Der DGT Centaur ist nicht nur der perfekte Schachpartner, sondern bietet Bastlern faszinierende Möglichkeiten, diesen mit Features zu erweitern. Beispielsweise kann man den vorhandenen Raspberry Pi Zero problemlos durch einen Raspberry Pi Zero W tauschen und damit den DGT Centaur mit WLAN und Bluetooth aufrüsten.
Wie beim Raspberry Pi üblich, befindet sich das Betriebssystem und die Software zum Ansteuern des Brettes und des E-Ink-Displays auf einer eingesteckten SD-Karte. Um Modifikationen vorzunehmen, benötigen wir allerdings Zugriff auf den root-Account des Betriebssystems. Da das Standard-Passwort des root-Accounts vom Hersteller geändert wurde, müssen wir einen kleinen Hack ausführen. Wir gehen hierzu folgendermaßen vor:
Wir fahren den Pi Zero herunter und entnehmen die SD-Karte mit dem Betriebssystem.
Anschließend stecken wir die Karte in ein Kartenlesegerät an einem Computer und öffnen den Ordner „Boot“.
Mit einem Editor öffnen wir die Datei „cmdline.txt“ und fügen am Ende der ersten Zeile den Zusatz „init=/bin/sh“ an.
Anschließend müssen wir die SD-Karte wieder in den Pi Zero stecken und diesen mit angeschlossenem Bildschirm und Tastatur starten.
Jetzt geben wir in der Konsole den Befehl „mount -o remount,rw /“ und dann „passwd root“ ein. Jetzt können wir ein neues Passwort für den Root-Benutzer festlegen.
Abschließend führen wir die Befehle „sync“ und „exec /sbin/init“ aus.
Wir schalten den Pi Zero aus und stecken die SD-Karte wieder in einen Computer und entfernen den Zusatz aus Punkt 3. wieder.
Beim erneuten Hochfahren können wir uns nun mit dem neuen Passwort anmelden.
Unserer Kreativität ist nun keine Grenze mehr gesetzt. Programmierer können nun nach Belieben so ziemlich alles an der Software modifizieren. Als erstes richtet man das WLAN ein und startet den SSH-Dienst. Nun kann man sich direkt über diese SSH-Schnittstelle mit dem DGT Centaur verbinden. Mit etwas Aufwand und Zeit könnte man auf diese Weise eine Software fürs Onlinespielen programmieren. Oder einfach den automatischen Versand von gespielten Partien per Mail. Auch eine Smartphone-App könnte man entwickeln, welche mit dem DGT Centaur verbunden werden kann. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. 🙂
Allen Kunden, welche technisch nicht so bewandt sind oder sich die Zeit und Arbeit sparen möchten, werden wir die entsprechenden Modifikationen als Service anbieten. 🙂
Als Sparringspartner ist mir neben dem Fidelity V11 der TASC 30 Schachcomputer eines der liebsten Geräte. Nicht nur, weil der Analysemodus das freie Herumziehen auf dem Brett ermöglicht, sondern auch weil der Spielstil des King-Programms für unterhaltsames und forderndes Spiel sorgt.
Tatsächlich hatte ich ursprünglich vor, gegen das Gideon Programm auf dem TASC 30 zu spielen, jedoch fiel mir erst nach dem EPROM-Wechsel auf, dass ich das falsche Brett mitgenommen hatte. Also Kommando zurück und die 2.5er Version des King Programms ins Modul gesteckt.
Mit 20 Minuten Zeitkontrolle auf der höchsten Spielstufe (Expert-Mode, Kein Easy, Hashs an, Turnierbuch) war meine erste Trainingspartie ein Schlag ins Wasser. Mit den weißen Steinen versuchte ich gegen das Sizilianisch des Blechboliden den Grand Prix Angriff und kam dabei ziemlich schnell unter die Räder. Mein Angriffsversuch am Königsflügel war einfach zu offensichtlich und Schwarz konnte sich dementsprechend mit seinen Entwicklungszügen anpassen. Jeder Zug des TASC 30 verteidigte und griff gleichzeitig an. Keine Chance.
Um gegen das King Programm zu gewinnen, muss man etwas anders vorgehen. Man muss dem Schachcomputer die Chance geben, in unscheinbaren Stellungen schlechte Züge zu machen. Dies bedeutet, dass man seinen Angriff erst langsam aufbaut. Mögliche Opfer, welche die Stellung des Königs aufbrechen, müssen hinter dem Horizont des Rechners liegen. Würzt man diese Idee noch mit für den Gegner verlockend einfach zu nehmendes Material am entgegengesetzten Flügel, erhält man eine genussvolle Partie. Kurzum: Die eigenen Figuren für einen Angriff langsam aufbauen. Gleichzeitig die gegnerischen Figuren vom eigenen König weglocken und anschließend den Todesstoß ausführen.
In der zweiten Trainingspartie ist mir das recht gut gelungen. Wieder war die Bedenkzeit 20 Minuten im stärksten Level und wieder wählte der TASC 30 die Sizilianische Verteidigung. Diesmal nahm ich allerdings Abstand zum Grand Prix Angriff und wählte stattdessen den geschlossenen Sizilianer. Als GPA-Spieler muss man den geschlossenen Sizilianer in- und auswendig beherrschen, da nach einem frühzeitigen a7-a6 der Läuferzug nach b5 für Weiß nicht mehr möglich ist. Die Varianten im GPA mit Lc4 halte ich für minderwertig, weshalb man hier zwangsläufig auf den geschlossenen Sizilianer zurückgreifen „muss“.
Hier die Partie:
Es ist kurios, wie einfach es manchmal ist, gegen den TASC 30 zu gewinnen. In den meisten Trainingspartien muss ich mich bis ins Endspiel quälen, um dann einen halben Punkt rauszuquetschen. Einige Züge und Entscheidungen des TASC 30 in der vorliegenden Partie zeigen ziemlich gut, dass die eigentliche Stärke des King-Programms sehr schnell zur Schwäche werden kann. Beispielsweise ist der Zug 6…Le6 eher fragwürdiger Natur. Mit dem Zug 12…h5 will der TASC aggressiv die Klärung herbeiführen. Genau das macht seinen Stil aus. Er will nach Vorne! Defensive Verteidigung ist nicht sein Fall. Auf ähnliche Weise habe ich vor ein paar Tagen die MM V Emulation auf dem Revelation II zerlegt.
Schachcomputern mit einer Spielstärke über 2100 DWZ muss man mit Material verführen und mit Opfern verwirren. Ein gemütliches Herunterspielen irgendwelcher Varianten die zu ausgeglichenen Stellungen führen reicht nicht. Ist ein Schachcomputer dieser Spielstärke mal im Angriff, lässt sich dieser nur schwer aufhalten.
Ende der 70er des letzten Jahrhunderts brachte die Firma Sandy Electronic mit dem Chafitz Modular Game System ein echtes Highlight an Schachcomputer Technologie auf den Markt. Selbst nach Jahrzehnten läuft dieser Schachcomputer noch wie am ersten Tag und überrascht noch immer mit einer für die damalige Zeit bahnbrechenden Spielstärke.
Die meisten Schachcomputer der damaligen Zeit schafften es nur selten, stärker als etwa 1100 DWZ zu spielen. Spätestens im Endspiel offenbarte sich das Grauen und einfachste Mattführungen verstanden die Geräte nicht. Das Chafitz Modular Game System brachte die Wende. Separate Module für Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel sorgten dafür, dass selbst durchschnittliche Vereinsspieler gefordert wurden.
Das Grünfeld Modul sorgte für abwechslungsreiches Eröffnungsspiel. Sargon 2.5 und das Morphy Modul waren zuständig fürs Mittelspiel und das Capablanca Modul überraschte mit pointiertem Endspielwissen. Weiterhin gab es mit dem Borchek-Modul ein äußerst guten Checkers (Dame) Programm und auch Reversi-Spieler kamen mit dem Odin Modul auf ihre Kosten. Für die Zocker und Glücksspieler stellte der Hersteller noch weitere Module bereit, welche Las Vegas Feeling ins Wohnzimmer bringen sollten. Ich selbst kann mit Glücksspielen allerdings recht wenig anfangen, weshalb mein Augenmerk auf die Brettspiel-Module gerichtet ist.
Chafitz Modular Game System mit den Modulen Borchek, Capablanca, Sargon 2.5, Morphy, Odin und Grünfeld
Ich denke es gibt selbst heutzutage für Anfänger keine besseren Gegner, um beim Schach den Hang zum Material zu überwinden. Partien gewinnt man vornehmlich durch spektakuläre Opfer. Gerade das Sargon 2.5-Modul kann man durch aggressives Spiel sehr gut bezwingen. In meiner Testpartie kam es zu folgender Stellung:
Diese Variante im Spanier spiele ich besonders gerne. Die Angriffsmotive sind sehr einfach zu erlernen, aber erfordern Einiges an strategischem Wissen.
Einige Züge später erkennt man, wie sich die Schlinge um den Hals von Schwarz langsam zuzieht. Ziel ist es, den Schwarzen zu Zügen wie c7-c6 oder c7-c5 zu nötigen. Weiß ist bereit, zur Öffnung des königlichen Palastes, Material zu opfern.
Und so kam es, wie es kommen musste. Weiß steckt mit Txc5 die fette Tonne ins Geschäft, aber vorher wird dem schwarzen König mit Dxa6 ein Gruß aus der Hexenküche serviert.
Wenige Züge und ein Läuferopfer später kam es dann zu folgender Stellung. Die materielle Übermacht von Schwarz kann den Ausgang der Partie nicht verhindern.
An dieser Stelle begann das Sargon 2.5 Programm mit Zügen wie Th1+ das unabwendbare Matt hinauszuzögern. Die Niederlage war besiegelt. Gespielt wurde diese Partie auf Level 4, welches ich persönlich als das angenehmste Level empfinde. Der Computer zieht innerhalb von 2-3 Minuten einen Zug, was zu halbwegs hübschen Partien führt. Trotz der Niederlage zeigte das Sargon 2.5 während der Partie interessante Ideen. Erwähnenswert ist hierbei auch, dass das Programm die gegnerische Bedenkzeit nutzt und bei erwarteten Zügen des menschlichen Gegners direkt antwortet. Unterstrichen wird der Spielspaß mit stellungsbezogenen launigen Kommentaren, welche im Display angezeigt werden. Der Speicher für diese Kommentare wurde beim Morphy-Modul für verbessertes Mittelspielwissen genutzt. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob das Morphy-Modul tatsächlich stärker spielt, als das Sargon 2.5 Modul. In meinen Tests konnte ich nur einen Unterschied feststellen. Das Morphy-Programm hängt mehr an seinen Läufern, als das Sargon 2.5-Programm. Taktisch lässt sich das Morphy Modul nach meiner Ansicht einfacher überspielen.
In meiner nächsten Partie wollte ich das Capablanca-Endspiel-Modul testen. Dies stellt sich schwieriger dar, als zunächst gedacht. Als besserer Vereinsspieler gewinnt man seine Partien im Normalfall bereits im Mittelspiel. Ich zog es daher vor, ziemlich viele Figuren zu tauschen und ein Endspiel mit Türmen anzustreben. Es kam zu folgender Stellung:
Das Capablanca Programm kann sogar die Stellungsbewertung anzeigen.
Weiß am Zug steht vor einigen Problemen und die Hoffnung liegt alleine in den beiden verbundenen Freibauern. Das Capablanca-Modul hat in den letzten Zügen die Stellung ziemlich gut zusammen gehalten und zu meinem Erstaunen tatsächlich den b-Bauern in Bewegung gesetzt (b6-b5). Schwarz opferte dann auch diesen Bauern mittels b5-b4 und konnte sich damit den vollen Punkt sichern. Was für erfahrene Schachspieler offensichtlich ist (Bildung eines Freibauern), war vor gut 40 Jahren für Schachcomputer noch Wissen hinter dem Horizont. Die Suchtiefen waren im unteren einstelligen Bereich und wenn ein Opfer nicht nach 2 Halbzügen erfolgsversprechend aussah, wurde es verworfen. Nicht so beim Capaplanca-Modul. Das von diesem Museums-Stück gespielte Opfer auf b4 und die anschließende Endspielführung waren beeindruckend. Diesen Punkte hat sich die alte Kiste redlich verdient.
Zum Schluss habe ich dann noch ein paar Checkers-Partien gegen das Borchek-Programm gespielt:
Hierbei wurde ich nach Strich und Faden ordentlich verdroschen 🙂 Die Kommentare im Display ließen keinen Zweifel aufkommen, dass es dem Programm äußerst viel Spaß machte, meiner Patzerei den Garaus zu machen. Unter anderem musste ich im Display lesen, dass ich doch besser zum Schachprogramm greifen solle. 😉
Ich kann als Fazit sagen, dass es auch heute noch richtig viel Spaß macht, gegen die Pioniere vergangener Zeiten Schach zu spielen. Eine solch liebevolle und robuste Verarbeitung findet man heutzutage nur noch im oberen Preissegment. Ich bin mir sicher, dass auch noch in 100 Jahren jemand diesen Schatz ausgraben wird und mit Freude die Figuren zum Gewinn zieht. Technik die begeistert 😉
Mit dem DGT Centaur hat der niederländische Hersteller einen Nerv bei Schachspielern getroffen. Täglich erhalten wir per Telefon und per Mail Anfragen zu den Funktionen und der Bedienung dieses Spitzen-Schachcomputers. Für unsere Leser und Kunden veröffentlichen wir daher schon vorab exklusiv die englische Anleitung, in welcher der Funktionsumfang und die Bedienung beschrieben wird.
Der DGT Centaur bietet dem Anwender eine Vielzahl von nützlichen Einstellungen. So kann die Schriftgröße genauso einfach wie die Hintergrundbeleuchtung des Displays angepasst werden. Auch die im Display angezeigten Elemente sind frei wählbar, wie etwas die Anzeige des Schachbretts und einem Zugvorschlag.
Der Analysemodus ist besonders interessant. Analysiert man alleine oder in der Gruppe eine Schachpartie, werden auf Wunsch eine Reihe von Alternativzügen mit Bewertung im Display zur aktuellen Stellung angezeigt.
Bemerkenswert ist die Schnelligkeit, mit welcher der DGT Centaur die ausgeführten Züge registriert. Egal wie flott man eine Zugfolge auf dem Schachbrett ausführt, der DGT Centaur lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und erkennt jeden Zug anstandslos.
Schon jetzt ist dieser Schachcomputer für mich ein absolutes Highlight im Jahr 2019.
Das der DGT Centaur nicht nur für Vereins- und Meisterspieler der ideale Schachpartner ist, zeigt folgendes Video. Gespielt wurde auf der Spielwarenmesse eine 10 Minuten Schachpartie auf der niedrigsten Spielstufe. Immer wieder lädt dieser Schachcomputer zu taktischen Scharmützeln ein, was das Spielen ziemlich interessant und abwechslungsreich macht.
Brettschachcomputer aus den 80ern und 90ern sind auch heute noch beliebte Sparringspartner vielzähliger Schachfreunde. Ich selbst teste neue Eröffnungsideen zunächst an den Brettschachcomputern vergangener Zeiten, denn anders als der klinisch saubere Spielstil einer Stockfish-Engine, agieren diese Brettschachcomputer noch richtig menschlich. Ich möchte an dieser Stelle eine typische Eröffnungsfalle zeigen, mit welcher eine Vielzahl der älteren Schachcomputer auf Kreuz gelegt werden kann.
Zur Ausstattung eines Schachcomputers gehört meisten ein Eröffnungsbuch, welches zumindest eine handvoll Züge der gängigen Eröffnungen enthält. In unserem Beispiel spielt der Brettschachcomputer mit Schwarz und antwortet nach 1.e4 e5 2.Sf3 mit 2…Sf6. Die Russische Verteidigung.
Es folgt 3.Sxe5 d6 4.Sf3
Die Zeiten in denen Schachcomputer nach 3.Sxe5 direkt mit 3…Sxe4 antworteten, sind zum Glück schon lange vorbei. Ich bin mir aber sicher, dass der ein oder andere Schachcomputer ohne aktives Eröffnungsbuch auch heute noch den Bauern direkt zurück nehmen würde. 🙂
4…Sxe4
An dieser Stelle galt über eine sehr lange Zeit der Zug 5.d4 als Hauptfortsetzung. Ich muss dazu sagen, dass ich die Varianten nach 5.d4 ewig und drei Tage analysiert habe und im Ergebnis immer Stellungen auf dem Brett hatte, die mir eher mit Schwarz gefielen. Zu allem Übel kam hinzu, dass diese Variante immer tiefer und weiter ausanalysiert wurde und der schachbegeisterte Novize in diesem Variantengestrüpp schnell mal fehlgreifen kann.
Die Erlösung (zumindest für mich) kam im Jahr 2004 bei der Schachweltmeisterschaft zwischen Kramnik und Leko. Statt des Zuges 5.d4 spielte Leko tatsächlich 5.Sc3. Mein erster Eindruck war, dass die Partie doch recht schnell verflachen würde und Weiß zudem auch noch (nach dem Rückschlagen 5…Sxc3 6.dxc3) seinen letzten Zentrumsbauern auf die c-Linie setzt und mit einem Doppelbauern verbleibt. Schnell zog ich parallelen zum Abtausch-Spanier, in welchem Schwarz ebenfalls Doppelbauern auf der c-Linie erhält und als Kompensation das Läuferpaar behält. Aber wo ist die Kompensation für Weiß in der Russischen Verteidigung, in der nach 5…Sxc3 6.dxc3?
Nach langer Analysearbeit und dem Extrahieren der Ideen aus den WM-Partien und anderen GM-Partien war ich überrascht, welche hübschen Ideen es für Weiß in dieser Variante gibt. Das ganze gipfelte Jahre später in einer DVD, in welcher ich mein erarbeitetes Wissen an das lernende Schachpublikum weitergegeben habe: https://www.topschach.de/grandmasters-vernichtung-russischen-vert-p-1982.html
in der Partie gegen den Schachcomputer ging es wie folgt weiter:
Nachdem der Schachcomputer bereits nach dxc3 aus dem Buch war, strebte ich die vorliegende Stellung mit der Gewissheit an, dem Schachcomputer eine kleine Falle stellen zu können. Ich denke die meisten Leser können sich schon denken was nun folgt. Richtig! Der Rechenknecht schlägt tatsächlich mit dem Läufer den Bauern auf a2.
Genau das sind die Fallen, in die Schachcomputer der älteren Generation gerne reintappen. Speziell die Programme von Morsch und Schröder haben ein unbändiges Verlagen, ungedeckte Bauern einzusammeln. Die Konsequenz dieser Habsucht:
11.b3 a5 12.Kb2 a4
An dieser Stelle kann ein hastiger Spieler mit Weiß schnell fehlgreifen. Schlägt man nun den Läufer mit dem König, hat Schwarz keinerlei Probleme und für die „geopferte“ Figur mehr als genug Kompensation in Form von Angriff gegen den weißen König. Richtig ist nur:
13.Ta1!
Nach dem Figurengewinn kann sich Weiß mit seinem Mehrmaterial um den schwarzen König kümmern. Diese kleine aber feine Falle zeigt recht schön, wie man mit der richtigen Eröffnungswahl gegen Brettschachcomputer gewinnen kann. Gib dem Affen Zucker lautet die Devise und dieses taktische Motiv findet man recht häufig auch in anderen Eröffnungen. Die Rechenkraft der Brettschachcomputer war damals um ein Vielfaches geringer und die für solche Fallen nötige Suchtiefe nicht vorhanden. Aber genau das macht diese Schachcomputer so sympatisch. 🙂 Sie spielen menschlich und machen die selben Fehler wie sie viele Vereinsschachspieler machen.
Seit geraumer Zeit sind Anwender von Chessbase Produkten in Sorge um ihre Daten. Immer öfter erreichen mich Meldungen von Benutzern der Fritz-Software, dass diverse Antiviren-Programme bei dem Versuch einer Fritz-Installation Alarm schlagen und auf das Virus (Trojan Horse /Crypt.ZPACK.xxx) hinweisen und die Installation der verweigern.
Chessbase teilte auf eine Anfrage mit, dass diese Meldung seit 16 Monaten bekannt sei, dies aber kein Virus ist, sondern deren Software. Die Virenmeldung würde nach ein paar Updates des Antivirenprogramms von selbst verschwinden.
Für den normalen Anwender ist das eine recht unbefriedigende Antwort, die viel Raum für Spekulationen lässt. Wir vom Team Topschach haben uns die Installationsdatei Setup.exe mal genauer angeschaut. Das dieses Virus bei der Produktion der DVDs im „Presswerk“ auf die Datenträger geschmuggelt haben könnte, kann man ausschließen. Das Virus wäre in diesem Fall nicht in der Datei Setup.exe zu finden, sondern als separate Datei in der Verzeichnisstruktur. Eine zunächst nahe liegende Erklärung könnte auch sein, dass sich beim Erstellen der Installationsdatei bei den Chessbase-Entwicklern dieses Virus mit in die Setup.exe eingeschlichen hat. Da bei Chessbase allerdings routinierte Entwickler arbeiten, schien uns diese Erklärung relativ unwahrscheinlich.
Wir haben also die Setup.exe auseinander genommen und sind zu folgendem Ergebnis gekommen:
Wie alle Software-Unternehmen, versucht auch Chessbase seine Entwicklungen zu schützen. Eine gängige Lösung ist es, die einzelnen Programm-Abläufe Daten mit der Funktion eines „Obfuscator“ zu verschleiern. Damit soll unter anderem verhindert werden, dass ein Dritter (Konkurrent, etc.) Einsicht erhält, wie das Programm genau funktioniert. Und genau das ist der entscheidende Punkt! Autoren von Viren verwenden diese Art des Verschleierns ebenfalls, um Antiviren-Programmen keinen Einblick in die Funktionen des Virus zu geben.
Aber wieso melden verschiedene Antiviren-Programme trotzdem ein Virus bei den Chessbase Produkten? Auch hier ist die Antwort relativ einfach. Schutzsoftware wie beispielsweise von AVIRA prüfen vor der Ausführung von Dateien, ob diese schädliche Funktionen beinhalten. Bei einer durch einen „Obfuscator“ verschleierten Datei, können Antiviren-Programme aber nicht auf die Funktions-Struktur der Datei zugreifen. Die Schutzsoftware erkennt aber, dass die Datei obfuscated (verschleiert) ist und prüft nun, welcher „Obfuscator“ verwendet wurde. Falls nun der selbe „Obfuscator“verwendet wurde, den Autoren von bestimmten Viren verwenden, schlägt das Antiviren-Programm Alarm.
Nun könnte man zwar sagen, dass es sich hierbei um eine „False/Positive-Meldung“ handelt, aber so einfach ist die Sache nicht. Wenn man die Software von Chessbase genau unter die Lupe nimmt, werden speziell die Funktionen verschleiert, die eine Kommunikation mit Servern von Chessbase beinhalten. Ein Laie würde jetzt sagen, dass das doch eine gute Sache ist, wenn die Kommunikation „verschlüsselt“ abläuft. Aber das ist ein Denkfehler. Es ist grundsätzlich sinnvoll, den Datenaustausch zwischen der Chessbase-Software und den Servern zu verschlüsseln und Chessbase macht dies auch. Aber warum verschleiert Chessbase die Funktionen, die für den Datenaustausch zuständig sind? Wenn es sich um rechtlich unbedenkliche Funktionen handelt, müsste man diese nicht Verschlüsseln.
Auch hier haben wir eine mögliche Antwort gefunden. Chessbase setzt unter anderem beim Online-Spielen verschiedene Praktiken zur Erkennung von Cheatern ein. Hierbei kann die Chessbase-Software auf Teile der Umgebung des Anwenders zugreifen. Chessbase verschleiert, um welche Teile der Umgebung es sich handelt. Es kann also gut möglich sein, dass ein Anwender beim Einsatz von Chessbase-Produkten viel mehr „private“ Daten an die Chessbase-Server weitergibt, als sich der Anwender bewusst ist.
Also doch ein Trojaner?
Aktuell haben es sich einige Schachfreunde zur Aufgabe gemacht, mittels eines „Deobfuscators“ Einblick in die verschleierten Funktionen der Chessbase-Produkte zu bekommen. Ein Ergebnis steht noch aus.
Mit der Mephisto Schachakademie brachte die Firma Mephisto den wohl besten Schach-Lerncomputer auf den Markt und noch immer findet man dieses tolle Gerät auf diversen Auktionsplattformen. Zum Leidwesen der Besitzer war die Lebenszeit dieses Schachcomputers offenbar ziemlich begrenzt. War es in einigen Fällen nur die Sprachausgabe die nur noch rauschend den Dienst verrichtete, gab es viel öfter das Problem, dass die Kontakte auf den einzelnen Feldern nicht mehr richtig funktionierten. Auch einzelne Tasten der Menüsteuerung verweigerten von heute auf Morgen den Dienst.
Innerhalb der letzten Jahre hat sich bei mir eine stattliche Summe von 21 Mephisto Schachakademien angesammelt, welche die, mehr oder weniger, immer gleichen Defekte aufweisen.
Unzählige Stunden habe ich damit verbracht, die Geräte wieder zum Laufen zu bringen. Sensoren wurden ausgetauscht, die Spielfeld-Matte gewechselt, usw. – Alles ohne Erfolg.
So landeten die Geräte im Ersatzteillager. Bis zum letzten Wochenende schien das Schicksal dieser Schachcomputer besiegelt.
Während ich an dem besagten Wochenende an der Sprachausgabe meines DGT Pi arbeitete, kam ich auf die Idee, einen Lautsprecher aus einer defekten Mephisto Schachakademie auszubauen und in den DGT Pi zu integrieren. Ich holte also die erst beste Schachakademie aus meinem Fundus, aber bevor ich mich ans Ausschlachten machte, wollte ich die Kiste noch ein letztes Mal prüfen.
Ich nahm das nächstbeste Netzteil, schloss es an und wurde mit den Worten „Willkommen in der Mephisto Schachakademie….“ begrüßt. Soweit nichts Ungewöhnliches. Als ich nun aber die Drucksensoren mit meinen Fingern zur Zugausführung drückte, wurde der Zug anstandslos vom Schachcomputer akzeptiert. Zufall? Um sicher zu gehen, spielte ich aus dem Kopf gegen das Gerät einige Züge und konnte tatsächlich keine Fehler feststellen. Da hat es sich die Kiste kurz vorm Ausschlachten wohl nochmal anders überlegt. Glück gehabt. So holte ich die nächste vermeintlich defekte Schachakademie aus dem Lager und, oh Wunder, auch diese funktionierte plötzlich tadellos.
Nach etwa 6 Geräten die plötzlich wieder einwandfrei funktionierten, wollte ich es genauer wissen und schaute mir die Angaben auf dem Netzteil an. Die einzelnen Schachakademien wurden tatsächlich mit satten 12 Volt beschossen. Laut Herstellerangaben begnügen sich die Geräte mit 9 Volt und an solche Vorgaben sollte man sich normalerweise halten. Ich wechselte auf einen geeichten 9 Volt Adapter und siehe da, die Schachakademien hatten wieder die Probleme mit den Feldsensoren.
Nachdem ich auch die restlichen Akademien mit einem 12 Volt Adapter getestet habe und am Ende alle Geräte einwandfrei funktionierten, war ich auf der einen Seite erleichtert, aber konnte auf der anderen Seite mein DGT Pi nun doch nicht mit einem internen Lautsprecher beglücken. 😉
Wie lange die 12 Volt bei den Schachakademien für Spielspaß sorgen, weiß ich nicht. Einen 48 Stunden Dauertest hat ein Testgerät aber ohne Probleme überstanden.
Ich vermute, dass einige Bauteile auf der Platine (Kondensatoren, etc.) die normalen 9 Volt nicht mehr ausreichend an andere notwendig Bauteile weitergeben und die Defekte auf Grund von Unterspannung resultierten.
Falls also auch bei euch die ein oder andere defekte Schachakademie im Keller ihr letztes Dasein fristet, kann es gut sein, dass mit einem 12 Volt Adapter nochmal Leben in den wundervollen Schachcomputer eingehaucht werden kann. Einfach mal ausprobieren.
Die Spielwarenmesse in Nürnberg gehört zu den Highlights eines jeden Jahres. Uns persönlich interessiert hier hauptsächlich der Bereich Schach und Schachcomputer und unser erster Anlaufpunkt war der Messestand von DGT.
Schon im letzten Jahr wurde der Schachcomputer DGT Centaur vorgestellt, aber damals als reine Demo-Version. Spielen könnte man mit dem Teil noch nicht. Kurz nach der Messe 2018 hatten wir aber Gelegenheit, als erster Schachhändler das Gerät zu testen (Bericht hier) und waren nun gespannt, was sich seither bei der Entwicklung des DGT Centaur getan hat.
Am Stand angekommen, wurden wir sehr herzlich empfangen und zu meiner Überraschung sah ich Ossi Weiner im Gespräch mit Hans Pees. Das ist insofern bemerkenswert, da die Firmen Millennium und DGT auf dem Schachcomputer-Markt direkte Konkurrenten sind.
Die nächste Überraschung war die Anwesenheit von Schachcomputer-Sammler Alwin Gruber. Erst vor ein paar Wochen war er bei uns im Schachcenter und auch ihn hat es gereizt, den neuen DGT Centaur unter die Lupe zu nehmen.
Mit im Gepäck hatte ich unseren freien Mitarbeiter André Krupke. Seinerzeit Mitentwickler des europäischen Moduls Columbus der Internationalen Raumstation (ISS) und noch immer beim DLR tätig, kennt er sich in Sachen Technik hervorragend aus. Als Schachspieler nahm er sich sogleich auch den DGT Centaur vor und spielte eine Partie.
Das Spielen ging leicht von der Hand und auch ungenau gesetzte Figuren erkannte der DGT Centaur schnell und zuverlässig
André hatte gegen den DGT Cenatur nicht wirklich große Probleme und holte für uns den ersten Punkt. Nun war es an mir, es ihm gleich zu tun und so nahm auch ich diesen Schachcomputer unter die Lupe.
Was die Optik betrifft, habe ich gehofft, dass man die LED-Ringe unter den Feldern nur dann sieht, wenn diese auch Leuchten. Insgesamt wurde das verbessert, aber zu 100% war ich auf den ersten Blick damit nicht ganz zufrieden. Beim Spielen stört das aber nicht und nach ein paar Partien fällt es einem auch nicht mehr auf.
Ich startete meine erste Partie im Friendly-Modus und war über die Gegenwehr des ELO-Boliden ziemlich überrascht. Die Kiste spielte richtig gut und im Gegensatz zur André, kam ich in meiner ersten Partie nicht wirklich voran. Verzweifelt wickelte ich in ein ausgeglichenes Endspiel ab.
Hierbei war interessant zu beobachten wir der DGT Centaur Endspiele behandelt. Nur ab und zu zog er nicht die besten Züge, aber das was er machte war immer noch gut genug, das Schiff nicht untergehen zu lassen.
Als nächstes interessierte mich, wie der DGT Centaur eine brandaktuelle theoretische Stellung bewertet, die aus dem Budapester Gambit ensteht. Ich schaltete hierzu in den Analysemodus und führte recht flott die Eröffnungszüge für beide Seiten auf dem Brett aus. Auch hier hatte der DGT Centaur keine Probleme, meinen Zügen zu folgen. Sehr gut! Es kam zu folgender Schlüsselstellung:
Schwarz am Zug. Der aktuelle Stand der Theorie empfiehlt hier den Zug Kg8-h8. Ziemlich tiefe Analysen dieser Stellung die ich in den letzten Wochen vorgenommen habe, zeigen aber, dass Schwarz mittels dem Zug b7-b6 ziemlich gute Chancen hat, auf den vollen Punkt zu spielen.
Mit einem Score von +0.46 sieht sich der DGT Cenatur im Vorteil und empfiehlt für Schwarz den Zug Lh5. Leider wird hierzu nicht die Suchtiefe angezeigt, was etwas mehr Aufschluss über diese Empfehlung geben würde.
Mit der Anzeige eines Zugvorschlags gibt sich ein Vereinsspieler aber nicht zufrieden und hier hat sich DGT ein nettes Feature einfallen lassen. Drückt man in dieser Stellung die HINT-Taste, bekommt man direkt eine Reihe von Zugvorschlägen mit Bewertung.
Diese Zugvorschläge decken sich mit meinen Analysen, wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Für mich ein sehr schönes Feature, da man für sich selbst oder in gemütlicher Runde im Schachverein einfach verschiedene Eröffnungsvarianten aufs Brett bringen kann und damit interessante Ideen diskutiert werden können.
Noch immer etwas unzufrieden mit dem Ergebnis meiner gespielten Schachpartie gegen den DGT Centaur, versuchte ich es nun noch einmal, den Schachcomputer von meinen Schachkünsten zu überzeugen. Diesmal hatte ich mehr Glück! Hatte der DGT Centaur in meiner ersten Schachpartie noch in allen Bereichen recht gut gespielt, zeigte das Gerät diesmal verdientes Mitleid 🙂 und stand schon nach den ersten Zügen ziemlich schlecht. Die Partie hing für den DGT Centaur immer am seidenen Faden und immer hielt das Programm die Stellung gerade so zusammen. Am Ende konnte ich mich aber dann doch durchsetzen. Von dieser Partie gibt es auch ein Video, welches diesem Artikel später hinzugefügt wird.
Kommen wir noch zu ein paar bemerkenswerten Details. Ohne Figuren ist der Schachcomputer federleicht und eignet sich damit perfekt, um ihn auf Reisen mitzunehmen. Der eingebaute Akku hält für gute 12 Stunden Dauerbetrieb und ist innerhalb von 30-45 Minuten mit dem beigefügten Netzteil wieder voll aufgeladen.
Im Lieferumfang enthalten sind zwei zusätzliche Damen (eine für Schwarz und eine für Weiß).
Geliefert wird der DGT Centaur in einer ebenso leichten wie funktionalen Verpackung: