ergebnis Remis:
3 x durch dreifache Stellungswiederholung — Dauerschach
2 x durch dreifache Stellungswiederholung — unerzwungen
1 x durch die 50-Züge-Regel
MfG
Udo Helscher
Hallo Udo,
Also zwischen dem Nigel Short und dem Milano sind die Unterschiede marginal. Gegen den Dallas wird der Modena wohl gewinnen. Ich persönlich mag diese Kämpfe zwischen Brettschachcomputern nicht besonders. Ich spiele lieber selbst gegen die Kisten 🙂 – Meine Favoriten sind momentan der TASC 30 und der Fidelity V11.
Der Modena eignet sich prima als „Snack“ für zwischendurch.
Viele Grüße
Benny
Hallo Benny,
sehr schön zu lesen, und ich stimme zu: Engines sind nur dann sinnvoll, wenn die Stärke eingeschränkt werden kann.
Derzeit spiele ich mit Genuss mit (gegen?) meinen Novag Constellation. Durch die „Random“-Taste kann ich mehr Spielvariationen abrufen, es wird dann nicht immer der beste Zug genommen, sondern – eben durch Zufall – auch einmal ein anderer.
Dazu kommt der berüchtigte psh-Algorithmus ins Spiel und das Spielen macht auch mit einer Maschine Freude.
Allerdings steh ich von der Speilstärke her ganz woanders, mehr im Anfängerfeld. Und somit ist mein derzeitiges Ziel den Novag auf der untersten Spielstufe regelmässig zu schlagen. 🙂
Gruß, Jörg