Als Sparringspartner ist mir neben dem Fidelity V11 der TASC 30 Schachcomputer eines der liebsten Geräte. Nicht nur, weil der Analysemodus das freie Herumziehen auf dem Brett ermöglicht, sondern auch weil der Spielstil des King-Programms für unterhaltsames und forderndes Spiel sorgt.
Tatsächlich hatte ich ursprünglich vor, gegen das Gideon Programm auf dem TASC 30 zu spielen, jedoch fiel mir erst nach dem EPROM-Wechsel auf, dass ich das falsche Brett mitgenommen hatte. Also Kommando zurück und die 2.5er Version des King Programms ins Modul gesteckt.
Mit 20 Minuten Zeitkontrolle auf der höchsten Spielstufe (Expert-Mode, Kein Easy, Hashs an, Turnierbuch) war meine erste Trainingspartie ein Schlag ins Wasser. Mit den weißen Steinen versuchte ich gegen das Sizilianisch des Blechboliden den Grand Prix Angriff und kam dabei ziemlich schnell unter die Räder. Mein Angriffsversuch am Königsflügel war einfach zu offensichtlich und Schwarz konnte sich dementsprechend mit seinen Entwicklungszügen anpassen. Jeder Zug des TASC 30 verteidigte und griff gleichzeitig an. Keine Chance.
Um gegen das King Programm zu gewinnen, muss man etwas anders vorgehen. Man muss dem Schachcomputer die Chance geben, in unscheinbaren Stellungen schlechte Züge zu machen. Dies bedeutet, dass man seinen Angriff erst langsam aufbaut. Mögliche Opfer, welche die Stellung des Königs aufbrechen, müssen hinter dem Horizont des Rechners liegen. Würzt man diese Idee noch mit für den Gegner verlockend einfach zu nehmendes Material am entgegengesetzten Flügel, erhält man eine genussvolle Partie. Kurzum: Die eigenen Figuren für einen Angriff langsam aufbauen. Gleichzeitig die gegnerischen Figuren vom eigenen König weglocken und anschließend den Todesstoß ausführen.
In der zweiten Trainingspartie ist mir das recht gut gelungen. Wieder war die Bedenkzeit 20 Minuten im stärksten Level und wieder wählte der TASC 30 die Sizilianische Verteidigung. Diesmal nahm ich allerdings Abstand zum Grand Prix Angriff und wählte stattdessen den geschlossenen Sizilianer. Als GPA-Spieler muss man den geschlossenen Sizilianer in- und auswendig beherrschen, da nach einem frühzeitigen a7-a6 der Läuferzug nach b5 für Weiß nicht mehr möglich ist. Die Varianten im GPA mit Lc4 halte ich für minderwertig, weshalb man hier zwangsläufig auf den geschlossenen Sizilianer zurückgreifen „muss“.
Hier die Partie:
Es ist kurios, wie einfach es manchmal ist, gegen den TASC 30 zu gewinnen. In den meisten Trainingspartien muss ich mich bis ins Endspiel quälen, um dann einen halben Punkt rauszuquetschen. Einige Züge und Entscheidungen des TASC 30 in der vorliegenden Partie zeigen ziemlich gut, dass die eigentliche Stärke des King-Programms sehr schnell zur Schwäche werden kann. Beispielsweise ist der Zug 6…Le6 eher fragwürdiger Natur. Mit dem Zug 12…h5 will der TASC aggressiv die Klärung herbeiführen. Genau das macht seinen Stil aus. Er will nach Vorne! Defensive Verteidigung ist nicht sein Fall. Auf ähnliche Weise habe ich vor ein paar Tagen die MM V Emulation auf dem Revelation II zerlegt.
Schachcomputern mit einer Spielstärke über 2100 DWZ muss man mit Material verführen und mit Opfern verwirren. Ein gemütliches Herunterspielen irgendwelcher Varianten die zu ausgeglichenen Stellungen führen reicht nicht. Ist ein Schachcomputer dieser Spielstärke mal im Angriff, lässt sich dieser nur schwer aufhalten.
Bis bald
Euer Benny
Hallo Benny,
Deine kommentierten Schachpartien gegen starke Schachcomputer sind kompetent, ehrlich, selbstkritisch und sehr interessant. Danke!
Danke Tom 🙂
Ich habe noch ein paar Trainingspartien gegen diverse Schachcomputer, welche ich so nach und nach veröffentlichen werde. Momentan spiele ich ziemlich häufig gegen den DGT Centaur. Anfangs war ich etwas skeptisch im Bezug auf das Eröffnungsspiel des Centaur, aber mittlerweile habe ich festgestellt, dass das Gerät eine blumenreiche Auswahl an Eröffnungen im Repertoire hat und die Partien immer sehr reichhaltig und interessant sind. Aber dazu später mehr…
Gruß
Benny